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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Doch horch! Es hat geklopft.“
    Gökala begab sich sofort nach der Tür. Da fragte die Stimme des Dicken von außen: „Ist Karpala noch da?“
    „Ja“, antwortete Gökala.
    „Dann erlaube mir, einzutreten!“
    „Wer bist du?“
    „Sam ist's, Sam!“ antwortete Karpala anstatt seiner. „Ich kenne seine Stimme. Laß ihn herein!“
    Gökala entsprach diesem Wunsch, und der Dicke schritt über die Schwelle. Er sah auf den ersten Blick, daß der Schlüssel von innen in der Tür steckte und verschloß diese zunächst, bevor er noch grüßte. Sodann zog er seinen alten Hut vom Kopf, lehnte das Gewehr an die Wand und sagte:
    „Gott grüße dich, Gökala! Nimmst du es mir übel, daß ich hier eingetreten bin?“
    „Nein, gar nicht. Du bist mir im Gegenteil sehr willkommen.“
    „Ja, du kommst eben gerade zur richtigen Zeit“, fügte Karpala hinzu. „Ich wollte bereits zu dir. Ich wollte dir etwas sagen.“
    Karpala ergriff Sam beim Arm und führte ihn zu einem Stuhl. Und dann erst, als er sich niedergelassen hatte, fuhr sie fort:
    „Jurji befindet sich in der allergrößten Gefahr. Der Graf ist ihm nach.“
    „Das glaube ich nicht. Sie wissen vielleicht gar nichts voneinander. Der Graf ist aus einem ganz anderen Grund nach dem Mückenfluß, als um Jurji zu finden.“
    „Aber wenn er Jurji trifft, so ist dieser verloren.“
    „Da brauchst du keine Sorge zu haben. Selbst wenn man den Flüchtigen erwischt, kann man ihm doch nichts tun. Komme es, wie es wolle, soviel ist gewiß, daß sie ihm nichts tun werden. Einen Offizier knutet man nicht zu Tode!“
    „Er ist keiner mehr!“
    „Er war einer und ein Edelmann dazu.“
    „Ein Edelmann? Weißt du das genau?“
    „Sehr genau. Ich kenne sogar seine ganze Familie. Er nannte sich Orjeltschasta, war aber eigentlich ein Deutscher und hieß Georg von Adlerhorst.“
    „Wie? Ein Deutscher ist dieser unglückliche Kosak? Und du kennst seine Familie?“ fragte Gökala.
    „Alle Mitglieder derselben. Es ist ein ganz eigenartiges Unglück, das auf dieser Familie ruht. Die Mutter war mit einem Bruder und einer Schwester dieses Edelmanns in Amerika gefangen, und die andere Schwester ward als Sklavin nach Konstantinopel an einen gewissen Ibrahim Pascha verkauft.“
    „Ibrahim Pascha! Ah! Kennst du diesen?“
    „Nein.“
    „Aber du weißt von ihm?“
    „Ja. Ich hatte einen Bekannten, der ihn gekannt hat und sie aus seinen Händen rettete.“
    Jetzt wurde Gökalas Gesicht bleich.
    „Wie hieß dieser Bekannte?“ fragte sie.
    „Oskar Steinbach.“
    Da griff Gökala mit beiden Händen nach dem Herzen, als ob sie dort einen Stich, einen Schmerz empfunden hätte, und sagte:
    „Steinbach! Oskar Steinbach! Ich kannte einen Mann dieses Namens.“
    „Vielleicht ist's derselbe. War er ein Deutscher?“
    „Ja. Kannst du mir seine Gestalt beschreiben?“
    „Sehr gut.“
    Sam tat es und fügte die Bemerkung hinzu:
    „Steinbach war damals in Konstantinopel, um, glaube ich, mit einer Tochter des Sultans zu sprechen.“
    „Das stimmt. Das stimmt! Er ist es, er ist es!“
    Gökala stand auf und tat einige Schritte vorwärts. Sam aber machte ein überraschtes Gesicht und sagte:
    „Es ist wirklich wunderbar, was für Menschen man in der Fremde trifft. Wer hätte denken sollen, daß ich hier im fernen Sibirien mit einer Dame zusammenkommen würde, die meinen Herrn Steinbach kennt! Und an die er stets, stets und immer denkt! Ich bin monatelang mit Herrn Steinbach beisammen gewesen und weiß, daß er eine Dame mit Namen Gökala kennengelernt hat, die er im Leben nie vergessen kann. Ich sah ihn zum ersten Mal in Amerika. Er wollte dort jene drei Personen befreien, von denen ich vorhin sagte, daß sie in Amerika gefangen gewesen seien, und nachdem ihm dies gelungen, ging er nach Indien.“
    Gökala blickte schnell auf. „Was wollte er dort?“ fragte sie.
    „Ich glaube, er wollte einen dortigen Fürsten suchen, der vor langer Zeit verschwunden sein soll. Er heißt Banda und war Maharadscha von Nubrida.“
    „Herrgott! Meinen – den, den will er suchen? Was kann er denn von ihm wissen? Wie kann er diesen Namen erfahren haben?“
    „Von einem Diener jenes Maharadscha, Nena mit Namen.“
    Auf Gökalas Gesicht wechselte die glühendste Röte mit der tiefsten Blässe.
    „Wie hat er denn diesen kennen gelernt?“
    „Er hat ihn in Ägypten gefunden.“
    „Wunderbar, wunderbar!“
    Sam schüttelte den Kopf, betrachtete sie mit erstauntem Blick und sagte:
    „Verzeih mir! Du selbst

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