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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht fort von mir! Wo willst du hin?“
    „Über den Fluß hinüber, nach Hause.“
    „Ich reite mit und begleite dich bis zum Fluß.“
    Jetzt ritten beide Männer nebeneinander in der Richtung, die Propow ursprünglich verfolgt hatte. Der Wachtmeister beobachtete diesen eine Weile verstohlen von der Seite, dann fragt er:
    „Hatte ich recht? Du warst bei Peter Dobronitsch, und er hat dir seine Tochter abgeschlagen?“
    „Was soll ich es leugnen! Er wird es ja allüberall erzählen.“
    „Also doch! Was hat er denn eigentlich für Gründe, dich abzuweisen, angegeben? Du bist doch ein reicher und noch dazu ein reputierlicher und angesehener Mann.“
    „Ich möchte allerdings wissen, wer gegen meinen guten Ruf etwas einzuwenden hätte.“
    „Auch von Gestalt und Ansehen gut und sehr wohl erhalten.“
    Der Russe warf einen mißtrauischen Blick auf den Kosaken, antwortete aber, als dieser letztere eine sehr ernste Miene zeigte:
    „Wenigstens denke ich, daß ich kein Scheusal bin.“
    „Nein, das bist du nicht. Du kannst mit deinem Äußeren vollkommen zufrieden sein. Und was dein Gemüt und deinen Verstand betrifft, so kannst du dich getrost mit einem jeden vergleichen. Ein Dummkopf bist du nicht.“
    „Aber gerade einen Dummkopf hat mich der Peter Dobronitsch genannt.“
    „Ah! Wirklich? Einen Mann von den Geistesgaben, die du besitzt. Hält er sich etwa für gescheiter und klüger als du? Der Esel!“
    Propow glaubte wirklich, daß der Kosak es aufrichtig meine. Darum gestand er in seinem Grimm:
    „Ich könnte dir noch viel mehr sagen. Wenn ich nicht ein treuer Sohn der Kirche wäre, dem Demut und Vergebung als schöne Tugenden gelten, so hätte ich alle Veranlassung, diesem Menschen Rache zu schwören. Jetzt könnte er mir sein Mädchen an den Hals werfen, ich möchte es nicht. Ich bereue es überhaupt, um die Hand dieses eingebildeten Ding angehalten zu haben. Ich weiß, daß du ihr auch gut bist, und stehe dir nicht mehr im Weg. Ich will sie dir überlassen. Du kannst nun um sie anhalten.“
    „Das werde ich freilich bleiben lassen.“
    „So! Warum?“
    „Weil – nun, weil sie mir gesagt hat, daß sie mich nicht mag.“
    „Donnerwetter!“ rief Propow mit schlechtverhehlter Schadenfreude. „Ist das wahr?“
    „Würde ich es sonst erzählen? Es ist ja eine Schande für mich! Wir sind also beide abgewiesen worden und sollten uns verbinden, um gemeinschaftlich Rache zu nehmen.“
    „Rache? Nein, die will ich nicht. Ein guter Christ ist nicht rachsüchtig; aber er wird der Gerechtigkeit Gottes auch nichts in den Weg legen. Das kann ich sagen.“
    „Nun, das ist ganz dasselbe. Streiten wir uns nicht über leere Worte! Hier hast du meine Hand. Wollen von heute an Freunde sein und fleißig nachdenken, wie wir uns rächen können!“
    Der Wachtmeister hielt dem Russen die Hand hin. Dieser schlug ein und entgegnete:
    „Recht hast du. Nachsicht wäre hier nur eine Sünde. Wir wollen uns verbinden, und es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht einen Weg entdeckten, auf dem wir zum Ziel gelangen.“
    „Ich glaube, daß dir ein solcher Weg bereits bekannt sein wird. Hat Peter Dobronitsch dich niemals bezüglich der ‚armen Leute‘ zu seinem Vertrauten gemacht? Ich dachte immer, daß du ein heimlicher Helfershelfer von Peter seist.“
    „Das ist mir niemals eingefallen.“
    „So weißt du in dieser Beziehung wirklich nichts, gar nichts von ihm?“
    „Nichts. Ich ahne zwar, daß er den Flüchtlingen Hilfe gewährt, etwas Sicheres darüber aber habe ich niemals erfahren können.“
    „So, so! Nun, es soll nicht lange dauern, so werde ich den Kerl fangen. Heute zum Beispiel war Alexius Boroda, der berüchtigte Zobeljäger, bei ihm.“
    Der Kosak erzählte Propow jetzt den Vorgang im Gehöft des Bauern Dobronitsch, natürlich so, daß kein schlechtes Licht auf ihn selbst fiel.
    „Er ist“, fuhr er dann fort, „nachdem er mir entwischte, gar nicht weit geritten, denn ich fand mein Pferd bereits nach einer Viertelstunde. Das kluge Tier war ganz einfach dahin zurückgelaufen, wo es mich verlassen hatte.“
    „Hm! Da kommt mir ein Gedanke, der vielleicht nicht übel ist. Der Boroda hat dein Pferd nur so weit benutzt, wie es nötig war, aus deiner Nähe zu kommen, und ist noch hier. Willst du ihn nicht fangen?“
    „Welche Frage! Es sind tausend Rubel auf sein Ergreifen gesetzt.“
    „Die kannst du dir verdienen.“
    „Ich will es versuchen. Mein Plan ist bereits fertig.“
    „Darf ich

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