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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Weile sinnend vor sich nieder, dann sagte er:
    „Herr, ich werde ihr meinen Antrag machen, und zwar gleich heute, jetzt.“
    Er deutete auf die Bank.
    Der Pascha machte ein sehr überraschtes Gesicht.
    „Hier? Jetzt?“ fragte er. „Da wüßten wir allerdings gleich, woran wir sind.“
    „Ja, dann wissen wir es. Und Sie bekommen dabei Gelegenheit, zu erfahren, ob wir ihr auch im anderen Fall trauen dürfen.“
    „Aber auf welche Weise?“
    „Indem Sie uns belauschen. Ich erwarte das Mädchen hier auf dieser Bank. Sie stecken sich in den Busch, der sich hinter derselben befindet, und müssen dann jedes Wort hören, das von uns gesprochen wird. Ich werde das Gespräch in der Weise führen, daß Sie die Dame vollständig kennenlernen.“
    „Aber dann müssen wir uns beeilen!“
    „Jawohl! Sie kann jeden Augenblick kommen, und ich wundere mich überhaupt, daß sie noch nicht da ist. Sie darf Sie jetzt nicht bei mir sehen. Wenn Sie bemerken, daß wir fertig sind, ziehen Sie sich zurück. Wir kommen dann rasch nach, nämlich nach dem Felsen, wo ich bereits mit Ihnen zusammengetroffen bin.“
    „Schön! Sagen Sie, daß ich dort auf Sie habe warten wollen.“
    Der Pascha versteckte sich hinter den dichten Zweigen des Busches, und der Agent gab sich auf der Bank die Stellung eines unbefangenen Mannes, der auf jemand wartet.
    Er kannte Lina nicht. Er ahnte nicht, daß sie noch viel schlauer war als er. Lina war natürlich auf demselben Weg heraufgestiegen und hatte sich gar nicht weit hinter den beiden befunden. Da sie die Gegend kannte, schritt sie sehr vorsichtig weiter und hielt kurz vor der Stelle an, wo der Weg auf die Lichtung führte.
    Dort rekognoszierte sie. Von den Bäumen und Büschen versteckt, sah sie, daß die beiden sich in einer sehr animierten Unterredung befanden, und bemerkte wohl, daß der Pascha sich versteckte.
    „Wozu?“ fragte sie sich. „Jedenfalls, um mich kennenzulernen, bevor er sich vor mir sehen läßt. Nun, ich werde mir alle Mühe geben, sein ganzes Vertrauen zu erwerben.“
    Sie kehrte nun eine kurze Strecke zurück, räusperte sich, um ihr Kommen bemerkbar zu machen, bevor man sie sehen konnte, und trat endlich auf den freien Platz.
    Dort machte sie eine Bewegung der Überraschung.
    „Ah, Sie sind bereits da, Herr Polizeiinspektor?“ rief sie aus. „Das ist mir lieb. Da brauche ich nicht zu warten.“
    Er erhob sich höflich und antwortete:
    „Man soll niemals eine Dame warten lassen, und ich möchte mich am allerwenigsten gegen Sie eines solchen Vergehens schuldig machen. Ich heiße Sie herzlich willkommen. Wollen Sie nicht Platz nehmen?“
    Schubert deutete auf die Bank.
    „Müssen wir warten?“ fragte sie.
    „Leider ja. Der betreffende Herr ist noch nicht da.“
    „Also hier ist die Stelle, wo ich ihn sprechen werde? Das ist mir unlieb. Man kann hier leicht überrascht werden.“
    „Sehr richtig. Darum haben wir eine andere Stelle bestimmt. Ich war bereits dort, fand den Herrn aber nicht vor und bin nach hier zurückgekehrt, wo Sie auf der Bank das Warten bequemer haben.“
    „Nun, hoffentlich dauert es nicht lange.“
    „Und ich wünsche das Gegenteil.“
    „Warum?“
    „Weil dies mir Gelegenheit gibt, möglichst lange bei Ihnen zu sein.“
    In glühenden Worten schilderte der Agent nunmehr die innige Liebe, die er für das schöne Mädchen empfände, und bat es, seine Frau zu werden, indem er von den glücklichen Hoffnungen und Aussichten sprach, die er für seine und ihre Zukunft hege.
    „Der Pascha hat mir eine glänzende Anstellung in Konstantinopel versprochen“, schloß er endlich seine leidenschaftlichen Expektorationen.
    Da fuhr sie empor, als ob sie auf das glücklichste überrascht worden wäre.
    „In Konstantinopel?“ fragte sie. „Ist's wahr? Wirklich?“
    „Natürlich! Ich soll mit ihm fort.“
    „Ah! Wie sind Sie zu beneiden! Der Orient und vor allen Dingen Konstantinopel ist stets das Ideal meiner Träume gewesen.“
    „So können diese Träume jetzt leicht zur Wahrheit werden.“
    „O nein. So glücklich kann ich nicht sein.“
    Lina stand da und blickte wie entsagend vor sich nieder. Auch er erhob sich, ergriff ihre beiden Hände und sagte:
    „Oh, wohl können Sie so glücklich sein. Sie brauchen nur zu wollen. Sagen Sie, daß Sie als meine Frau, als mein liebes, liebes, süßes Weibchen mit mir wollen, so ist Ihr Traum erfüllt.“
    Ihre Augen leuchteten auf.
    „Herr, da haben Sie meinen schwachen, verwundbaren Punkt getroffen. Der

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