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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herauf.“
    Er führte die drei nach seiner Wohnung, die aus einem Wohn- und einem Schlafzimmer bestand. Dann entfernte er sich, um einen Trunk zu holen.
    „Nun, wie gefällt er Ihnen?“ fragte Lina den Pascha.
    „Sehr gut. Er hat aufrichtige Züge.“
    „Oh, es ist kein Falsch an ihm.“
    „Ein wenig Falschheit gehört aber doch zur Ausführung unseres Vorhabens.“
    „Nun, was das betrifft, so kann er auch ganz pfiffig sein. Prüfen Sie ihn nur.“
    „Was mag denn das für ein Rat sein, den er von Ihnen begehrte?“
    „Das weiß ich selbst noch nicht, werde es aber wohl bald erfahren.“
    Der Kastellan kehrte mit Bier und einem Imbiß zurück.
    „Mehr hat ein armer Teufel nicht“, sagte er. „Begnügen sich also die Herren mit dem guten Willen. Lina mag vorschneiden und kredenzen.“
    Die beiden Herren machten von seiner Gastlichkeit Gebrauch, einesteils, um ihn nicht zu kränken, und andererseits, weil bei Essen und Trinken die ersten peinlichen Minuten rasch vergingen und die Gemütlichkeit sich bald einstellen konnte.
    „Meinen Rat wolltest du?“ fragte Lina, auch dem Kastellan ein Glas vollgießend. „Ist es etwas Familiäres, oder können auch die Herren es hören?“
    „Sie können es getrost erfahren, denn man wird bald allgemein darüber sprechen. Ich wollte dich fragen, was du für besser hältst, ob ich nämlich zu dir ziehe oder zu Frau Berthold. Ihr seid ja meine einzigen Verwandten.“
    „Wie? Was? Willst du denn von Grafenreuth fort?“
    „Ich muß. Denke dir, ich bin – entlassen – bin abgesetzt.“
    „Mein Gott! Abgesetzt!“ rief sie erschrocken. „Das ist doch gar nicht möglich! Seit wann denn?“
    „Seit gestern.“
    „Und warum?“
    „Wegen – hm, es ist die alte Geschichte. Die Normanns sind wieder einmal schuld.“
    Der Kastellan schilderte nun den Vorgang bei seiner vermeintlichen Entlassung näher, und es gelang ihm vollständig, den Pascha von seiner Feindschaft gegen Normanns zu überzeugen. Der Pascha war natürlich sehr erfreut darüber und glaubte fest, daß er in ihm einen treuen Verbündeten für seine Pläne gefunden habe, besonders da der Kastellan erst in Monatsfrist entlassen werden konnte. Er knauserte daher auch nicht mit dem Geld, so daß sie bald handelseinig wurden.
    Sie beschlossen also nun, daß nicht allein Tschita und Zykyma, sondern auch der Derwisch auf der Burg untergebracht werden sollten.
    Gegen Zahlung einer weiteren großen Summe gelang es sogar dem Pascha, den Kastellan für seinen Racheplan an seinen Todfeinden – den Adlerhorsts und Steinbach – zu gewinnen. Sie sollten alle vernichtet werden.
    Nachdem nun alle Einzelheiten der gefaßten Beschlüsse besprochen waren, führte der Kastellan den Pascha und den Agenten in der Ruine herum, um seine Vorschläge an Ort und Stelle näher zu erklären und das Gelingen der geplanten Vernichtung der Feinde zu beweisen. Schließlich sagte er zu dem Pascha: „Nicht wahr, Sie werden sich nun überzeugt haben, daß derjenige, der dieses Brunnengemach hier betritt, verloren ist, sobald ich es will?“
    „Ich bin mehr als vollständig davon überzeugt.“
    „Glauben Sie nun, daß ich Ihre Aufträge ausführen kann?“
    „Sie meinen, daß Normann hier hinabstürzen soll?“
    „Ja, er und die anderen. Ein Druck meiner Hand, und sie sind verloren.“
    „Aber doch tut es mir beinahe leid. Es geht mir viel zu schnell. Ihr Tod ist ein zu plötzlicher, ein zu gedankenschneller, ich hatte gewünscht, daß er ein qualvoller sei.“
    „Das wäre für Sie mit Gefahren verbunden. Schnell weg mit ihnen, dann sind Sie sie los.“
    „Das ist freilich richtig. Ich wollte, ich könnte dabeisein. Einmal versteht es sich ganz von selbst, daß mir der Untergang dieser Halunken ein unendliches Vergnügen machen würde. Und außerdem hätte ich dann auch die wirkliche, unumstößliche Sicherheit, daß sie verloren seien. Wenn ich Sie bezahlen soll, so muß ich auch gewiß sein, daß Sie Ihre Aufgabe erfüllt haben.“
    „Das kann ich Ihnen freilich nicht verdenken. Nun, ich will auch diesen Wunsch erfüllen. Wenn ich die Leute auf dem Weg, den wir jetzt zurückgelegt haben, nach dem Brunnen führe, begeben Sie sich von dieser Seite, die wir jetzt einschlagen werden, hierher. Da können Sie Zeuge des ganzen Vorgangs sein.“
    „Schön, schön, vortrefflich! Ah, wenn ich mich ihnen erst zeigen könnte! Alle Teufel! Das wäre ja ein Himmelsvergnügen für mich. Aber ich müßte sicher sein, daß mir nichts

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