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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kästchen gehängt, und das schwierige Werk war sehr leicht und rasch vollbracht.
    Am Lager angekommen, schlich sich Sam zunächst hinter das Zelt, zog den Strickbeutel heraus, steckte den Schlüssel hinein und schob ihn dann wieder in das Innere des Zeltes zurück, worauf er sich zu den Pferden begab, bei denen Jim und Tim seiner warteten. Wenige Augenblicke später stiegen sie auf und ritten bis vor das Zelt des Tungusenfürsten.
    Da trat Karpala heraus, die in großer Spannung auf sie gewartet hatte, und fragte:
    „Ist's gelungen?“
    „Ja.“
    „Prächtig! Ich werde gleich meine Leute senden. Kommt aber erst herein, damit ich euch euer Mahl vorsetze.“
    Als sie eintraten, erschraken natürlich der Kreishauptmann und sein Sohn gewaltig.
    Der Fürst aber reichte ihnen die fetten Hände und sagte: „Willkommen! Seid ihr weit fort gewesen?“
    „Sehr weit.“
    „So werdet ihr hungrig sein. Setzt euch zu uns her!“
    Die drei bekamen darauf Fleisch vorgelegt und aßen, ohne sich um die anderen zu bekümmern. Karpala aber hatte das Zelt verlassen, um den betreffenden Leuten die erwähnte Weisung zu erteilen.
    Als sie zurückkehrte, begann die Unterhaltung wieder; aber sie wurde nicht so lebhaft wie vorher, und bald stand der Kreishauptmann auf und sagte:
    „Unsere Zeit ist verstrichen. Wir müssen nach Hause.“
    Der Wirt und die Wirtin baten, doch noch zu bleiben, doch das fruchtete nichts, denn auch die Kreishauptmännin stand auf, ließ sich Tuch und Pompadour geben und sagte:
    „Komm, Gökala!“
    Die Genannte schickte sich bereits an, ihren Platz zu verlassen, obwohl man es ihr ansah, daß sie dies nicht gern tat und viel lieber noch geblieben wäre, da sagte Sam, der dies sehr wohl bemerkt hatte, in deutscher Sprache:
    „Fräulein, Sie wünschen jedenfalls noch zu bleiben?“
    „Ja“, antwortete sie. „Sie wollen mir ja so viel erzählen.“
    „Ja. Also bleiben Sie ruhig da.“
    „Das wird der Kreishauptmann auf keinen Fall dulden.“
    „Wollen sehen.“
    Der genannte Beamte ärgerte sich natürlich darüber, daß die beiden in einer Sprache redeten, die er nicht verstand. Darum nahm er eine strenge Miene an und sagte:
    „Gökala! Hast du gehört? Wir müssen jetzt fort!“
    Da antwortete an ihrer Statt Sam:
    „Gökala bleibt da.“
    „Sie muß mit. Sie hat alle ihre Sachen noch bei mir.“
    „Muß? Das klingt wie Zwang.“
    „Den werde ich allerdings anwenden. Ich kann verlangen, daß sie mir gehorcht.“
    Der Kreishauptmann trat auf Gökala zu, um sie mit ausgestrecktem Arm zu umfassen.
    Doch da rief Sam mit donnernder Stimme, daß jener sofort den bereits erhobenen Arm wieder sinken ließ: „Halt! Sobald du sie anrührst, bist du eine Leiche!“ Und zu gleicher Zeit zog er den Revolver heraus.
    „Willst du an mir zum Mörder werden?“ fragte jetzt der Beamte grimmig.
    „Nein, aber der Rächer! Mörder könnt nur ihr sein. Wenn du dich nicht augenblicklich von dannen machst, so werde ich es laut erzählen, warum ich euch jetzt Mörder nenne.“
    „Du beleidigst uns. Wir sind Gäste des Fürsten. Er hat die Pflicht, jede uns zugefügte Beleidigung zu rächen.“
    „Macht euch nicht lächerlich. Ihr seid eingeladen, weil ich es so haben wollte. Ihr habt wohl gar gemeint, daß ihr aus Freundschaft herbeigerufen worden seid? Solchen dummen Kerlen ist es allerdings zuzutrauen, daß sie sich so etwas einbilden. Ich will euch einen Beweis von der Freundschaft geben, die ihr euch eingebildet habt.“
    Damit hob Sam die beiden Kissen empor und schüttelte sie so, daß die Kartoffeln herausfielen.
    „Himmeldonnerwetter!“ entfuhr es da dem Rittmeister, und zu gleicher Zeit griff er nach der Körperstelle, wo es brannte, als ob er auf einem glühenden Rost säße.
    „Alle tausend Teufel!“ schrie auch der Alte, indem er ebenfalls unwillkürlich die gleiche Stelle mit beiden Händen hielt.
    Und seiner Frau ging das gleiche Licht auf, und sie rief aus:
    „Schrecklich, so betrogen zu werden! Kommt von hinnen. Bei solchen Leuten kann unseres Bleibens keine Minute länger sein. Und du, du gehst natürlich mit uns!“
    Diese letzteren Worte waren an Gökala gerichtet.
    „Nein, sie bleibt da!“ entgegnete Sam. „Und nun packt euch fort. Morgen aber komme ich zu euch, um noch einiges mit euch zu besprechen.“
    „Wir werden dich hinauswerfen lassen“, donnerte ihn der Rittmeister an.
    Dann ging er fort. Die anderen beiden folgten ihm, und nach wenigen Sekunden hörte man den Hufschlag ihrer

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