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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kosak noch immer und betrachtete die beiden Ankommenden mit argwöhnischen Augen.
    Gisa hatte zu Propow gesagt, daß seine Augen schwach geworden seien.
    Das war nicht wahr. Er sah sehr scharf. Er hatte den Wachtmeister sofort erkannt und sich durch die Erkundigung nur überzeugen wollen, ob er wirklich richtig gesehen habe. Als sie jetzt die Fähre angebunden und ihre Pferde wieder bestiegen hatten, um die jenseitige Uferböschung hinanzureiten, nahm er eine möglichst unbefangene Miene an. Auch Georg von Adlerhorst zeigte nicht die mindeste Spur von Besorgnis oder gar Angst in seinem Gesicht. Selbst wenn entdeckt wurde, daß er ein entflohener Gefangener sei, befürchtete er nicht, ergriffen zu werden, denn er getraute sich, es mit einer Zahl von Verfolgern aufzunehmen. Vor dem einen, dem Wachtmeister, war ihm aber gar nicht bange.
    Das Gesicht dieses letzteren schien freilich nichts Gutes verheißen zu wollen. Der Blick, den er auf Georg richtete, war so scharf und forschend, daß kein gutes Resultat dieser Betrachtung zu erwarten war.
    „Du hier?“ wandte er sich an Gisa. „Was suchst du schon wieder hier am Mückenfluß?“
    „Was ich hier suche?“ antwortete der Gefragte in scherzhaftem Ton. „Mücken natürlich. Was soll man sonst am Mückenfluß suchen!“
    „Hm! Vielleicht befinden sich die Mücken, die du finden willst, nur in deinem Kopf.“
    „So? Na, ein jeder hat einige Mücken in seinem Kopf. Dir wird es auch nicht daran fehlen.“
    „Schweig“, herrschte der Wachtmeister ihn an. „Mit einem Kosakenunteroffizier Seiner Majestät des Zaren von Rußland spricht man nicht in einem solchen Ton. Ich frage dich also nochmals, was du am Mückenfluß willst. Soviel ich weiß, lagert ihr jetzt in Platowa.“
    „Meine Stammesgenossen sind allerdings dort; ich aber befinde mich hier, wie du siehst. Oder bin ich etwa kein freier Mann? Darf ich nicht dahin reiten, wohin es mir beliebt?“
    „Das darfst du, allerdings für deine eigene Person. Aber andere sind nicht frei. Sie dürfen nicht tun, was ihnen beliebt.“
    „Das geht mich nichts an!“
    „Es geht dich doch etwas an. Wer mit verdächtigen Menschen reitet, macht sich selbst verdächtig.“
    „Davon weiß ich nichts. Es befindet sich doch nur dieser Herr bei mir. Ist er verdächtig?“
    „Herr? Ein Herr soll er sein?“ lachte der Wachtmeister höhnisch. „Willst du mich täuschen?“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „Nun, so hat er dich selbst getäuscht.“
    Der Wachtmeister drängte mit diesen Worten sein Pferd an dasjenige Georgs heran, so daß dieser sich nur nach dem Fluß zu wenden konnte, schnitt ihm also den Fluchtweg nach dem Land ab und fragt ihn:
    „Darf ich vielleicht erfahren, wer du bist?“
    „Warum nicht? Ich bin Kaufmann und Ackerbauer.“
    „Woher?“
    „Von Jekaterinburg.“
    „Wie ist dein Name?“
    „Skobeleff.“
    „Donnerwetter! Da hast du ja einen sehr berühmten Namen! Aber wenn du meinst, daß ich dich nicht kenne, da täuscht du dich.“
    „Es ist möglich, daß du mich einmal in Jekaterinburg gesehen hast.“
    „Dort? O nein. Ich wurde vor einiger Zeit von meinem Sotnik nach Platowa gesandt, um dem Rittmeister dort einen Brief zu überbringen. Da habe ich dich gesehen. Ich saß in der Schenke, und du gingst vorüber. Man zeigte dich mir und erzählte mir, daß du Karpala, die Tochter des Fürsten der Tungusen, errettet hättest. Du bist ein Kosak.“
    „Ich – ein – Kosak!“ rief Georg im Ton des größten Erstaunens. „Habe ich denn die Gesichtszüge eines sibirischen Kosaken? Meine Züge sind europäisch, und Europäer werden bei euch nur als Offizier eingereiht. Wäre ich ein Kosak, so müßte ich also Offizier sein, und dann würde ich mich nicht so geduldig von dir verhören und einen Lügner nennen lassen.“
    „Brüderchen, ereifere dich nicht. Es gibt noch andere Leute, die Europäer sind, ohne Offizier zu sein, nämlich die Verbannten, die zum Dienst eingereiht werden. So einer bist du.“
    „Darüber möchte ich fast lachen!“
    „Das Lachen wird dir schnell vergehen. Du trägst nicht einmal einen Namen, sondern hast nur eine Nummer. Du bist niemand anders als Nummer Zehn.“
    Bis jetzt hatte Georg in gleichgültigem Ton gesprochen. Jetzt aber brauste er auf:
    „Ich habe geglaubt, daß du dir einen Scherz machen willst. Nun aber sehe ich, daß es wirklich dein Ernst ist. Das verbitte ich mir!“
    „Oho! Verbitten! Was fällt dir ein. Wenn du mir so kommst, so spreche ich in einem

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