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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und Maricopas waren den Papagos weit überlegen und kannten auch deren Absichten. Und selbst wenn die Papagos gesiegt hätten, wäre Bill in ihre Hände gefallen, und dann harrte seiner ein Schicksal, das er sich gar nicht schlimm genug ausmalen konnte.
    Er fluchte in seinem Inneren; er dachte an Gott und den Teufel. Von dem ersteren hatte er keine Rettung zu erwarten, aber der Teufel – ach, wenn es doch einen Teufel gäbe! Wenn die Geschichte von Doktor Faust doch keine bloße Sage wäre! Er hätte gern und willig dem Satan Leib und Seele unter der Bedingung verschrieben, ihn heute zu befreien und dann Gelegenheit zu geben, sich an denen, deren Gefangener er jetzt war, rächen zu können.
    Der Ritt wurde in unverminderter Eile fortgesetzt. Jetzt konnte auch Steinbach den Führer machen und ritt mit denjenigen, die sich für seine jüngsten Erlebnisse interessierten, voran, um ihnen zu erzählen, was er in dem Tal des Todes getan und erfahren hatte.
    Es verstrich ein großer Teil des Nachmittags, ehe man in die Gegend des Tals kam.
    „Die Papagos werden doch nicht bereits da sein?“ meinte Steinbach.
    „Seid Ihr besorgt?“ fragte Sam.
    „Besorgt? Mit vierhundert tapferen Kriegern gegen dreißig Feinde?“
    „Na, also!“
    „Angst habe ich nicht, soweit meine Person und ihr alle in Frage kommt. Aber Günther ist der einzige kampffähige Mann im Haus Roulins. Wenn die Papagos schon hier wären, so könnte leicht etwas geschehen sein, was uns einen Strich durch die Rechnung macht.“
    „Hm! Ich glaube nicht, daß sie schneller geritten sind als wir. Freilich, nach Spuren brauchen wir uns gar nicht umzuschauen. Der Boden besteht aus nacktem, glatten Fels, wo es keine Spur gibt. Treiben wir unsere Pferde noch recht an!“
    Im Galopp ging es auf den östlichen Eingang zu und in das Tal hinein. Bald war das Gebäude zu erkennen, und dann hielten Steinbach und seine Begleiter vor dem Tor desselben.
    Steinbach klopfte laut an. Bereits nach kurzer Zeit wurde geöffnet, Günther von Langendorff erschien.
    „Gott sei Dank!“ jubelte er, als er die Freunde erblickte.
    „Gott sei Dank!“ seufzte auch Steinbach erleichtert auf.
    Er hatte mehr Sorge gehabt, als man ihm angemerkt hatte. Günthers Auge schweifte über die stattliche Schar der Apachen hinweg und blieb auch auf dem gefangenen Bill Newton haften. Steinbach erklärte ihm in kurzen Worten, wie er sich dieses Mannes bemächtigt habe, dann fragte er:
    „Wie steht es in dem Haus?“
    „Alles wohl. Es ist nicht die mindeste Störung vorgekommen. Die armen Teufel essen und trinken in einem fort und haben sich bereits sichtlich erholt.“
    „Niemand dagewesen?“
    „Kein Mensch.“
    „So wollen wir hinein; das heißt die Bleichgesichter und die beiden Häuptlinge. Wir haben zu beraten. Die roten Krieger bleiben einstweilen hier. Einige von ihnen aber, welche die schnellsten Pferde haben, mögen zurückkehren, eine ziemliche Strecke vor das Tal hinaus, um uns zu melden, wenn die Papagos kommen. Unsere Pferde aber lassen wir auch vor dem Haus.“
    „Warum?“ fragte der Lord.
    „Ich habe meine Absicht. Später davon.“
    Sie stiegen ab und schritten durch den engen Eingang in den Hof. Dort stand der ‚Schnelle Wind‘, der Apache, der im Quecksilberbergwerk gefangen gewesen war. Die ‚Starke Hand‘, der Häuptling, war sein Oheim. Steinbach hatte ihn grüßen sollen, hatte es aber nicht getan. Er wollte einmal ein so unverhofftes Wiedersehen mit beobachten. Der Indianer läßt Fremde nie seine Gefühle ahnen. Die ‚Starke Hand‘ hatte seinen Neffen, den ‚Schnellen Wind‘, für tot gehalten; hier sollte er ihn lebend wiedersehen. Wie würde er sich wohl dabei verhalten?
    Er trat gleich hinter Steinbach in den Hof. Steinbach tat einen Schritt zur Seite und richtete den. Blick auf den Häuptling. Dieser sah seinen Neffen und erkannte ihn trotz seines fürchterlichen Aussehens. Kein Muskel seines Gesichtes zuckte; nicht die Wimper bewegte sich. Er schritt würdevoll auf den Neffen zu, reichte ihm ebenso würdevoll die Hand und sagte:
    „Der ‚Schnelle Wind‘ ist nicht in die ewigen Jagdgründe gegangen, wie die Krieger der Apachen glaubten. Er sei gegrüßt und mag mit nach unseren Wigwams zurückkehren.“
    Auch der Neffe behielt seine Würde, er fragte den Onkel nur:
    „Hat dir das Bleichgesicht nicht gesagt, daß ich hier sei?“
    „Nein. Er brauchte es nicht zu sagen; er wußte ja, daß ich ohnedies kommen würde.“
    Steinbach wandte sich an

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