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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vermutung, daß er der Stall sei, nur durch einige eiserne Haken unterstützte, an welche die Pferde angebunden wurden.
    „Gibt es hier im Tal denn Futter für die Tiere?“ fragte Günther.
    „Keinen Halm. Wir füttern Mais, den wir natürlich sehr weit herholen müssen.“
    „Und Wasser?“
    „Auch sehr wenig. Es gibt im Tal keine Quelle und keinen fließenden Tropfen. Wir müssen den Regen dort in der Zisterne sammeln, um Wasser zu haben. Leider aber regnet es hier so selten.“
    Steinbach trat an die Zisterne. Das war ein tiefes, viereckiges Loch. Er konnte nicht auf den Grund blicken, aber es kam ihm ein Geruch von fauligem Wasser entgegen, der ihm allen Appetit sofort verleidete. Er wandte sich wieder ab und bemerkte nur noch, daß neben der Zisterne eine lange und sehr starke Leiter lag.
    „Jetzt kommt, Señores“, meinte Juanito. „Wir wollen nach dem Saal gehen.“
    Er schritt auf eine ziemlich breite, steinerne Treppe zu, die er emporstieg. Die anderen folgten natürlich. Droben öffnete er eine Tür. Das war der Eingang in den Raum, den Juanito ‚Saal‘ genannt hatte. Dieser war nur eine Stube, in der ein alter Tisch nebst einigen Stühlen stand. Zwei Mauerscharten bildeten die Fenster, boten jetzt aber kein Licht, da die Dämmerung hereingebrochen war. Darum brannte Juanito eine Kerze an, die auf dem Tisch stand. Der Leuchter bestand aus einer großen Kartoffel, in die für das Licht ein Loch geschnitten war.
    „So!“ sagte Juanito. „Willkommen also, Señores! Setzt euch und macht es euch bequem. Ich gehe für einen Augenblick fort, werde aber schnell wiederkommen.“
    Dann entfernte er sich und schloß die Tür. Die beiden Deutschen aber blickten sich fragend an und brachen in ein unterdrücktes Lachen aus.
    „Das ist der Saal!“ sagte Günther. „Verteufelt komfortabel ist er! Eine solche Pracht habe ich hier gar nicht erwartet.“
    „Ich glaube, wir werden noch auf das verschiedentlichste überrascht werden. Eigentlich ist es nicht zum Lachen.“
    „Nein, gar nicht. Was sagst du zu der Alten?“
    „Des Teufels Ur-Ur-Urgroßmutter.“
    „Zum mindesten. Und dann der Eingang. Als ich das Pferd hinter mir hereinzog, kam ich mir vor, wie der Gimpel, der in die Falle geht.“
    „Ich mir ebenso. Und in der Falle stecken wir, das unterliegt gar keinem Zweifel.“
    „Du meinst wirklich, daß er uns nach dem Leben trachtet?“
    „Gewiß.“
    „Wir sind doch seine Retter.“
    „Das ist dem Kerl höchst gleichgültig. Er fragte so angelegentlich nach unserem Geld und wollte uns auf keinen Fall mitnehmen, als er aber hörte, daß wir englische Noten eingesteckt haben, da war er sofort bereit, da verbot er sogar seiner Mutter das Wort.“
    „Und wie er nach den Waffen fragte!“
    „Jedenfalls nicht ohne Absicht. Wir müssen auf der Hut sein. Zunächst gilt es zu erfahren, wie viele Personen sich hier befinden. Ich bin überzeugt, daß wir den Aufenthalt – pst! Man kommt!“ –
    Juanito war aus dem Zimmer getreten und in dem jetzt dunklen Gang, in den verschiedene eiserne Türen mündeten, fortgegangen bis zu einer Türe, die nur anlehnte und hinter der sich Licht befand. Er trat durch sie in ein niedriges Gemach, in dem die Alte auf einem Schemel saß und im Begriff stand, sich einen alten, abgebissenen Pfeifenstummel mit Tabak zu stopfen.
    „Ist während meiner Abwesenheit etwas passiert?“ fragte er.
    „Nein.“
    „Auch mit Annita nicht?“
    „Sie hat sich sehr ruhig verhalten. Ich denke, Ihr wolltet heute fortbleiben!“
    „Ich traf die beiden Kerle und mußte mit ihnen hierher zurück.“
    „Was wollen sie?“
    „Quecksilber kaufen.“
    „Die Ware liegt ja bei Eurer Mutter!“
    „Ganz richtig. Ich weigerte mich auch, die Leute mit nach dem Tal zu nehmen. Aber zuletzt dachte ich doch – hm! Ich muß dir etwas sagen.“
    „Heraus damit!“
    Die Alte hielt den Stummel an das Licht, setzte den Tabak in Brand und begann zu qualmen.
    „Weißt du noch, damals, der Engländer –“
    „Hm, ja“, nickte sie, indem sie ihn verständnisinnig angrinste. „War er nicht ein fetter Braten?“
    „Sehr fett.“
    „Es sollte doch wieder einmal so einen geben.“
    „Lieber zwei, anstatt nur einen.“
    „Wie meint Ihr das? Zielt das etwa auf die zwei, die da jetzt gekommen sind?“
    „Ja.“
    „Haben sie Geld?“
    „Mehrere hundert Dollars.“
    „Sapperment! Wieviel soll ich bekommen?“
    „Volle hundert.“
    „Und die Kleider, die Kleider!“
    „Meinetwegen.“
    „Da

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