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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bin kein Süffel.“
    „Aber ein Giftmischer, und solche Leute kommen zuweilen in die Lage, zwei verschiedene Bouteillen gebrauchen zu müssen.“
    Der Kreishauptmann erschrak. Das klang ja ganz so, als ob sein Anschlag verraten worden sei.
    „Ich weiß nicht, was du meinst!“ sagte er.
    „Ich meine, daß du noch eine andere Flasche mit hast, in der sich wirklicher und unschädlicher Wodka befindet. Aus der habt ihr getrunken.“
    „Nein.“
    „So! Da paß mal auf!“
    Sam trat zum Pferd, das der Kreishauptmann geritten hatte, griff in die Satteltasche und zog die Flasche heraus.
    „Nun, habe ich recht?“ fragte er.
    „Ah! Von der habe ich gar nichts gewußt“, erklärte der gefesselte Beamte.
    „So! Sonderbar!“
    „Die steckt noch vom vorigen Ritt drin.“
    „Und du hast sie nicht gefühlt, als du die andere vorhin herausnahmst?“
    „Nein. Sie steckte wohl tiefer als die andere.“
    „Kann sein. Ich würde mich ärgern, wenn ich dich in einem unberechtigten Verdacht hätte. Also hier in dieser ist Wodka?“
    „Ja.“
    „Wirklich? Bedenke deine Antwort wohl!“
    „Was sollte sonst drin sein?“
    „Gift.“
    „Was du da sagst, das ist der reine Wahnsinn. Wir haben ja vorhin beide aus derselben getrunken.“
    „Nein, aus der anderen.“
    „Nein, aus dieser.“
    „Schön! Kannst du es mir beweisen?“
    „Auf welche Weise könnte ich es?“
    „Auf eine sehr einfache. Paß auf.“
    Sam kniete neben dem Kreishauptmann nieder, öffnete den Kork der Giftflasche, hielt ihm dieselbe nahe an den Mund und sagte:
    „Trink, Brüderchen, trink!“
    Da antwortete der Gefesselte erschrocken:
    „Was fällt dir ein?“
    „Daß ich nicht eher trinken werde, als bis du vorher getrunken hast.“
    „Ich danke.“
    „Ah! Warum?“
    „Weil ich schon getrunken habe. Ich habe keinen Appetit mehr.“
    „Nun, versuchen wir es einmal bei deinem lieben Söhnchen.“
    Sam hielt auch dem Rittmeister die Flasche hin, der bis jetzt kein Wort gesprochen hatte. Jetzt aber schrie er auf:
    „Fort! Komm mir nicht zu nahe!“
    „Warum nicht, mein Brüderchen?“
    „Ich mag nicht mehr!“
    „Sonderbar! Gestern abend im Saal habt ihr saufen können wie die Bürstenbinder, und heute bringt ihr keinen Schluck über die Lippen. Habt ihr etwa ein frommes Gelübde getan?“
    „Ja“, antwortete der Kreishauptmann schnell.
    „Und dennoch habt ihr vorhin getrunken!“
    „Einen Schluck! Einmal des Tages zu trinken, ist uns erlaubt.“
    „Schön. So werdet ihr also morgen aus dieser Flasche trinken.“
    „Fällt uns gar nicht ein. Wir trinken, was und wann wir wollen.“
    „Ganz recht. Fliegenpilz zum Beispiel trinkt ihr nicht?“
    „Kann uns nicht einfallen!“
    „Wir aber sollen ihn trinken, ihr Himmelhunde!“
    „Schimpf nicht. Kein Mensch wird dich zwingen, Fliegenschwammtee zu trinken wie ein Jakute oder Ostjake.“
    „Ihr aber habt uns so lange zugeredet, bis ich die Flasche nahm.“
    „Das war die Wodkaflasche.“
    „Glaubt nur nicht, daß ihr uns täuschen könnt. Wir wissen alles ganz genau.“
    „Was könntet ihr wissen? Gar nichts.“
    „Oho! Was habt ihr denn heute miteinander gesprochen, als ich von euch fort und zu Gökala gegangen bin?“
    „Wir haben von so durchaus gleichgültigen Dingen gesprochen, daß ich es ganz vergessen habe, was es eigentlich gewesen ist.“
    „Ist ein dreifacher Mord hier in eurer Gegend eine so gleichgültige Sache?“
    „Ich weiß nicht, wie du von Mord sprechen kannst.“
    „Du bist wirklich sehr unwissend. Ich werde deiner Denkkraft ein wenig zu Hilfe kommen.“
    Damit zog Sam die Knute aus der Tasche.
    „Schlagen willst du?“ schrie der Kreishauptmann auf.
    „Ja. Kannst du leugnen, daß du mit deinem Sohn ausgemacht hast, uns zu vergiften?“
    „Ich weiß kein Wort, keinen Laut davon.“
    „Nun, ich habe gar nicht die alberne Absicht, von euch ein Geständnis zu erlangen. Es versteht sich ja ganz von selbst, daß ihr leugnet, solange und soweit ihr nur könnt. Darum werden wir mit euch gar nicht viel Federlesens machen und euch von der Strafe, die euch treffen wird, gleich jetzt eine kleine Abschlagszahlung geben. Jim und Tim, gebt einmal dem Herrn Rittmeister die richtige Lage. Er mag die Muttererde von vorn und den herrlichen Abendhimmel von hinten anschauen. Dann zeichne ich ihm die Astronomie so auf die Hosen, daß er alle Sterne flimmern sieht.“
    „Gnade!“ stöhnte der Rittmeister.
    „Unsinn! Gnade einem Mörder! Macht schnell, daß wir fertig

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