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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mache ich mit. Der Anzug des Großen ist so gut, daß ich mir aus demselben den kostbarsten Staat nähen kann. Roulin darf natürlich nichts wissen.“
    „Gott bewahre! Also du bekommst hundert Dollars und die Anzüge und ich das übrige und die Pferde!“
    „Einverstanden!“
    „Hast du noch Gift für das Fleisch?“
    „Ja. Davon aß damals der Engländer auch. Hei, wie, er sich krümmte und wand, als das Gift ihm die Gedärme zerriß!“
    Die Alte kicherte leise vor sich hin. Ihr Gesicht war jetzt in wirklich teuflischer Weise verzerrt. Dieses Weib war jedenfalls eine noch viel schlimmere und gefährlichere Kreatur, als Juanito selbst.
    „So richte es zu“, sagte dieser. „Die Señores werden Hunger haben.“
    „Ihr wohl auch? Eßt aber ja nicht davon!“ lachte sie. „Sonst beerbe ich euch alle drei.“
    „Fällt mir nicht ein! Ich werde das Fleisch holen.“
    Als er hinaustrat, blieb er stehen. Es war ihm gewesen, als ob ihn leiser Luftzug treffe, geradeso, als wenn jemand heimlich an einem vorüberhuscht. Er lauschte. Da er aber weder etwas sah noch hörte, ging er weiter, die Treppe hinab und in den Hof, wo sich die Vorratskammer befand.
    Und doch hatte er sich nicht getäuscht. Eine weibliche Person hatte an der Tür gestanden und gelauscht. Als er herauskam, war sie schnell einige Schritte zurückgewichen und dann bewegungslos stehengeblieben, bis er beruhigt seinen Weg fortsetzte.
    Da huschte sie weiter. Sie hatte es anscheinend eilig und durfte keine Minute Zeit verlieren. Darum wurden ihre Schritte lauter, als sie sich ihrem Ziele näherte. Das war es, was Steinbach gehört hatte, als er nach der Tür hinhorchte. Da trat sie ein. Der Schein des Lichtes fiel voll auf sie.
    Ihre Kleidung zeugte nicht von auf sie verwandter Sorgfalt, sie sah vielmehr abgerissen und schmutzig aus; dennoch aber machte die Person keinen üblen Eindruck. Man sah ihr auf den ersten Blick die Spanierin an.
    „Was wollt Ihr, Señora?“ fragte Steinbach, als sie einige Sekunden lang wortlos an der Tür stehenblieb.
    Da legte sie die Hand an den Mund und raunte ihm ängstlich zu:
    „Leise, leise, Señor! Man darf nicht wissen, daß ich zu euch komme.“
    „Gut, mein Kind“, sagte er nun leise. „Also, was habt Ihr uns zu sagen?“
    „Ich will euch warnen.“
    „Vor wem?“
    „Vor Juanito und der Alten. Sie wollen euch beide vergiften.“
    „Alle Teufel!“
    „Ja, mit Fleisch, er holt es eben.“
    „Dachte mir so etwas! Weißt du es genau?“
    „Ja. Ich sah euch kommen. Ich dachte, ihr könntet mich retten. Darum schlich ich mich aus meiner Stube und horchte. Da hörte ich, daß sie schon einen Engländer vergiftet haben –“
    „Das wird immer besser!“
    „Und daß sie auch euch töten wollen, weil ihr einige hundert Dollars bei euch habt. Das alte Weib soll hundert Dollar und eure Anzüge bekommen.“
    „Du sagst, daß du Rettung von uns erwartest. Wer bist du denn, Kind?“
    „Ach Gott, ich bin ein armes, unglückliches Mädchen –“
    Sie hielt inne und drückte die Hände an die Augen, aus denen sofort die Tränen kamen.
    „Ich wurde hier die Herrin. Aber das dauerte nicht lange, denn es gab noch eine andere, der ich weichen mußte. Ich wurde eingesperrt, damit sie mich nicht sehen solle, dennoch aber erfuhr ich ihren Namen.“
    „Wie hieß sie?“
    „Magda.“
    „Magda Hauser?“
    „Ja, so war es. Sie sollte an meine Stelle treten. Aber sie war nicht so leichtgläubig wie ich und wehrte sich. Da hat er sie fortgeschafft, und seitdem darf ich meine Kammer wieder verlassen.“
    „Auch das Haus?“
    „O nein. Wer dieses Haus einmal betreten hat, der kommt nicht wieder hinaus. So wird es wohl auch mit mir werden. Ach, mein Gott! Ich ahne, was man mit mir vor hat.“
    „Darf ich das wissen?“
    „Ich weiß es selbst nicht genau, und es ist auch so schrecklich, daß ich es lieber nicht glauben möchte. Ich möchte gern denken, daß ich falsch gehört habe. Aber das ist doch auch nicht möglich, denn ich habe alles ganz genau verstanden, was Roulin und Juanito miteinander sprachen.“
    „Was war das?“
    „Ich soll ins Bergwerk kommen.“
    „Alle Teufel!“
    „Ja, dort müssen sie arbeiten, bis sie eines elenden, jammervollen Todes sterben.“
    „Das ist satanisch!“
    „Sie bekommen das Tageslicht niemals zu sehen.“
    „Wo ist das Bergwerk?“
    „Ich weiß es nicht. Der Eingang zu demselben aber muß hier im Haus sein.“
    „Meinst du, daß das Quecksilber hier im Berg gegraben

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