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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abgewiesen; es hieß, Mademoiselle könne mich nicht lieben. Sie befanden sich damals in besseren Verhältnissen. Jetzt werden Sie einsehen, daß eine Heirat aus Liebe eine Dummheit ist. Ich wiederhole heute meinen damaligen Antrag. Sobald ich mit Mademoiselle vom Altar zurückkehre, zerreiße ich die Wechsel Ihres Stiefsohnes und auch die Ihrigen. Sagen Sie nein, so wandern Sie in das Schuldgefängnis.“
    Er hatte sich bei den letzen Worten erhoben, griff nach seinem Hut und fuhr dann fort:
    „Sie sehen, daß ich aufrichtig bin. Nennen Sie mich hartherzig und grausam; mir ist dies gleichgültig. Ich liebe Margot; sie wird meine Frau werden, oder Sie müssen untergehen. Ich gebe Ihnen eine volle Woche Zeit. Heute über acht Tage werde ich mir Ihre Antwort holen. Überlegen Sie sich reiflich, was Sie tun werden. Adieu!“
    Er ging und ließ die beiden Damen in einer großen Aufregung zurück.
    Madame Richemonte lag auf ihrer Chaiselongue und weinte. Margot hatte sich bei ihr niedergelassen und zog wortlos den Kopf der Mutter an ihr Herz. Das Mädchen hatte bisher kein Wort gesagt. Ihr Gesicht zeigte keine Spur von Betrübnis, wohl aber lag auf demselben ein Zug finsteren Hasses, fast möchte man sagen, der Rache, den ihre Mutter freilich nicht bemerkte, da sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt war.
    „Hundertundfünfzigtausend Franken!“ jammerte die Frau. „Hast du es gehört, Margot?“
    „Ja.“
    „Und ich war ihm nichts schuldig! Er ist ein Verführer, ein Betrüger!“
    „Er ist ein Teufel, Mama. Er hat ganz und gar berechnend gehandelt.“
    „Wieso?“
    „Er hat mich zwingen wollen, ihn zu heiraten.“
    „Mein Gott. Wirklich?“
    „Ja. Zunächst hat er Papa in Schulden verstrickt und ihn und Albin zum Spielen verführt. Sodann hat er dich zur Ausstellung der Blanketts gebracht. Jetzt sind wir verloren, wenn ich ihm nicht mein Jawort gebe.“
    „Du wirst es ihm nicht geben! Nein, niemals, Kind!“
    „O doch!“ sagte das Mädchen, scheinbar ruhig.
    „Doch? Du willst?“ fragte die Mutter ganz erschrocken.
    „Ja, ich will!“
    „Aber du wirst unglücklich, Margot!“
    „Nein!“
    Sie sagte dieses Wort in einem so bestimmten Ton, daß ihre Mutter aufmerksam wurde, sie ganz erstaunt anblickte und dann fragte:
    „Nein? Das begreife ich nicht! Kind, liebst du ihn etwa gar?“
    Margot schüttelte überlegen den Kopf und antwortete:
    „Ich hasse ihn; ich verabscheue ihn, und darum werde ich ihn heiraten, Mama.“
    „Ihn heiraten, weil du ihn hassest? Du sprichst in Rätseln!“
    „Oh, begreifst du nicht, welche Süßigkeit in der Rache liegt?“
    „Ah!“ rief die Mutter, der das Verständnis aufzugehen schien.
    „Ja, er ist der Dämon unserer Familie, unseres Hauses gewesen. Er ist schuld an unserer Verarmung und an dem Tod des Vaters. Ich willige ein, sein Weib zu werden, um uns alle an ihm rächen zu können. Er liebt mich zum Rasendwerden. Ich habe seine glühenden, begehrlichen Blicke monatelang beobachtet, ohne zu tun, als ob ich sie bemerkte. Ich werde sein Weib, er muß die Wechsel zerreißen, aber er wird mich niemals berühren dürfen. Er soll verschmachten vor Verlangen nach mir. Ich bin schön. Ich werde mich für ihn schmücken, um ihn liebeswahnsinnig zu machen. Er soll vor mir im Staub kriechen wie ein Wurm; er soll um ein Wort, um einen Blick betteln und doch nicht erhalten, was er begehrt. Er soll Tantalusqualen erleiden, und ich werde glücklich sein, je unglücklicher ich ihn sehe.“
    Sie sprach im Gefühl des Augenblicks. Sie bedachte nicht, daß ihr Glück, von dem sie sprach, ein fürchterliches sein werde. Sie wollte sich opfern, opfern für die Mutter und für die gerechte Sache. Sie glaubte, stets so Herr ihres Herzens zu sein, wie jetzt, und ahnte nicht, welch ein Unglück es für sei sein werde, an einen solchen Mann gekettet zu sein und doch die Liebe zu einem andern im Herzen zu tragen. –
    Als Lieutenant von Königsau die beiden Damen verlassen hatte, war er, zunächst nur an Margot denkend, durch einige Straßen geschlendert und dann in ein Kaffeehaus getreten. Dasselbe gehörte zu jenen Boulevardkaffeehäusern, welche einen Vorplatz haben, wo diejenigen Gäste sitzen können, welche es vorziehen, ihren Kaffee oder Absinth im Freien zu trinken, und dabei mit Bequemlichkeit das Leben und Treiben der Straße beobachten.
    Er trat in das Zimmer und nahm an einem der Fenster Platz. Hier hatte er noch nicht lange gesessen, so sah er einen Mann herankommen, dessen

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