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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß so nahe hinter ihnen einer saß, der bei ihren Worten und dem Anblick ihres Glücks mit den Zähnen knirschte und laut und grimmig empor gefahren war.
    Da hörte man Tschitas Stimme erklingen:
    „Hermann, wo bist du?“
    „Hier!“ antwortete er. „Ganz hinten auf der Bank.“
    „Ach, wir kommen!“
    Da Hermann von der Bank sprach, so begriff Tschita sofort, was sich ereignet hatte.
    „Komm! Wir wollen ihnen entgegengehen!“ bat Zykyma.
    „Nein“, sagte er in glücklichem Ton. „Wir bleiben hier sitzen und lassen uns arretieren.“
    Da er sie festhielt, mußte sie, obgleich sträubend, sich drein ergeben.
    Während die beiden hier gesessen hatten, war Normann aus der Stadt nach Hause gekommen und hatte nach ihnen gefragt. Tschita erzählte ihm von den Telegrammen und fügte die Vermutung hinzu, daß Hermann sich nun wohl mit Zykyma ausgesprochen habe. Da litt es ihn nicht im Zimmer. Er nahm sein Weibchen beim Arm und ging mit ihr in den Garten.
    Jetzt kamen sie herbei. Als Normann die beiden so innig nebeneinandersitzen sah, sagte er staunend:
    „Hermann, was sehe ich? Habt ich euch vielleicht entzweit?“
    „Ja“, lachte der Gefragte. „Wir werden von heute an in alle Zukunft hinein zu zweien sein, wenn ihr nichts dagegen habt.“
    „O nein! Ganz im Gegenteil erkläre ich, daß mir damit mein innigster Herzenswunsch in Erfüllung geht.“
    „Der meinige auch!“ erklärte Tschita, indem sie die Freundin von der Bank empor an ihr Herz zog.
    Die beiden weinten Freudentränen. Die Männer schüttelten sich die Hände.
    „Jetzt möchte ich eins“, sagte Normann. „Dann wäre die Genugtuung vollständig.“
    „Ungenügsamer!“ zürnte Tschita. „Was möchtest du denn noch dazu?“
    „Daß der Pascha hier wäre. Er sollte sehen, was für glückliche Engel aus seinen beiden Sklavinnen geworden sind.“
    „Denken wir nicht an ihn“, sagte Tschita ernst.
    „Hast recht, meine Seele. Wollen alle diese Erinnerungen fallenlassen. Kommt also herein.“
    Sie gingen.
    Als ihre Schritte verklungen waren, kamen die Lauscher aus ihrem Versteck hervor.
    „Nun, was sagen Sie dazu?“ fragte der Agent seinen Kumpan. „Jetzt haben Sie gesehen und gehört. Sind Sie befriedigt?“
    „Ja.“
    „Sie haben eingesehen, daß Tschita und Zykyma es wirklich sind?“
    „Versteht sich. Es kann kein Zweifel sein.“
    „So darf ich Sie wohl auch an das Honorar erinnern?“
    „Sie haben es sehr eilig. Sie werden es bekommen, sobald wir uns drüben in Ihrer Stube befinden.“
    Sie kletterten darauf über das Staket.
    Wenn die beiden gewußt hätten, wer draußen geklingelt hatte, so wären sie jedenfalls noch länger geblieben, um das nun Folgende zu belauschen.
    Als das Dienstmädchen an die Gartenpforte kam, sah sie zwei Gestalten draußen stehen. Die eine war unendlich lang und dünn und die andere außerordentlich dick, aber klein.
    „Guten Abend!“ sagte der Dicke. „Hier wohnt der Maler Normann?“
    „Ja, mein Herr.“
    „Ist er daheim?“
    „Soeben erst aus der Stadt gekommen.“
    „Also auch zu sprechen?“
    „Jetzt kaum mehr. Es ist zu spät.“
    „Pah! Wir sind Bekannte.“
    „So kommen Sie herein. Ich werde Sie melden.“
    „Ist nicht nötig. Wir melden uns selbst.“
    Sie schloß auf, und die beiden Männer traten in den Vorgarten. Erst jetzt bemerkte das Dienstmädchen, daß sich noch einige andere Personen, etwas weiter zurückstehend, draußen befunden hatten.
    Auch diese kamen mit herein. Während sie noch darüber war, die Pforte wieder zu verschließen, fragte der Dicke:
    „Sind auch Frau Normann und Zykyma da?“
    „Ja.“
    „Gibt es vielleicht Besuch?“
    „Herr von Adlerhorst kam vorhin.“
    „Nun, so will ich ihnen etwas sagen. Sie mögen mich anmelden, mich allein. Wo werden die Herrschaften sich befinden?“
    „Im Salon jedenfalls.“
    „Gibt es vor diesem ein Zimmer?“
    „Ja; es steht leer.“
    „Gut. Während ich in den Salon trete, führen Sie die anderen Personen in dieses Zimmer. Es gilt eine Überraschung. Und damit mich nicht Herr Normann allein empfängt, sagen Sie, daß ich mit der ganzen Bande zu sprechen hätte. Hier ist meine neue Visitenkarte, das Hundert zu einer Mark und fünfzig Pfennigen!“
    Das Mädchen wußte nicht, was es über diesen kleinen, dicken Menschen und den ganzen Vorgang denken solle. Da es sich aber um eine Überraschung handelte, so beschloß es, sich genau nach seiner Weisung zu richten.
    Die Bewohner der Villa befanden sich im Salon. Sie

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