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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Anblick ihn veranlaßte, sich etwas vom Fenster zurückzuziehen. Es war der Gardekapitän Richemonte.
    Dieser blieb draußen auf dem Vorplatz, wo er sich gerade vor das Fenster setzte, hinter welchem Königsau seinen Sitz hatte. Nach einer ziemlichen Weile kam ein zweiter, welcher sich neben dem Kapitän niederließ. Der Deutsche kannte ihn nicht; es war der Baron de Reillac, der soeben von dem Heiratsantrag kam, welchen er Margot gemacht hatte. Es war ein eigentümlicher Zufall, daß Königsau gerade dieses Kaffeehaus gewählt hatte. Die beiden ahnten nicht, daß drinnen ganz in der Nähe des Fensters einer saß, der jedes Wort ihres Gesprächs hören konnte.
    „Eingetroffen!“ sagte der Baron.
    „Endlich!“ meinte der Kapitän. „Ich warte bereits längere Zeit. Welchen Erfolg hat die Attacke gehabt, lieber Baron?“
    „Bis jetzt gar keinen.“
    „Wieso?“
    „Ich habe Ihren Damen eine Woche Zeit gegeben.“
    „Eine Woche? Verdammt! Warum? Woher nehme ich in dieser Zeit Geld?“
    „Von mir.“
    „Ah, das klingt befriedigend. Ich brauche einige tausend Franken. Was sagte die gute Stiefmama zu Ihrer Eröffnung?“
    „Das, was alle Frauen bei solchen Gelegenheiten sagen; sie glaubte es zunächst nicht; dann jammerte sie, schlug die Hände zusammen und weinte. Ich kann das verfluchte Weinen nicht ausstehen und habe mich daher so kurz wie möglich gefaßt.“
    „Und Margot?“
    „Die? Ah, da muß ich mich zuvor besinnen! Ja, ich glaube, sie hat kein einziges Wort gesagt.“
    „Glauben Sie, daß Sie die Einwilligung erhalten?“
    „Jedenfalls!“
    „Und wenn nicht?“
    „So spazieren Sie in das Schuldgefängnis.“
    „Alle Teufel, Sie scherzen, Baron! Einen Freund schickt man nicht an einen solchen Ort.“
    Der Baron zuckte höchst gleichmütig die Achseln und antwortete:
    „Freund? Pah! Egoist waren Sie, aber nicht Freund. Ich gestehe Ihnen aufrichtig, daß ich Ihnen nur Ihrer Schwester wegen ausgeholfen habe. Wird sie meine Frau, so quittiere ich Ihre Schuld und zahle Ihnen noch fünftausend Franken. Die Wechsel Ihrer Mutter, auf hundertundfünfzigtausend Franken lautend, werden auch zerrissen. Demnach bezahle ich das Jawort mit viermal hunderttausend Franken. Wer ist nun der Freund? Sind Sie der meinige oder bin ich der Ihrige?“
    „Ich hoffe, daß Sie Ihren Zweck erreichen werden, Baron.“
    „Wenn ich ihn nicht erreiche, sind Sie schuld.“
    „Ich? Inwiefern?“
    „Gehen Sie zu den Damen und machen Sie ihnen die Hölle heiß! Geben Sie sich ja Mühe, denn ich würde im Falle des Nichtgelingens keine Nachsicht mit Ihnen haben.“
    „Fast möchte ich Ihnen dies zutrauen!“
    „Ich ersuche Sie, davon überzeugt zu sein! Sie haben mir den Mund wässerig gemacht und infolgedessen auf meine Kosten gelebt wie ein Nabob. Warum sollte es mir auf einige tausend Franken ankommen, wenn es sich darum handelt, Ihnen zu zeigen, wie es einem armen Teufel im Schuldgefängnis zumute ist. Übrigens rate ich Ihnen, einen Panzer anzulegen, bevor Sie Ihre liebenswürdigen Damen besuchen.“
    „Warum?“
    „Sie wissen Ihre Spielschuld.“
    „Alle Teufel! Wer hat ihnen davon gesagt?“
    „Ich.“
    „Sie? Sind Sie bei Sinnen? Wozu brauchen meine Mutter und die Schwester zu wissen, wie hoch ich spiele und was ich verliere?“
    „Sie werden dadurch gefügiger. Übrigens kennen sie auch Ihr Renkontre mit dem deutschen Offizier.“
    „Auch das? Wer hat hiervon zu ihnen gesprochen?“
    „Auch ich, Kapitän.“
    „Mensch!“ brauste der Kapitän auf. „Und das sagen Sie mir so ruhig!“
    „Ja, gerade so ruhig, wie ich Ihnen mein Geld gebe. Ich will die Genugtuung haben, von Ihnen reden zu können. Margot soll wissen, daß sie mir kein Opfer bringt, wenn ich mir die Schwester eines ruinierten Offiziers zur Frau nehme.“
    Es blieb eine Zeitlang ruhig. Königsau hatte gedacht, daß der Kapitän jetzt voller Wut losschmettern werde; dem war aber nicht so. Er befand sich in den Händen des baronisierten Armeelieferanten; darum gab er sich Mühe, seinen Zorn zu beherrschen und antwortete:
    „Glauben Sie etwa, daß ich mich vor diesem Deutschen fürchte?“
    „Ja, das glaube ich“, antwortete der Gefragte kalt.
    „Warum?“
    „Weil Sie seine Forderung zurückwiesen.“
    „Pah! Ich werde mich noch mit ihm schlagen.“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Diese Deutschen sollen im Punkt der Ehre außerordentlich heikel sein. Ich glaube nicht, daß dieser Husarenlieutenant – wie hieß er

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