Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Raum fand, seine Erlebnisse zu erzählen, bis es zuletzt hieß, daß der Lord den Berichterstatter machen solle. Dieser aber deutete auf Sam und sagte:
    „Nicht ich, sondern dieser Mann da mag erzählen. Er weiß alles, er hat alles mitgemacht. Wendet euch an ihn.“
    „Daraus wird heute nichts“, meinte aber der Dicke. „Wir haben keine Zeit zum Erzählen, wenigstens ich nicht. Ich muß zum Pascha.“
    „Zum Pascha?“ fragte Normann ganz erstaunt. „Welchen Pascha meinen Sie denn?“
    „Nun, doch den Ihrigen. Ibrahim oder Abrahim, das ist im Türkischen ja wohl ganz egal.“
    „Sie wollen so schnell verreisen? Sie wollen in die Türkei, nach Konstantinopel?“
    „Dorthin? Fällt mir gar nicht ein! Ich laufe keinem Menschen nach, nicht einmal einem Pascha. Wenn ich ihn haben will, muß er hier sein.“
    „Hier? Fast möchte ich fragen, ob Sie dichten.“
    „Und ich wiederhole, daß ich die Wahrheit sage.“
    Da machte der Lord einen Siebenmeilenschritt, pflanzte sich vor Sam auf und fragte:
    „Hier, hier in Wiesenstein ist er?“
    „Ja.“
    „Well! Führen Sie mich zu ihm.“
    Er wandte sich nach der Tür und machte ein paar Fäuste, als ob das Boxen schon jetzt beginnen solle.
    „Halt!“ lachte Sam. „So rasch geht das nicht. Da gibt es noch sehr Verschiedenes zu erwähnen.“
    „O nein, gar nichts!“ rief der Engländer. „Ich gehe zu ihm und schlage ihm den Schädel ein.“
    „Das wollen wir einstweilen noch bleibenlassen. Setzen Sie sich, Sir, und machen Sie mir keine Störung in meinem Kram.“
    Sam faßte den Lord an und drückte ihn auf einen Stuhl nieder, während Normann zu Sam bemerkte:
    „Der Pascha Ibrahim hier in Wiesenstein, das ist gar nicht denkbar. Aber Sie haben uns schon so viel Unglaubliches gesagt, was dennoch wahr war, daß ich versucht bin, auch hieran zu glauben.“
    „Glauben sie es getrost.“
    „Kennen Sie ihn denn? Sie haben ihn doch nie gesehen.“
    „Heute zum ersten Mal.“
    „Wie können Sie da wissen, daß er es ist?“
    „Ein anderer hat es mir gesagt.“
    „So. Dann ist immerhin ein Irrtum möglich. Was könnte er denn hier wollen?“
    „Das fragen Sie, der Sie die meiste Veranlassung haben, es zu wissen? Er sucht seine beiden Frauen. Alle seine Bemühungen, sie zu finden, sind bisher vergeblich gewesen, obgleich er ganz Deutschland durchforscht hat. Jetzt aber hat er sich an einen durchtriebenen Kerl, einen gewissen Schubert, gewandt, der ihm behilflich sein will, Tschita und Zykyma nach der Türkei zurückzubringen. Und noch mehr. Der Pascha will Rache an allen, besonders an Steinbach, nehmen und sodann auch die Befreiung des Derwisches Osman bewerkstelligen, den wir heute nach Wiesenstein gebracht und in ein Gewölbe des Schlosses eingesperrt haben.“
    Diese Nachricht erregte großes Aufsehen. Sam wurde bestürmt, ausführlich zu erzählen, was sich zugetragen hatte und wie gerade dieser verhaßte Derwisch in Gefangenschaft hatte geraten können, aber er antwortete:
    „Ich muß den Herrschaften nochmals sagen, daß dazu heute leider keine Zeit mehr ist. Der Pascha und dieser Schubert wollen den Derwisch befreien, und da muß ich dabei sein. Wir haben nur noch eine Stunde bis Mitternacht, und um ein Uhr wollen die beiden Kerle auf dem Schloß sein, um mit dem Gefangenen zu reden.“
    Diese Worte frappierten fast noch mehr als die wenigen Mitteilungen.
    „Mann“, sagte Normann erstaunt, „sind Sie denn geradezu allwissend?“
    „Nein. So weit habe ich es leider noch nicht gebracht, aber ich bin es gewöhnt, meine Augen und Ohren stets offenzuhalten, und da sieht und hört man mehr als andere Leute, die diese löbliche Gewohnheit nicht besitzen.“
    „Aber warum haben Sie den Gefangenen im Schloß eingesperrt und ihn nicht an das hiesige Gericht abgeliefert?“
    „Steinbach hat es so befohlen.“
    „Steinbach! Also er! Was mag er für eine Absicht dabei haben? Wie ist es ihm möglich, eine solche Bestimmung zu treffen? Kennt er den Prinzen, den Besitzer des Schlosses?“
    „Das weiß ich nicht, geht mich auch gar nichts an. Ich tue, was er mir gesagt hat, und das Weitere überlasse ich ihm.“
    „Also heute nach Mitternacht soll der Derwisch befreit werden! Das geben wir natürlich nicht zu.“
    „Von Befreiung ist noch nicht die Rede. Die beiden Kerle werden nur mit ihm sprechen. Jedenfalls werden sie dabei die Flucht verabreden. Man wird dann die drei belauschen und also erfahren, was sie vorhaben.“
    Sam entwickelte nun seinen Plan, und

Weitere Kostenlose Bücher