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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommst mir wunderbar vor. Weißt du vielleicht etwas von jenem Nena und von seinem Herrn, dem Maharadscha?“
    Gökala zwang sich, gleichgültig zu erscheinen, und antwortete: „Ich habe einmal über das Schicksal des Maharadscha sprechen hören. Erzähl mir doch von jenem Steinbach.“
    „Dazu gibt es leider jetzt keine Zeit. Aber heute abend, wenn du in dem Zelt des Tungusen bist, da werde ich dir erzählen. Nun aber ist unsere Zeit hier abgelaufen.“
    Damit erhob sich Sam von seinem Sitz.
    „Bleib noch!“ bat Gökala.
    „Es geht nicht. Wenn ich so lange Zeit hier verweile, wird der Kreishauptmann mißtrauisch, und das möchte ich verhüten. Wollen überhaupt einmal sehen, ob wir nicht vielleicht belauscht werden.“
    Sam schlich ganz leise zur Tür, drehte ebenso leise den Schlüssel um und schob dann die Tür mit aller Gewalt auf. Da gab es einen ganz gehörigen Prall, und „Au! Donnerwetter!“ schrie draußen einer.
    Sam trat hinaus. Im Hausflur stand der Kreishauptmann mit seinem Sohn, und letzterer war von der Tür getroffen worden und hielt sich mit beiden Händen den Kopf.
    „Ah“, lachte Sam. „So geht es, wenn man horcht!“
    „Wir haben nicht gehorcht“, erklärte der Vater. „Wir gingen nur zufällig vorüber.“
    „Ach so! Warum hat da die Tür gerade bloß den Kopf getroffen! Übrigens, wer Heimlichkeiten erlauschen will, der muß es gescheiter anfangen als ihr. Ihr habt kein Geschick dazu. Komm, Karpala, wir wollen gehen.“
    Die Tungusin verabschiedete sich nun von ihrer neuen Freundin und forderte sie auf, heute ja zu kommen. Gökala sagte bestimmt zu, und Sam bemerkte, um ganz sicher zu sein, daß sie kommen werde: „Wenn du nicht kommst, so hole ich dich. Und jetzt lebe wohl!“
    Dann stieg er mit Karpala die Treppe hinab, während der Kreishauptmann tat, als ob er sie aus Höflichkeit begleite. Unten vor der Tür angekommen, war er sogar Karpala behilflich, in den Sattel zu steigen, und sagte dann, als sie fortritt, zu dem nun noch allein dastehenden Sam:
    „Also ihr seid heute abend nicht mit in dem Zelt?“
    „Nein.“
    „Das ist schade!“
    „Warum?“
    „Ich hätte euch so gern dabei gesehen. Heute abend hättest du dich überzeugen können, daß wir dir nicht feindlich gesinnt sind.“
    „So! Dann tut es mir wirklich leid, daß wir nicht dabei sein können. Vielleicht aber seid ihr noch da, wenn wir zurückkehren.“
    „Wann werdet ihr kommen?“
    „Vor Mitternacht nicht.“
    „Das ist zu spät. Da sind wir wohl nicht mehr da. Wo reitet ihr denn eigentlich hin?“
    „Einmal gerade nach Osten in die Steppe hinein. Wir wollen die Abendeinsamkeit derselben genießen.“
    „Und wann brecht ihr auf?“
    „Jetzt sogleich. Leb wohl.“
    Der Kreishauptmann teilte, nachdem Sam gegangen war, seinem Sohn das Ergebnis dieser Erkundigung mit. Sie ließen darauf satteln, steckten die beiden Flaschen ein und stiegen auf. Dann ritten sie heimlich aus dem Ort hinaus, um hinter einem Gebüsch den Reitern aufzulauern und ihnen zu folgen.

SIEBENTES KAPITEL
    Das Urteil
    Sam war inzwischen zu Fuß nach dem Lager zurückgekehrt und hatte den zwei Freunden zu ihrer Freude zunächst mitgeteilt, daß er den Kreishauptmann gezwungen habe, Karpala zu Willen zu sein.
    Als Sam aber von der Vergiftung erzählte, die man gegen sie im Schilde führte, blickten die beiden Brüder einander ganz ernsthaft und mit großen Augen an und brachen sodann in ein lautes Gelächter aus.
    „Uns vergiften!“
    „Mit Fliegenpilzen! Als ob wir Fliegen oder Mücken wären!“
    „Lacht nicht!“ meinte Sam. „Ich habe nicht nur gehört, sondern auch gelesen, was für ein fürchterliches Gift das ist. Was tun wir mit den Schurken?“
    „Lynchen!“ sagte Tim kurz.
    „Ist hier nicht Mode“, lachte Sam.
    „Was dann? Geben wir ihnen eine Kugel?“
    „Nein.“
    „Oder einen Messerstich? Oder hauen wir ihnen den Kolben über die Schädel?“
    „Keins von dem allen.“
    „Willst du ihnen vielleicht gar eine Extragratifikation dafür geben, daß sie uns kaltmachen wollen?“
    „Ja, aber nicht von uns sollen sie dieselbe erhalten, sondern von Steinbach.“
    „Hm! Hast vielleicht auch recht.“
    „Auf alle Fälle. Wir drei alte Burschen sind zwar drüben in der Prärie an unserem richtigen Platz, hier aber können wir gerade dann, wenn wir am klügsten zu sein vermeinen, die allergrößten Dummheiten begehen. Hier können wir, ohne es zu ahnen, ins Zappeln geraten wie der Karpfen im Sirup, für den er doch

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