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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vergnügen. Da haben wir den Sonnenuntergang versäumt. Seht, das herrliche Abendrot!“
    Die anderen hielten neben ihm und blickten ganz so wie er nach Westen. Verschiedene Fragen und Antworten wurden ausgesprochen. Da zog der Kreishauptmann die Flasche aus der Satteltasche und sagte:
    „So ein Abendrot muß jetzt begossen werden, sonst bringt es später Regen. Prosit, Iwan!“
    Dann trank er.
    „Prosit!“ antwortete sein Sohn und trank auch. Darauf gab er die Flasche zurück.
    „Jetzt!“ flüsterte Sam seinen beiden Gefährten zu.
    Der Alte steckte die Flasche wieder in die Satteltasche. Da bemerkte der Junge in vorwurfsvollem Tone:
    „Aber, Vater! Sind wir denn allein?“
    „Was denn?“ fragte der erstere, als ob er nicht verstehe, was sein Sohn wollte.
    „Du bist doch sonst nicht so unhöflich und rücksichtslos. Du trinkst allein!“
    „Ach so! Na, die Herren werden mir verzeihen, daß ich in Gedanken vergaß, meine Pflicht zu tun. Ihr trinkt doch auch einen Schluck Wodka mit?“
    „Nein, danke!“ antwortete Sam. „Wir sind Besseres gewöhnt.“
    „Was denn?“
    „Einen guten tüchtigen Brandy, der Leib und Seele beisammen hält.“
    „Oh, das tut dieser Wodka auch.“
    „Wohl schwerlich!“
    „Er ist wirklich vortrefflich. Versucht es nur einmal!“
    Der Kreishauptmann hatte natürlich nun die andere Flasche hervorgezogen, die den Giftschnaps enthielt, und streckte sie dem Dicken entgegen.
    „Die Lassos los!“ raunte Sam seinen Gefährten zu.
    Diese gehorchten sofort und legten die bereitgehaltenen Lassos in wurffertige Schlingen. Zum Kreishauptmann aber sagte Sam laut:
    „Du machst uns wirklich Appetit!“
    „Ist mir lieb, wenn ihr welchen bekommt. Besseren Wodka gibt's im ganzen heiligen Rußland nicht. Also, trinkt in Gottes Namen. Es ist kein Fusel.“
    „Na, so gib mal her!“ sagte Sam und nahm die Flasche aus den Händen des Kreishauptmannes, der, auf die Lassos zeigend, verwundert fragte:
    „Was sind das für Riemen?“
    „Sie werden Lassos genannt.“
    „Wozu dienen sie?“
    „Um wilde Kanaillen zu fangen, Pferde, Ochsen, Wölfe, Giftmischer und anderes Raubzeug.“
    „Giftmischer? Was für Tiere sind das? Ich habe diesen Namen noch niemals für ein Tier anwenden hören.“
    „Das glaube ich wohl. Es ist auch nicht von Tieren, sondern von Menschen die Rede. Ein Tier, selbst das grimmigste und wildeste, besitzt nicht genug Schlechtigkeit, ein Nebengeschöpf durch Gift aus der Welt zu bringen. Giftmischer können nur Menschen sein. Meist findet man sie unter Kreishauptmännern und Rittmeistern.“
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Desto besser habe ich dich verstanden. Gebt ihnen die Lassos!“
    Kaum waren diese Worte ausgesprochen, so sausten die beiden Riemen der langen Brüder durch die Luft und schlangen sich um die zwei Russen. Ein Aufbäumen der Pferde Jims und Tims – und die von den Lassos Umschlungenen wurden von ihren Pferden gerissen und stießen laute Schreie des Schrecks aus.
    Im gleichen Augenblick standen Jim und Tim neben ihnen und schlangen die Lassos noch mehr und fester um sie, so daß sie sich nicht zu rühren vermochten.
    Sam seinerseits stieg gemächlicher aus dem Sattel.
    „So!“ sagte er. „Die haben wir.“
    „Donnerwetter! Was fällt euch ein?“ rief jetzt der Kreishauptmann. „Dürft ihr Männer, wie wir sind, in dieser Weise behandeln?“
    „Ja, geradeso und nicht anders dürfen solche Leute behandelt werden.“
    „Wenn das etwa nur ein dummer Witz ist, so will ich ihn mir streng verbitten.“
    „Ein Witz ist es allerdings, aber ein so guter, daß wir uns ihn gar nicht verbitten lassen können. Ich hoffe, daß du noch lange Zeit recht herzlich über ihn lachen wirst.“
    „Laß uns augenblicklich los!“
    „Nur Geduld, Brüderchen! So schnell geht das nicht. Los werdet ihr gelassen, aber erst dann, wenn ihr die Knute gekostet habt. Dein Söhnchen hat heute bereits zwanzig Hiebe erhalten. Er soll jetzt nur noch zehn bekommen. Es ist wegen Auffrischung der Schwielen, die sonst zu schnell verheilen würden.“
    „Hiebe! Weshalb?“
    „Das fragst du noch? Nun, ich will höflich sein und es dir sagen, obgleich ich das gar nicht notwendig hätte. Was ist denn da in dieser Flasche?“
    „Wodka.“
    „Solcher, wie du getrunken hast?“
    „Ja.“
    „Natürlich hast du ganz aus derselben Flasche getrunken?“
    „Das versteht sich doch von selbst. Aus welcher sonst? Denkt ihr denn, ich habe mehrere Bouteillen mit?“
    „Ja.“
    „Ich

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