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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vom Militär umzingelt wurde. Die Ärmsten beschlossen, sich nicht zu ergeben, sondern lieber zu sterben. Sie stürzten sich in das Wasser des Flusses und ertranken alle.“
    „Schrecklich!“
    „Ja. Dies hat einen solchen Eindruck auf die beiden gemacht, daß sie das Gelübde ablegten, fortan einen jeden würdigen Flüchtling zu retten. Seit jener Zeit sind von ihnen hunderte glücklich über die Grenze gebracht worden. Jetzt vor einiger Zeit kam der Schamane auf den Gedanken, daß das alles für uns leichter sein würde, wenn ich die Frau eines russischen Offiziers wäre, und so mußte mein Vater ihm versprechen, daß ich das Weib des Rittmeisters werden solle, um alles, was gegen die Verbannten unternommen wird, sofort zu erfahren.“
    „Wie kurzsichtig! Wenn es einmal entdeckt worden wäre, daß du die verächtliche Rolle einer Spionin, einer Verräterin gespielt hättest, was wäre dein Los und dasjenige deines Mannes geworden? Lebenslängliche, unterirdische Arbeit in den Bergwerken von Nertschinsk.“
    Karpala schauderte.
    „Ich? Eine Fürstentochter?“
    „Pah! Diese Würde gilt nichts mehr, sobald du die Frau eines russischen Soldaten wirst. Du wärest Frau Rittmeister gewesen, weiter nichts.“
    „So ist's wahrhaftig ein großes Glück, daß ich mich so gegen diesen Plan gesträubt habe.“
    „Ganz gewiß. Du wärst einem Elend verfallen, aus dem es keine Rettung gegeben hätte. Jetzt kannst du für die Unglücklichen viel mehr tun, als wenn du die Frau dieses brutalen, feigen, ordinären Menschen wärst.“
    „Ja, ich gebe dir recht. Gerade jetzt haben wir einen Zug nach der Grenze vor. Aber es fehlt uns etwas, was wir uns hier holen wollten, nämlich Waffen. Für die Flüchtlinge ist es ja die Hauptsache, daß sie bewaffnet sind. Sie müssen sich mit Hilfe der Waffen ihrer Verfolger erwehren und ihre Nahrung schießen. Ohne Waffen sind sie dem Hungertod preisgegeben. Wir brauchen also Flinten, Pulver und Blei für sie und auch uns.“
    „Könntet ihr das alles nicht im Kauf bekommen?“
    „Man verweigert es uns.“
    „So wollt ihr es euch stehlen?“
    „Ja.“
    „Nicht übel! Das Ding kann mir gefallen. Die Geschichte fängt an, mich zu interessieren.“
    „Das freut mich, lieber Sam!“
    „Natürlich, denn ich soll euch doch wohl mit mausen helfen.“
    „Oh, das ist's, was ich dir nicht gut sagen konnte. Nun hast du es selbst erraten.“
    „Prächtig! Höre, Karpala, habe ich denn wirklich so ein fürchterliches Spitzbubengesicht?“
    „O nein, eben gar nicht! Du hast das ehrlichste Gesicht, das mir jemals vorgekommen ist.“
    „Donnerwetter! Und dennoch mutet ihr mir zu, daß ich mit euch mausen soll!“
    „Ja“, lachte sie.
    „Vielleicht gar einbrechen!“
    „Einbrechen müssen wir, ganz richtig, sonst kommen wir nicht dazu.“
    „Na, ihr seid mir ein schönes Volk!“
    „Ihr? Wen meinst du?“
    „Euch Tungusen, euch alle, die ihr daran denkt, mich mit in diese famose Spitzbüberei zu verwickeln.“
    „Oh, kein Mensch weiß von meinem Plan etwas. Ich allein habe daran gedacht, und ich bin es auch, die sich an dich wendet, ohne daß ein anderer eine Ahnung davon hat. Also, bitte, bitte, willst du?“
    „Kind, wie soll ich diese Frage beantworten? Ich weiß doch noch gar nicht, um was es sich handelt.“
    „Nicht? Habe ich es dir denn noch nicht gesagt?“
    „Kein Wort.“
    „Nun, der Kreishauptmann hat Pulver und Blei in Menge und auch Gewehre mit passenden Formen zum Gießen der Kugeln.“
    „So! Wo befindet sich denn die Niederlage?“
    „Im Regierungsgebäude, neben seiner Schlafstube.“
    „Sapperment! Da schläft er also neben dem Pulvermagazin. Wie gefährlich!“
    „O nein! Es darf kein Mensch hinein, nicht einmal seine Frau. Und er geht natürlich nur am Tag hinein, nicht des Abends, wenn er Licht brauchen würde.“
    „Hm! Und du meinst, mein Liebchen, daß ich da in das Kabinett einbrechen soll? Sapperment! Ich muß doch ein verfluchter Einbrecher sein! Mir zuzumuten, ein ganzes Gewehrkabinett nebst Pulverkammer auszuräumen, wo nebenan der Kreishauptmann schläft! Netter Kerl, der dicke Sam!“
    „Oh, du bringst es fertig, du mit deinen beiden Freunden!“
    „Also die haben auch solche Galgengesichter!“
    „Scherze nicht! Willst du, Sam? Du rettest dadurch viele Verbannte vom Untergang.“
    „Wetterhexe! Ja, ich will für dich zum Spitzbuben werden. Ich will! Also heute noch wird im Regierungsgebäude eingebrochen! Aber Vorsicht ist nötig. Ja, wenn

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