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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir uns gern einmal fürchten.“
    „So reitet schnell! Ich komme gleich nach. Ich will versuchen, die Offiziere zu überholen.“
    „Gut, mein Töchterchen. Auf Wiedersehen!“
    Die drei stiegen auf und trabten davon. Karpala war jetzt auch fertig. Sie setzte sich auf und jagte in Karriere an dem diesseitigem Ufer entlang, der Stadt entgegen. Ihr Tier war weit besser, als die Pferde der Offiziere. Aus diesem Grund holte sie die letzteren an der Furt ein, dann trieb sie ihr Pferd in einem weiten Sprung in das Wasser und rief dem Rittmeister, an ihm vorüberschießend, so daß seine ganz Gestalt mit Wasser bespritzt wurde, zu: „Plutja, Lejdak – Schuft, Schurke!“
    Dieser antwortete nicht, trieb aber sein Pferd auf das äußerste an, ohne sie jedoch einholen zu können.
    Als Karpala das Lager erreichte, waren die drei Fremden noch nicht da. Ihre Eltern aber waren bereits wieder von dem Isprawnik zurückgekehrt und befanden sich in ihrer großen, sehr geräumigen Jurte. Karpala stieg jedoch gar nicht erst ab, sondern rief ihnen nur einige erläuternde Worte zu und eilte weiter, den Erwarteten entgegen.
    Sie fand dieselben schon nach wenigen Sekunden sich nach dem Zelt des Fürsten erkundigend und brachte sie zu demselben, noch ehe der Rittmeister eingetroffen war.
    „Steigt schnell ab und geht hinein!“ gebot sie.
    Selbst abspringend, führte sie dann die drei Männer in das Innere des Zeltes. Kaum war dies geschehen, so kamen auch die Offiziere angeritten, warfen sich von den Pferden und betraten das Zelt. Der Rittmeister vergaß zu grüßen. Als er den Dicken erblickte, sagte er:
    „Da ist er! Mensch, du bist mein Gefangener!“
    „Oder du der meinige!“ lachte Sam in seinem gebrochenem Russisch.
    Wie er das erlernt hatte, wird man später hören.
    „Ich der deinige?“ rief der Offizier erstaunt.
    „Ja, denn ich habe dich und du hast mich. Oder vielmehr, es hat noch keiner den anderen.“
    „Keine Frechheit! Ich dulde sie nicht! Ich bin der Sohn des Kreishauptmannes von Platowa!“
    „Und ich der Sohn des Knopfmachers von Herlasgrün!“
    „Ich bin der Befehlshaber der hiesigen Militärmacht!“
    „Und ich bin der Oberstkommandierende dieser beiden Armeekorps!“
    Sam deutete dabei auf Jim und Tim, die zu seiner Rechten und Linken standen.
    „Du scheinst wahnsinnig zu sein!“
    „Und du nicht recht gescheit! Ich befinde mich unter dem Schutz eines tungusischen Fürsten!“
    „Aber auf russischem Boden! Er muß dich an mich ausliefern.“
    Da sagte Karpala in festem Ton:
    „Dieser Mann ist mein Gast und wird nicht ausgeliefert.“
    „So hole ich meine Kosaken!“
    „Hole sie. Es sind fünfmal mehr Tungusen bei uns. Sie werden es nicht dulden, daß du ihre Prinzessin entehrst und deren Beschützer beschimpfst und arretierst.“
    „So wird es zum Kampf kommen!“
    „Jawohl! Waffe gegen Waffe!“
    „Bedenke, was du tust!“
    „Hast du bedacht, was du tatest?“
    „Du bist meine Braut und hast mir zu gehorchen.“
    Der Fürst und die Fürstin saßen auf ihren Polstern. Sie befanden sich in einer ziemlich heiklen Lage und hielten es für das beste, weder für ihre Tochter, noch für den Offizier Partei zu nehmen. Das lag so in ihrem friedlichen Charakter und langsamen Naturell.
    Sam bemerkte das gar wohl. Er kannte die einschlagenden Verhältnisse gar nicht, aber sein Scharfblick brachte ihn auf das einzig richtige. Und da er den Kosaken nicht fürchtete und auch nicht die Absicht hatte, die braven Tungusen in Schaden zu bringen, sagte er:
    „Zankt euch nicht, Kinder. Wir werden freiwillig mit zu dem Kreishauptmann reiten.“
    „Freiwillig?“ meinte der Rittmeister. „Ihr müßt. Ihr seid meine Gefangenen. Ich werde euch binden lassen und in das Gefängnis bringen.“
    „Nein“ lachte Sam, „das wirst du bleiben lassen, mein Söhnchen.“
    „Wer will es mir verbieten?“
    „Wir drei. Wir würden einen jeden erschießen, der es wagen sollte, uns anzurühren. Aber wir werden jetzt unsere Pferde besteigen und freiwillig dem Isprawnik, deinem Vater, unseren Besuch machen.“
    „Das klingt lustig!“
    „Es ist auch lustig. Laß es ja dabei, sonst wird es ernst! Sieh her!“
    Sam zog zwei Revolver hervor, hielt sie drohend vor sich hin und schritt dem Zeltausgang zu. Jim und Tim folgten, ebenso bewaffnet. Die Offiziere wichen zur Seite.
    „Ich verlasse euch nicht. Ich reite mit euch“, sagte Karpala und stieg in den Sattel.
    Es ging im Galopp der Stadt entgegen. Vor dem

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