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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht geschaffen ist. Darum ist es am allerbesten, der Nachtwächter gibt sich gar nicht mit der Diplomatie ab.“
    „Ganz richtig, denn Nachtwächter sind wir jetzt hier. Aber eins sage ich dir: So ganz mit einem blauen Auge, wie du denkst, dürfen sie nicht davonkommen. Wir haben ja unsere Peitschen hier am Gürtel hängen. Wozu wären dieselben da? Als Zahnstocher können wir sie nicht gebrauchen. Der Rittmeister soll noch zehn Hiebe aus dem Effeff erhalten und dann sein Alter das gleiche Maß wie er, also dreißig. Wenn sie heute im Tungusenzelt sitzen, sollen sie vor Wonne hin und her rutschen und Gesichter schneiden wie die Nußknacker. Uns vergiften zu wollen! Dieser Gedanke ist so verrückt, daß man ihn gar nicht für möglich halten sollte. Wenn sich diese Kerle einbilden, wir seien so dumm, uns von ihnen wie Ratten vergiften zu lassen, so müssen sie eben bestraft werden, und zwar durch eine ganz gehörige Tracht Prügel. Nicht die Gerechtigkeit für ihren Mordversuch, sondern die Bestrafung für ihre Einbildung erfordert das.“
    „Ja“, stimmte Sam bei. „Drei solche alte, erfahrene Prärieläufer, wie wir sind, noch dazu nachdem ich ihnen in allen Stücken den Rang abgelaufen habe, wie räudige Hunde vom Leben zum Tod bringen zu wollen, ohne uns zuzutrauen, daß wir den vergifteten Köder riechen, das ist freilich stark!“
    „Darum Prügel! Nicht wahr, alter Jim? Habe ich recht?“
    „Ja, Haue müssen sie haben, daß die Schwarte knackt!“ stimmte Jim bei.
    „Nun gut! Das ist also abgemacht. Jetzt aber, Sam, wie packen wir sie eigentlich?“
    „Das ist sehr einfach. Ich wette, daß sie schon jetzt zu Pferd sitzen und irgendwo stecken, um aufzupassen, wann wir aufbrechen. Wir reiten also fort, ohne uns um sie zu bekümmern. Sie werden uns schon folgen und draußen auf der ebenen Steppe zu uns stoßen. Da sind wir natürlich sehr freundlich mit ihnen. Bieten sie uns den Trunk an, so nehmen wir ihn. Das überlaßt nur mir. Dann aber machen wir kurzen Prozeß.“
    „Schön! Also steigen wir nun in den Sattel.“
    Die drei Freunde ritten fort. Als sie das Lager hinter sich hatten, ließ Sam seine scharfen, kleinen Äuglein umherschweifen, und es war nicht vergeblich, denn bereits nach kurzer Zeit sagte er:
    „Schaut ja nicht herüber, damit sie nicht denken, daß wir sie bemerkt haben! Aber da rechts im Gebüsch stecken sie. Ich will mich erst fressen und dann auch noch räuchern und braten lassen, wenn ich mich irre.“
    Sam hatte ganz recht. Der Rittmeister und sein Vater hatten sich in der Tat in den Gebüschen verborgen. Die drei gaben nun ihren Pferden die Sporen und ließen sie zunächst derb ausgreifen. Aber bald fielen sie wieder in langsameren Gang, um den beiden Zeit zu lassen, ihnen nachzukommen.
    „Sie kommen“, meinte Sam.
    „Ja“, stimmte Tim bei. „Sie haben einen Umweg gemacht, ganz natürlich, damit wir nicht denken sollen, daß sie es auf uns abgesehen haben. Sie werden irgendeine Ausrede machen, irgendeinen Grund sagen, dessentwegen sie so schnell, ohne es vorher zu wissen, ausreiten mußten.“
    Der Kreishauptmann kam mit seinem Sohn schnell näher, denn sie ritten Galopp. Als sie fast herangekommen waren, parierten sie ihre Pferde, und der erstere rief:
    „Ah, ihr seid hier? Hier in unserer Richtung? Wer hätte das gedacht!“
    „Habe ich dir nicht gesagt, daß wir gerade nach Osten reiten wollten?“ antwortete Sam.
    „Nein, nach Westen sagtest du!“
    Das war eine Lüge; aber der Dicke entgegnete:
    „So! Da habe ich mich freilich versprochen und das gerade Gegenteil gesagt.“
    „Kehrt ihr nicht mit in das Lager zurück?“
    „Nein. Unser Ritt beginnt erst jetzt.“
    „Ist euch nicht zu verdenken. Die Luft ist mild, wie selten hier. Sie tut der Lunge ordentlich wohl. Erlaubt ihr uns, einige Minuten mit euch zu reiten?“
    „Ich denke, ihr wollt nach der Stadt.“
    „Eine Minute Versäumnis ist ja wie nichts. Das holen wir rasch wieder ein.“
    „Aber ihr seid eingeladen!“
    „Erst für später. Oder ist's euch nicht lieb, daß wir euch noch ein oder zwei Werst begleiten?“
    „Nicht lieb? Warum? Wir sehen das im Gegenteil ganz gern. Wir können da probieren, wer bessere Pferde hat, wir oder ihr.“
    „Schön! Lassen wir sie laufen.“
    Das Rennen begann. Der dicke Sam gewann bald die Spitze und behielt dieselbe, bis er nach zehn Minuten freiwillig hielt und, zurück nach Westen deutend, sagte:
    „Mit diesem Spaß verderben wir uns ein viel größeres

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