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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fort:
    „Also er hatte es auf Miß Magda abgesehen; das aber merkten die andern und legten sich dazwischen. Sie wollten ihn nach dem Todestal in das quecksilberne Bergwerk schaffen, als Gefangenen nämlich. Er aber belauschte sie, und ich wiederum belauschte ihn und sie. Er empfahl sich heimlich und nahm sich das Reisegeld mit. Der Diebstahl wurde sofort entdeckt, und Walker ist gleich mit dreißig Papagos auf den besten Pferden hinter ihm her. Da bekam ich Sorge um Euch, Master Steinbach, und ich habe mich mit den Freunden aufgemacht, um den Papagos zuvorzukommen.“
    „Mit allen?“
    „Ja, mit allen vierhundert.“
    „Und seid ihr ihnen wirklich vor?“
    „Bis jetzt nur um einige hundert Pferdelängen, denke ich mir.“
    „Habt es ihnen doch nicht merken lassen?“
    „Fällt uns nicht ein! Meint Ihr etwa, daß wir Eiergräupchen im Kopf haben oder Pflaumenmus?“
    „So habt ihr einen Bogen um sie geritten?“
    „Natürlich. Sie gehen etwas weiter unten über die Berge und werden gar nicht auf unsere Fährte kommen. Die ‚Starke Hand‘ kennt die Gegend. Er machte den Führer. Nur als ich die Spur dieses famosen Strohwisches – wollte sagen Derwisches bemerkte, bin ich vorausgeritten, um zu sehen, ob ich über sie klug werden könne. Ich dachte freilich nicht, daß ich dabei schon auf Euch treffen würde.“
    „Wo sind denn die Gefangenen?“
    „Noch bei den anderen Papagos. Sie werden wohl heute gegen Abend in das Todestal kommen. Wie aber kommt Ihr hierher?“
    „Das will ich aufheben bis nachher. Ich muß es doch den andern erzählen, und da könnt Ihr es ja auch mit anhören.“
    „Schön! Sagt mir nur einstweilen das eine, ob Ihr Erfolg gehabt habt.“
    „Ich bin sehr zufrieden.“
    „So bin ich es auch. Seht, da kommen sie schon. Sie haben mein Pferd stehen sehen und also gemerkt, daß es etwas hier gibt.“
    Die bei den Apachen befindlichen Weißen hatten sich von den Roten getrennt und waren im Galopp vorausgeritten, während die beiden Häuptlinge bei den Ihrigen geblieben waren.
    Der Lord war der vorderste.
    „Ah, Master Steinbach!“ rief er. „Ihr hier! Das ist ein gutes Zeichen. Wir kamen, um Euch zu retten.“
    „Danke, Sir! War nicht so dringend.“
    „Desto besser. Ihr seid nicht allein? Wer ist denn dieser – ah, gefesselt!“
    „Wie Ihr seht!“
    „Wer ist denn der Kerl?“
    „Seht ihn Euch einmal an!“
    Der Lord ritt um Bills Pferd, hinter dem dieser stand, um Steinbachs Aufforderung zu folgen. Er und der Derwisch erkannten sich sofort. Der Lord riß den Mund sperrangelweit auf und konnte erst kein Wort hervorbringen, dann sagte er im Ton des größten Erstaunens:
    „Ist das möglich, Master Steinbach? Oder täusche ich mich vielleicht?“
    „Was meint Ihr denn?“
    „Ist's der Derwisch?“
    „Ja.“
    „Allah il Allah! Allüberall Allah! Hätte ich doch meinen Regenschirm mit nach Amerika genommen!“
    „Warum?“
    „Wißt Ihr nicht mehr, daß ich diesem Menschen, als er mir in Konstantinopel nachlief, mit dem Schirm ins Gesicht gefahren bin? O du Haupthalunke! Und dann in Tunis hat er uns solche Mühe gemacht! Na, gut, daß wir dich haben! Laßt ihn um Gottes willen nicht wieder entwischen! Der Kerl ist für uns die Hauptperson. Komm doch einmal her, lieber Hermann!“
    Auch der Vetter des Lords lenkte sein Pferd herbei. Als Bill Newton ihn erblickte, zuckte er zusammen. Er erkannte ihn. Doch Hermann von Adlerhörst entfernte sich wieder, denn er war zu stolz, einen Gefangenen mit Worten zu quälen. Der Lord aber deutete auf ihn und fragte Bill:
    „Kennst du ihn noch?“
    Es erfolgte keine Antwort.
    „Den du verderben wolltest! Weißt du noch, daß du ihn nach dem Kirchhof locken ließt, wo er Zykyma sehen sollte? Er war aber klüger als ihr und entkam euch. Nun, wir werden mit dir abrechnen!“
    „Laßt ihn jetzt!“ meinte Steinbach. „Da kommen die Indianer. Hebt ihn auf das Pferd und bindet ihn. Paßt aber gut auf ihn auf!“
    „Das werde ich besorgen, ich und Tim“, sagte Jim.
    Die beiden Brüder nahmen den einstigen Derwisch auf ihre Arme, setzten ihn auf das Pferd und banden ihm unter dem Bauch desselben die Beine zusammen. Dann setzte sich der Zug in Bewegung. Jim rechts und Tim links von dem Gefangenen, der das Auge nicht ein einziges Mal erhob, um einen der Männer anzusehen.
    Er erkannte jetzt, wie schnell sein Schicksal sich geändert hatte. Das allerschlimmste aber war die Erkenntnis, daß er an eine Rettung nicht denken dürfe. Die Apachen

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