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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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könnte dies am hellen Tag geschehen. Gerade da würde man nur an eine Verunglückung, keinesfalls aber an eine Entführung denken.“
    „Ach, ich höre, Sie sind die Richtige, die wir brauchen können! Aber wenn sie verschwinden sollen, so muß es einen Ort geben, wo wir sie heimlich zurückhalten können.“
    „Den gibt es auch. Er befindet sich ganz in der Nähe, auf Burg Grafenreuth. Das ist ein altes Raubritterschloß, halb verfallen und ganz einsam im Wald liegend. Prinz Oskar hat es angekauft und zum Teil renovieren lassen. Auf diese Weise sind einige Zimmer des Schlosses noch ganz bewohnbar geworden, sonst aber findet man dort nur noch die alten Gänge, Verliese, Gewölbe und Verstecke, in denen genug Platz vorhanden ist, um die beiden Frauenzimmer zu verbergen. Der Kastellan, der ganz allein dort haust, würde uns außerdem beistehen, er ist mein Oheim und kann die Normanns nicht leiden, da ich, die stets sein Liebling gewesen ist, damals vor Tschita zurücktreten mußte. Er haßt sie heute noch ebenso wie vordem und würde sich freuen, ihnen einen Streich spielen zu können. Übrigens ist er sehr geizig und geldsüchtig. Wenn er auf eine angemessene Belohnung zählen kann, so dürfen Sie bestimmt auf seine Hilfe rechnen. Sicherlich können wir dann die Personen so lange dort verbergen, bis die Aufregung sich gelegt hat und wir imstande sind, die Reise nach der Türkei mit den Damen zu unternehmen.“
    „Herrlich, herrlich! Sie haben ganz recht. Wir wollen diesen Plan festhalten. Er gefällt mir auch darum so vorzüglich, weil ich nun auch weiß, wohin mit den anderen Personen.“
    „Welche Personen meinen Sie?“
    „Zunächst Normann. Ihn können wir wohl auch nach Grafenreuth locken?“
    „Sehr leicht sogar. Das will ich schon besorgen. Tschita muß ihm ein paar Zeilen schreiben. Er denkt, sie retten zu können, wird dann aber selbst eingesperrt.“
    „Gut! Wir können das ja noch besprechen, denn wir haben Zeit dazu. Dieser Ort ist ganz vortrefflich gewählt. Vielleicht ließen sich auch die anderen dort hinlocken. Zum Beispiel die Adlerhorsts, vor allen Dingen aber dieser Steinbach, der an allem schuld ist, und der Lord – ah, das würde mir Gelegenheit geben, ihm zu beweisen, daß ich gar wohl satisfaktionsfähig bin! Ferner denke ich an diese elenden Kerle, die Amerikaner, den dicken und die zwei dünnen Kerle. Meinen Sie, daß wir sie alle zusammen bekommen könnten?“
    „Warum nicht?“
    „Schön, sehr schön! Und mein Derwisch, der da draußen auf dem Meierhof gar nicht sicher ist, könnte dort wohl auch das sicherste Versteck finden.“
    „Wer ist das, der Derwisch?“
    „Ein Freund von mir, den Steinbach gefangengenommen und hierhergeschickt hat. Er soll wohl als Zeuge gegen mich dienen.“
    „Ach, der droben im Schloß?“
    „Ja. Hat Herr Schubert zu Ihnen von ihm gesprochen?“
    „Er hat mir eine Andeutung gemacht.“
    „Und glauben Sie nicht, daß er auf dieser alten Burg sicher sein wird?“
    „Er wird dort jedenfalls sicherer sein als anderswo.“
    „So soll auch er hin. Seine Anwesenheit dort wird mir eine Garantie für das Gelingen unseres Plans sein, denn er könnte Ihren Onkel im stillen beobachten. Natürlich dürfen Sie Ihrem Onkel nichts davon sagen.“
    „Kein Wort. Das versteht sich ja ganz von selbst!“
    „Nun, dann sollen Sie fürstlich von mir belohnt werden. Herr Schubert soll eine Anstellung erhalten, wie er sie hier im ganzen Leben niemals bekommen hätte. Ich bin reich, sehr reich, und besitze einen Einfluß, mehr als ausreichend, einen Freund für lebenslang gut zu versorgen. Reichen wir uns also die Hände, und versprechen wir uns Hilfe, Treue und Verschwiegenheit.“
    Sie schlugen ein. Der Pascha war ganz vertrauensselig. Die Schönheit der Polizistin bezauberte ihn, und ihr Verhalten hatte ihn zu einem rückhaltlosen Vertrauen genötigt. Er besaß keine Ahnung, daß er sich mit einer Feindin verbündet hatte und nun an den Schlingen mitarbeitete, in die er später unbedingt geraten mußte.
    „Doch jetzt“, fuhr er fort, „dürfen wir keine Zeit verlieren, keine Stunde, keinen Augenblick. Wir müssen zunächst den Derwisch unterbringen, und zwar noch heute nacht.“
    „Ja“, fiel der Agent ein, „wir müssen uns beeilen. Ich habe einen Brief erhalten, den ich ihnen noch zeigen werde. Es ist unbedingt notwendig, daß der Kastellan augenblicklich gewonnen wird.“
    „Schön“, antwortete Lina. „Ich werde sofort zu ihm fahren, um die

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