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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich zu berichten habe.“
    „Gut, ich befolgte deinen Rat.“
    Steinbach stieg darauf ab und begab sich mit Sam in den Gasthof. Als der Wirt die hohe, ehrfurchtgebietende Gestalt des Deutschen erblickte, sank er vor Höflichkeit fast in sich zusammen und beeilte sich, als er Steinbachs Befehle erhalten hatte, denselben augenblicklich nachzukommen.
    Steinbach war noch immer der alte. Seine Züge hatten sich nicht verändert. Die erlebten Strapazen waren spurlos an ihm vorübergegangen. Anstatt des dunklen, langen Vollbarts, der in Konstantinopel und später sein Gesicht umrahmt hatte, trug er jetzt nur einen kräftigen Schnurrbart, der einen wirklichen Schmuck seines männlich-schönen Gesichts bildete.
    Nun führte Sam ihn hinaus, seitwärts vom Lager und der Stadt, und als sie langsam nebeneinander herschritten, sagte Steinbach:
    „Jetzt kannst du anfangen.“
    „Ehe ich erzähle, muß ich erst eine hochinteressante Neuigkeit melden. Es hat nämlich einen Verbannten hier gegeben, dessen Name Jurji Orjeltschasta war.“
    „Alle Wetter! Das heißt zu deutsch Georg Adlerhorst.“
    „Er ist der letzte der Gesuchten.“
    „Weißt du das genau?“
    „Ja.“
    „Sam, diese Nachricht ist ja ein ganzes Vermögen wert.“
    „Darum habe ich es Ihnen gleich gesagt.“
    „Schon das allein verlohnte der Reise nach Sibirien. Wo ist er?“
    „Entflohen.“
    „O weh! So müssen wir ihm nach.“
    „Natürlich. Ich weiß, wo er sich befindet. Er kann uns nicht entgehen. Er ist nach ganz demselben Ort, nach dem auch die Nummer Fünf ist.“
    „Wer ist das?“
    „Der Maharadscha.“
    „Sam!“ rief Steinbach.
    „Nicht wahr, das zieht?“ lachte der Dicke. „Und diese Nummer Fünf ist mit Peter Lomonow auf die Zobeljagd gegangen.“
    „Wer ist dieser Mann?“
    „Ein Kaufmann aus Orenburg. Früher aber war er Derwisch und hieß Osman. Sodann nannte er sich in Amerika Bill Newton.“
    „Sam, du bist des Teufels! Der wäre hier?“
    „Ja. Auch er ist nach demselben Ort, nämlich nach dem Mückenfluß. Und noch ein anderer ist ebenfalls dahin.“
    „Willst du mich auf die Folter spannen? Du hast gewiß noch eine Neuigkeit in petto. Wer ist ebenfalls hin?“
    „Graf Alexei Polikeff.“
    Da hemmte Steinbach seine Schritte, erfaßte Sam bei beiden Schultern schüttelte ihn derb und sagte:
    „Sam Barth, treibe keine Komödie. Der Graf ist hier? Wirklich? Hast du ihn gesehen?“
    „Ja.“
    „Aber du kennst ihn ja nicht!“
    „Er ist es dennoch. Der Kreishauptmann ist sein Verbündeter.“
    „Sam, Sam! Rede weiter! Wo der Graf ist, muß – muß auch Gökala sein!“
    „Leider dieses Mal nicht.“
    „So muß er mir sagen, wo sie sich befindet. Er soll mir nicht entgehen. Ich brenne vor Ungeduld.“
    „Der Graf sucht den Maharadscha.“
    „Ah! Er soll ihn finden, aber mich dazu. Jetzt erzähle. Nach dem, was du mir jetzt bereits gesagt hast, mußt du in der kurzen Zeit seit gestern höchst Merkwürdiges erlebt haben.“
    „Das ist wahr. Sie können den Gedanken segnen, mich mit Jim und Tim vorausgesandt zu haben. Kamen wir um einen Tag oder zwei Tage später, so wären wir ganz umsonst nach Sibirien gekommen.“
    „Nun, ich werde sehen. Also erzähle!“
    „Das geht freilich nicht so rasch, wie Sie denken. Der Fürst der Tungusen, dessen Gast ich bin, erwartet mich. Ich war eben jetzt fort, um etwas für ihn auszurichten. Ich muß zu ihm. Gehen Sie mit, damit ich Ihnen den braven Kerl vorstelle.“
    Die beiden Männer richteten nunmehr ihre Schritte nach dem Lager, und Sam führte Steinbach absichtlich bis an das kleine Frauenzelt, das neben dem großen Zelt des Fürsten lag. Es war mit Rentierfellen überzogen und inwendig mit schneeweißem Zeug gefüttert. Übereinandergelegte Teppiche bildeten zwei Ruhestätten. Von der Decke hing an einer messingenen Kette eine brennende Öllampe herab.
    Steinbach hatte sich bücken müssen, um in das Innere des Zelts zu gelangen. Er erwartete natürlich, den Fürsten der Tungusen zu sehen. Darum war er einigermaßen verwundert, als er bemerkte, daß sich nur eine weibliche Person in dem Zelt befand.
    Bei seinem Eintritt erhob sich diese. Es war Gökala. Sie erkannte Steinbach auf der Stelle und wollte sprechen und ihrem freudigen Schreck Ausdruck geben, aber sie vermochte nicht, auch nur einen einzigen Laut hervorzubringen. Wie eine Bildsäule stand sie da, und nichts bewegte sich an ihr, selbst die Augen nicht, deren Blick starr auf Steinbach gerichtet war.
    Und er? Auch er

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