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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wird?“
    „Ja. Man hört zuweilen des Nachts von oben herab Stimmen ertönen.“
    „Schön, schön! Sollte der Eingang im Keller sein?“
    „Einen Keller gibt es hier nicht.“
    „So! Ah, ich habe da einen Gedanken! Etwa in der Zisterne? Neben dieser ist die Leiter.“
    „Die ist oftmals weg.“
    „Wohin?“
    „Das weiß ich nicht. Ich darf mich ja um gar nichts kümmern. Ich darf auf nichts aufpassen. Wenn man so etwas bemerkte, würde ich sogleich wieder eingesperrt werden.“
    „Wie viele Personen bewohnen dieses Haus?“
    „Jetzt nur drei: Juanito, die Alte und ich.“
    „Sehr gut. Also du wünscht dich fort von hier?“
    „Ja. Ich will lieber tot sein, als hierbleiben.“
    „So verspreche ich dir, daß ich dich mit von hier fortnehme, mein Kind.“
    „Wann, o Señor?“
    „Sobald ich selbst gehe. Das kann schon in dieser Nacht sein. Wo ist deine Kammer?“
    „Ganz hinten, wo der linke Flügel an den Felsen stößt. Neben der Treppe, die empor zum platten Dach führt.“
    „Deine Tür ist offen?“
    „Ja, seit diese Magda fort ist.“
    „Wie unvorsichtig von Juanito! Da kannst du doch leicht entfliehen.“
    „O nein. Fenster nach außen gibt es ja nicht.“
    „Aber die Haupttür!“
    „Ist stets verschlossen. Und den Schlüssel gibt die Alte nicht aus der Hand.“
    „Wo hat sie ihn?“
    „Stets auf der Brust, auf dem bloßen Leib unter dem Hemd – um Gottes willen! Er kommt!“
    Das Mädchen huschte hinaus und versteckte sich in die nächste Ecke. Da es draußen auf dem Gang dunkel war, konnte Juanito es nicht sehen und trat ahnungslos in den ‚Saal‘.
    „Señores“, sagte er, „ich habe den Befehl erteilt, daß euch eine Abendmahlzeit bereitet werde.“
    Jetzt, da Steinbach erfahren hatte, daß nur drei Personen dieses Haus bewohnten, war er überzeugt, daß er seinen Plan mit Leichtigkeit ausführen könne; er brauchte sich also gar nicht zu genieren. Darum nahm er kein Blatt vor den Mund und sagte:
    „Worin wird dieses Mahl bestehen?“
    „In Braten.“
    „Wer brät ihn?“
    „Die Schließerin.“
    „Danke sehr. Brr!“
    „Wie meint Ihr das?“
    „Daß wir nichts essen werden, was diese Person berührt hat.“
    „Oh, sie ist sehr sauber.“
    „Das habe ich gesehen. Sie starrt vor Schmutz.“
    „Ihr müßt bedenken, daß Ihr Euch nicht in New York oder San Franzisco befindet, Señor.“
    „Meint Ihr, daß man nur an diesen beiden Orten reinlich sein könne?“
    „Nun gut; ihr seid meine Gäste, und so muß ich euch jeden Gefallen tun. Ich werde euch eine andere Köchin besorgen.“
    „Habt Ihr denn eine andere?“
    „Oh, mehrere. Es wohnen noch einige junge Señores und Señoritas hier, Verwandte von Señor Roulin, die auf Besuch sind. Diese Damen werden mir gern den Gefallen tun.“
    Das war eine Lüge. Dennoch tat Steinbach, als ob er es glaube. In zutraulichem Ton fuhr Juanito fort:
    „Aber macht es euch doch bequem. Legt eure schweren Waffen fort.“
    „Werden wir auch während der Nacht in diesem Saal bleiben?“
    „Nein.“
    „So legen wir die Waffen hier nicht ab. Ein guter Jäger ist gewohnt, sich nur an der Ruhestelle von seinen Waffen zu trennen.“
    „So werde ich euch sofort eure Zimmer anweisen.“
    „Unsere Zimmer? Wir brauchen nur eins.“
    „Es soll jeder eins bekommen.“
    „Wir danken! Wir sind gewohnt, beieinander zu schlafen.“
    Juanito zog die Stirne kraus, beherrschte sich aber doch und sagte:
    „Ich kann euch die Bequemlichkeiten freilich nicht aufzwingen. Bleibt also meinetwegen beisammen, wenn ihr es nicht anders wollt. Erlaubt mir nun, euch nach eurem Zimmer zu bringen.“
    Juanito ergriff das Licht und schritt, den sogenannten Saal verlassend, seinen Gästen voran, nach dem rechten Flügel des Gebäudes. Dort schloß er eine eiserne Tür auf und ließ die beiden eintreten. Die Stube war klein. Sie hatte nicht einmal eine Mauerscharte als Fenster. Wer hier eingeschlossen wurde, der war gefangen, ohne nur einen Mund voll frische Luft atmen zu können. Dieser Gedanke kam Steinbach. Darum warf er sofort einen Blick nach der Decke empor. Was er da sah, das beruhigte ihn sehr. Die Decke war nämlich nicht hoch und bestand nur aus einfacher Dachpappe, die man von Mauer zu Mauer gelegt hatte. Hier in diesem regenarmen Klima genügte dies vollständig.
    Ein Tisch stand in der Mitte des Raums, und außerdem befanden sich dort noch zwei alte Stühle.
    „So setzt euch, Señores“, sagte Juanito, „ich werde euch Decken für das Lager

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