Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
abgewartet hatte, und führte auch diesen selbst hinein.
    Kaum hatte er durchgeblickt, da entfuhr ihm ein Ausruf des Erstaunens, denn er hatte den dicken Sam und seine Apachen erkannt.
    Je näher der dicke Sam kam, desto deutlicher konnte man sehen, daß sein Auge während des schnellen Ritts am Boden hing. Er verfolgte jedenfalls Bills Fährte. Jetzt ritt er an dem Busch vorüber und kam an die Stelle, wo Bill überwältigt worden war. Da hielt er sein Pferd an, stieg ab, untersuchte den Boden und blickte nach dem Busch herüber, konnte aber weder die Pferde, noch die beiden Männer sehen, die ganz auf der anderen Seite standen.
    Steinbach war niedergekniet und blickte durch das Gezweig. Er wollte gern sehen, wie Sam sich verhalten würde.
    Der Dicke hatte die Spur bemerkt, die von jener Stelle aus nach dem Busch herüberführte. Er mußte erkennen, daß sie ganz neu sei, daß sich vielleicht der Betreffende noch hinter dem Busch befinde.
    Im Nu stand er hinter seinem Pferd, lenkte dieses in weitere Entfernung hinüber und dann in einer Kreislinie um den Busch herum. Auf diese Weise mußte eine auf ihn gerichtete Kugel wohl eher sein Pferd als ihn treffen.
    Da plötzlich blieb er halten. Er hatte Steinbach gesehen, der an der Erde saß und so tat, als ob er ihn nicht bemerkte. Bill blickte schon gar nicht zu ihm hin.
    „Heiliger Strohsack!“ rief er aus. „Was ist denn das?“
    Jetzt drehte Steinbach sich langsam um.
    „Sam! Ihr seid es?“
    „Ja. Wer denn sonst? Haltet Ihr mich etwa für eine Kirchturmspitze? Die würde um ein weniges dünner sein als ich. Was treibt Ihr denn hier?“
    „Allerlei Kurzweil.“
    „Wir vermuten Euch im Todestal!“
    „Ihr seht, daß ich nicht dort bin.“
    „Freilich. Ihr seid ausgerückt. Und zwar nicht allein, sondern in Begleitung eines –“
    Er hielt erstaunt inne. Erst jetzt konnte er, da er näher gekommen war, Bill, der hinter seinem Pferd stand, deutlicher sehen.
    „Ein Gefangener!“
    „Ja, wenn Ihr erlaubt, lieber Sam.“
    „Wer ist es denn? Wollen uns einmal seine vordere Seite betrachten!“
    Sam trat zu Bill, der ihm den Rücken zugekehrt hatte, sah ihm in das Gesicht und rief sogleich:
    „Alle guten Geister – fressen Schusterkleister! Ist das denn nicht jener famose Schlingelschlangel?“
    „Welchen meint Ihr?“
    „Den wir droben am Silbersee festgenagelt hatten, der aber nach unserem Fortgang höchst undankbar davongelaufen ist.“
    „Ja, er ist es.“
    „Wie heißt er gleich?“
    „Bill Newton.“
    „Und war früher Derwisch! Ja, jetzt besinne ich mich. Na, Bursche, freue dich, daß wir den Derwisch derwischt haben! Es soll dir bei uns so wohl gehen, daß du denkst, die lieben Engel im Himmel spielen Ziehharmonika! Wie ist er denn da in Euren Lasso gelaufen, Master Steinbach?“
    „Er begegnete mir hier, als er von den Papagos kam und nach dem Todestal wollte.“
    „Na, wo er herkommt, das weiß ich ja. Der Kerl hat Geld gemaust.“
    „Wie?“
    „Ich war doch dabei!“
    „Als er es mauste?“
    „Ja. Er schnitt Walker die Brieftasche aus dem Gürtel. Der Karl ist ein blaues Spitzbubenwunder. Der hat es weg. Aber der Aufruhr nachher, als er fort war!“
    „So nahe wart Ihr, Sam?“
    „Und wie! Ich saß so, daß Walker mich gleich mit der Hand erreichen konnte. Sie hielten mich in der Dunkelheit für einen Stein. Hihihihi! Sam Barth ein Stein! Das kann nur hier vorkommen, drüben in Herlasgrün aber niemals. Ich hörte die ganze Unterhaltung. Dieser liebe Bill Newton oder vielmehr der frühere Borstwisch – oder Flederwisch, ich weiß nicht so genau, wie es heißen muß, aber wischen tut es sich – hatte es nämlich auf unsere liebe, kleine Miß Magda abgesehen –“
    „Also doch!“
    „Pah! Alle Leute in Amerika wissen es ja! Er wollte mit ihr in das Kraut und sie dann natürlich irgendwo sitzenlassen. Jetzt sitzt er freilich selber, und zwar in der Patsche!“
    Sam klopfte Bill vertraulich auf die Achsel, dann sagte er im freundlichsten Ton zu ihm:
    „Na, alter Schwammberger, bei uns wirst du es gut haben! Zu jeder Mahlzeit gekochte Hiebe, gebackene Ohrfeigen und in Butter geschmorte Maulschellen. Das legt Fleisch an, sage ich dir! Ja, bei uns lebt man gut, das kannst du zum Beispiel mir da gleich ansehen! Bist uns leider da oben am See durchgegangen, hier aber wieder eingegangen, und so wirst du von uns wohl nicht übergangen werden.“
    Und zu Steinbach gewandt, fuhr er in seinem von ihm selbst unterbrochenen Bericht

Weitere Kostenlose Bücher