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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihn erfahren?“
    „Ich habe nun einmal Vertrauen zu dir gefaßt; darum will ich nicht hinter dem Berg halten. Ich weiß, daß Boroda bei Peter Dobronitsch zu finden ist. Er ist gekommen, um sich von dem Bauern Hilfe zu holen, und kommt, da du ihn dabei erwischt und vertrieben hast, wieder.“
    „Ganz gewiß!“
    „Aber nicht am Tag.“
    „Das wird ihm einfallen! Er schleicht sich in der Nacht herbei; das ist sicher.“
    „Richtig! Und das gibt eine vortreffliche Gelegenheit, auch Dobronitsch zu bestrafen.“
    „Wir haben die gleiche Ansicht, und so denke ich, daß unsere Vermutung uns nicht täuschen wird. Er soll nur kommen. Ich werde ihn empfangen. Meine Maßregeln werden gut getroffen sein. Ich lege meine Kosaken in den Hof. Wenn er dann erscheint, ergreifen wir ihn.“
    „Wenn du dich mit zwanzig oder dreißig Kosaken in das Gut legst und Posten ausstelltest, denkst du, daß er das nicht merken würde? Nein, sobald du den Hof förmlich besetzt, wirst du ihn nicht fangen.“
    „Wie soll ich es aber dann tun?“
    „Heimlich, mit größter Vorsicht. Peter Dobronitsch würde ihm sonst sicherlich ein Zeichen geben, daß Gefahr vorhanden ist. Dobronitsch darf also selbst nicht wissen, daß sein Hof bewacht ist.“
    „Du, dieser Einfall ist nicht übel!“
    „Siehst du! Ich denke mir, daß Boroda heimlich sich herbeischleichen wird. Kennst du die kleine Kammer, hinter deren Fenster das Licht zu brennen pflegt?“
    „Ja. Dobronitsch stellt dort Essen und Trinken hin.“
    „Natürlich wird Boroda mit Dobronitsch reden wollen. Wie aber gelangt er zu ihm?“
    „Hm! Vielleicht durch eine offene Tür?“
    „O nein, sondern eben durch das offene Fenster. Boroda steigt durch dieses in das Kämmerchen. Befindet er sich dann einmal im Innern des Hauses, so ist es ihm leicht, Dobronitsch zu wecken und mit ihm zu sprechen.“
    „Ah, dabei sollte ich sie erwischen! Aber wie dies anfangen?“
    „Da laß mich nur sorgen! Ich kenne das Haus. Neben dem Kämmerchen, auf dessen Fenster die Nahrung für die ‚armen Leute‘ gestellt wird, liegt die Räucherkammer, in der alles Fleisch und die Fischvorräte für den Winter geräuchert werden. Da hinein stecken wir uns.“
    „Uns? Du willst auch mit?“
    „Natürlich. Du mußt bedenken, daß du den Boroda nicht allein bezwingen kannst.“
    „Ich würde einige Kosaken mit hinein in das Räucherkämmerchen nehmen.“
    „Es ist nur für zwei Personen Platz, und du müßtest mit ihnen teilen. Wir zwei sind Manns genug, Boroda zu überwältigen; wir werden uns gut bewaffnen, und dann gehört die ganze Summe dir.“
    „Wenn es so ist, so bin ich vollständig einverstanden. Ich sehe ein, daß du ein tüchtiger Kerl bist und freue mich, Vertrauen zu dir gefaßt zu haben!“
    „Oh, du wirst mich noch viel besser kennenlernen, Wachtmeister! Vor allen Dingen müssen wir uns besprechen, wann und wo wir uns treffen.“
    „Wann? Natürlich heute abend.“
    „Das versteht sich ganz von selbst, denn bereits heute abend, nicht aber später, wird dieser Boroda zurückkehren.“
    „Ja, und zwar denke ich, daß er nicht warten wird, bis die Nacht vergangen ist. Darum dürfen auch wir uns nicht zu spät einstellen.“
    „Ich bin kurz nach Eintritt der Dunkelheit bereit.“
    „Ich auch.“
    „Aber wo finden wir uns?“
    „Hm, natürlich an einem Ort, wo wir nicht gesehen werden können, also nicht zu nahe an der Wohnung des Bauern.“
    „Das denke ich auch. Es muß an einer Stelle sein, die leicht zu finden ist, die aber auch ein gutes Versteck bietet.“
    „Die riesige Pechtanne, die am Felsen steht, wenn man von hier hinab nach dem See geht, würde sich am besten dazu eignen. Kennst du sie?“
    „Natürlich! Es ist der größte Baum wohl hundert Werst in der Runde.“
    „Also dort, eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit, das wird ungefähr neun Uhr sein, wollen wir uns treffen.“
    „So laß uns scheiden. Da ist der Fluß. Ich will hinüber. Ich habe zu Hause noch mehreres zu besorgen und muß mich sputen, wenn ich zur rechten Zeit bei der Tanne sein will.“
    „Laß mich nicht warten! Und bring dein Pferd nicht mit zur Tanne, sondern binde es vorher irgendwo an. Es könnte uns verraten.“
    Die beiden Männer waren am Ufer des Mückenflusses angekommen, der hier, kurz vor seiner Vereinigung mit dem Baikalsee, eine ziemliche Tiefe und Breite besaß. Ein Sibirier fürchtet sich zwar keineswegs, durch einen Fluß zu reiten, immerhin aber wird man naß dabei und sucht dies

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