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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meine Heimat?“ fragte der Maharadscha gleichgültig, da er ja nicht ahnte, daß der gegenwärtige Augenblick ein so bedeutender für ihn werden sollte.
    „Ja, es ist Indien“, antwortete Steinbach, „oder vielmehr Nubrida.“
    Da sprang der Maharadscha auf, blickte Steinbach mit großen Augen an und rief:
    „Meine Seele, woher weißt du das? Herr, wer bist du?“
    „Dein Freund. Ich habe dich jahrelang vergeblich gesucht, um dich zu retten.“
    „Dann nenne meinen Namen! Ja, nenne ihn, damit ich ihn nicht aus meinem, sondern aus einem fremden Mund höre und wieder an mich glauben kann.“
    „Du bist Banda, der einstige Herrscher von Nubrida.“
    „Banda – der einstige – Herrscher von Nubrida!“ wiederholte der Greis langsam und mit einem Ton, als ob er sich im Traum befinde. „Oh, mein Gott, dir sei Dank! Jetzt kann ich es wieder glauben, daß ich nicht nur geträumt habe, Banda zu sein. Du aber, Fremdling, wer hat dir gesagt, wer und wo ich bin?“
    „Nena.“
    Der Maharadscha legte die Hand schnell an den Kopf, als ob dieser ihn schmerze.
    „Nena, Nena!“ sagte er. „Kenne ich ihn? Hat es wirklich einen gegeben, der Nena hieß? Ich begann, es zu bezweifeln. Aber, da du diesen Namen nennst, so weiß ich, daß auch das wahr ist. Nena, Nena, der Verfluchte!“
    Der Greis ballte die Fäuste und blickte wild vor sich hin.
    „Kennst du ihn denn?“ fragte er. „Hast du ihn gesehen?“
    „Ja, tief in der Wüstenei Ägyptens. Allah hatte ihn bestraft. Er war in Knechtschaft geraten, ein Sklave wilder Menschen. Magst du ihm verzeihen? Er hat das Verbrechen, das er an dir begangen, bereut, und seine Reue wird das einzige und sicherste Mittel sein, daß du die Freiheit wieder erlangst, daß der Betrug, der mit dir vorgenommen wurde, entdeckt wird, und daß die Menschen, die ihn ausführten, der gerechten Strafe verfallen.“
    Der Maharadscha blickte mit zur Seite geneigtem Haupt lauschend empor, als ob er eine Himmelsbotschaft vernehme. Dann richtete er das Auge auf Steinbach, betrachtete denselben genau und fragte wie abwesend:
    „Den Betrug entdecken? Diese Menschen sollen bestraft werden, und ich erlange meine völlige Freiheit wieder?“
    „Ich kann es dir versichern.“
    „Lebt er denn noch?“
    „Ja, er lebt. Er ist herbeigeeilt, um nach dir zu forschen.“
    „Gott, mein Gott! Wenn er mich finden könnte!“
    „Er findet dich, denn er ist mit mir gekommen.“
    Der unglückliche Greis betrachtete den Sprecher wieder mit einem halb abwesenden Blicke.
    „Was höre ich?“ fragte er. „Träume ich, oder ist es Wirklichkeit? Deine Worte klingen wie Engelsworte an mein Ohr. Wer bist du denn? Sage es mir.“
    „Ich bin hier fremd. Ich besitze keinerlei Macht; aber dennoch bin ich gekommen, dich zu befreien.“
    „Mich zu befreien! Mein Himmel! Es gibt Menschen, die an mich dachten, während ich glaubte, verschollen zu sein wie eine Sternschnuppe, die verschwunden ist! Es gibt Leute, die meinetwegen kommen, um mich zu befreien!“
    Der Maharadscha faltete die Hände und blickte zum Himmel empor. In Steinbachs Augen standen Tränen.
    „Wir haben an dich gedacht seit Jahren“, sagte er. „Du bist nicht vergessen worden. Ja, es gibt sogar eine Seele, die Tag und Nacht keine Ruhe fand, weil sie sich mit dir beschäftigte.“
    „Wer ist das?“
    „Das werde ich dir später offenbaren.“
    „So sage mir wenigstens, wer du bist! Ich frage dich jetzt zum dritten Mal. Du erwähntest vorhin, daß du ein Fremder seist. Bist du kein Russe?“
    „Nein. Ich bin aus einem anderen Land, aus dem Heimatland deines Weibes.“
    „Meines Weibes? O Allah! Kennst du sie? Sie ist ja schon längst tot!“
    „Ich habe sie nie gesehen; aber ich hörte von ihr.“
    „So kennst du ihren Namen?“
    „Ja.“
    Da ergriff der Maharadscha mit einer schnellen Bewegung Steinbachs Hand und bat:
    „Sei barmherzig! Sage mir ihren Namen! Wenn ich ihn höre, werde ich glauben, daß ich wirklich jenseits der Grenze lebte, daß ich der Herrscher eines indischen Reiches war. Du kannst es dir nicht vorstellen, wie es in meinem Hirn aussieht! Sage einem Menschen wieder und immer wieder, daß er wahnsinnig sei, so wird er verrückt. So habe auch ich nach und nach glauben müssen, daß ich ein Verbrecher sei und daß man mir nicht unrecht getan habe.“
    „Sie hieß Bertha –“
    „Bertha, Bertha, mein Weib, mein Weib!“ rief der Greis tränenden Auges.
    „Und sie war die Tochter eines deutschen Arztes, der in englischen

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