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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geehrter Herr Kreishauptmann, und zwar sofort!“
    Sam hob die Peitsche empor.
    „Sachte, sachte!“ schrie der Bedrohte. „Ich steige ja schon auf“, dann nahm er sein Pferd am Zügel, ergriff mit der Rechten den Sattelknopf und wollte den Fuß in den Bügel setzen, ließ ihn aber sogleich wieder nieder und schrie: „Au!“
    „Was gibt's?“ fragte Sam.
    „Es geht nicht!“
    „Paß auf, es geht!“
    Sam holte dabei aus und versetzte dem Kreishauptmann einen solchen Hieb, daß derselbe mit einem einzigen schnellen Satz in den Sattel sprang.
    „Alle Teufel!“ schrie er auf. „Auch das noch!“
    „Ja, und noch viel mehr, wenn ihr euch noch länger hier umherdrückt.“
    Dann versetzte er dem Pferd einen so kräftigen Hieb, daß es ausschlug, mit allen vieren in die Luft ging und in rasendem Lauf davonrannte.
    Der Sohn versuchte dem Vater zu folgen und holte ihn erst in der Nähe der Stadt ein, wo der Gaul freiwillig ein langsameres Tempo einschlug.
    Da ritten sie eine kurze Zeit schweigend nebeneinander her und rückten im Sattel nach hinten und vorn, nach rechts und links, denn ihre Schwielen brannten wie höllisches Feuer.
    „Tausend Donnerwetter!“ fluchte der Alte. „Tut's dir weh?“
    „Meinst du, daß es gut tut?“ stieß der Sohn hervor.
    „Wahrhaftig nicht! Alle Teufel! Mir ist's, als säße ich auf Nadeln! Ich bin ganz kaputt! Mir zittern alle Glieder! Ich werde mich, wenn wir heimkommen, sofort mit Salbe einreiben und ins Bett legen.“
    „Das geht nicht. Wir müssen doch zu Karpala.“
    „O weh! Das fehlt nur noch! Können wir nicht absagen?“
    „Unmöglich! Karpala sagte, daß sie dieses Mal nicht so lange dableiben werde wie sonst. Vielleicht wollen sie sehr bald fort. Da dürfen wir keine Zeit verlieren, die Sache in Ordnung zu bringen!“
    „Hm! Was du sagst, ist sehr richtig. Aber wenn ich in meinem Zustand stundenlang im Zelt sitzen soll! Ich bin ganz wund. Ich glaube nicht, daß ich einen Fetzen Haut mehr habe.“
    „Geht mir ebenso!“
    „Hoffentlich legt man uns weiche Kissen unter. Auf einem harten Sitz könnte ich es gar nicht aushalten. Wie aber rächen wir uns an diesen drei Amerikanern?“
    „Fürchterlich! Am klügsten ist es, man jagt ihnen eine Kugel durch den Kopf.“
    „Lassen wir das jetzt. Da ist die Stadt. Überlegen können wir später alles. Jetzt wollen wir uns lieber vorbereiten, daß wir trotz unserer Schwielen den Abend bei Karpala zubringen können. Vielleicht ist es uns möglich, diese drei Teufel heut noch bei ihrer Rückkehr abzulauern. Dann geben wir jedem eine Kugel, und kein Hahn wird nach ihnen krähen.“
    Das konnte ihnen freilich nicht gelingen, denn Sam befand sich mit Jim und Tim bereits jetzt auf dem Heimweg.
    Die drei Freunde hatten sich gleich nach dem Aufbruch der Gezüchtigten ebenfalls aufgemacht. Sie waren nur ein klein wenig von der geraden Richtung abgewichen, um ja nicht etwa auf ihre beiden Feinde zu stoßen.
    Sie stiegen am Anfang des Lagers von ihren Pferden und gaben die letzteren in die Obhut eines Tungusen, der außerdem die Weisung erhielt, sie nicht bis an das Zelt des Fürsten kommen zu lassen.
    Nun schickte Sam seinen Jim nach dem Regierungsgebäude, wo er rekognoszieren sollte. Er selbst aber begab sich mit Tim nach der hinteren Seite des erwähnten Zelts, wo sie sich miteinander wartend in das Gras niedersetzten, da sie sich von den Bewohnern desselben nicht sehen lassen wollten.
    Nach einiger Zeit kam Karpala zu ihnen, um sich zu überzeugen, ob Sam sich, wie besprochen, bereits auf seinem Posten befinde.
    „Da bist du ja“, sagte sie. „Das ist gut. Ich denke, daß die Gäste bald kommen werden.“
    Sam erzählte Karpala darauf die Episode. Als sie hörte, welche Hiebe die beiden erhalten hatten, sagte sie:
    „Sie sind gar nicht zu bedauern. Sie haben es reich verdient. Es gibt nicht einen einzigen Armen hier, der nicht die Knute erhalten hätte, und die Wohlhabenden haben nun auch nichts mehr zu geben, weil ihnen bereits alles abgenommen worden ist. Bald wird also die Knute nun auch über sie kommen. Der Kreishauptmann hat seine Stellung nur dazu benutzt, sich Geld und immer wieder Geld zu verschaffen. Wer beim geringsten Vergehen nicht zahlen konnte, der erhielt die Knute. Jetzt weiß er selbst, wie es tut. Ihm ist also ganz recht geschehen. Und ich werde dafür sorgen, daß er die Strafe ordentlich empfindet. Ich werde ihn und seinen Sohn so hart setzen, daß sie denken sollen, sie sitzen auf glühendem Eisen.

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