Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
wieder herunterbringt!“ sagte Madame entschlossen. „Er ist mein Stiefsohn, und doch habe ich mich bereits für ihn aufgeopfert. Nun bin ich selbst arm. Er mag sehen, wer ihm hilft. Ihnen aber, Baron, schulde ich keinen Dank, daß Sie ihn in seiner wahnsinnigen Verschwendung unterstützten. Hätten Sie ihm nichts gegeben, so hätte er sparsamer leben müssen!“
    Da glühte das Auge des Angeredeten in einem eigentümlichen Licht. Es waren Stolz, Schadenfreude, Gier und Siegesgewißheit, welche daraus sprachen. Er antwortete:
    „Sie irren, Madame; ein anderer hätte ihn ebenso unterstützt. Übrigens ist er der Sohn Ihres seligen Herrn Gemahls, der mein Freund war. Soll ich ihn nicht unterstützen, da ich doch auch nachsichtig gegen Sie, die Witwe dieses Freundes, bin?“
    „Nachsichtig mit mir? Wann wären Sie dies jemals gewesen!“ rief sie voller Bitterkeit. „Ich ließ mich kurz vor dem Tod meines Mannes verleiten, seine Akzepte auch mit meinem Namen zu versehen. Was verstand ich als Dame von solchen Papieren! Ich unterzeichnete sogar Formulare, welche später erst ausgefüllt wurden. Als mein Mann tot war, präsentierten Sie mir alle diese Dokumente. Sie waren nach Sicht zu bezahlen. Ich mußte alles verkaufen, was ich besaß, um sie einlösen zu können und nicht in das Schuldgefängnis zu wandern. Nennen Sie dies Nachsicht?“
    „Ich spreche nicht hiervon, Madame; ich spreche von den drei Akzepten, welche ich noch jetzt von Ihnen in den Händen habe.“
    Sie blickte ihn groß an, aber er hielt diesen Blick aus.
    „Noch drei Akzepte? Von mir?“ fragte sie. „Sie irren oder erlauben sich einen Scherz, der hier wahrhaftig nicht am rechten Platz ist!“
    „An einen Scherz ist nicht zu denken“, sagte er. „Sie sprechen von Blanketts, welche später ausgefüllt worden sind. Nun wohl, es waren noch drei solche Blanketts vorhanden, als Ihr Herr Gemahl starb. Monsieur Albin hat sie ausgefüllt und den Betrag von mir erhalten. Die Wechsel lauten auf Sicht; ich habe sie Ihnen noch nicht präsentiert; darf ich da nicht von Nachsicht sprechen?“
    Frau Richemonte fuhr abermals in die Höhe, jetzt vor Schreck.
    „Sie sagen die Wahrheit?“ fragte sie.
    „Die volle Wahrheit!“
    „Albin hat den Betrag erhalten?“
    „Ja.“
    „Wieviel?“
    „In Summa hundertundfünfzigtausend Franken!“
    „Hundertundfünfzigtausend Franken! O mein Gott!“ rief sie, die Hände vor das Gesicht schlagend. „Und ich besitze nur noch eine Rente von zweitausend Franken!“
    „Ich werde darauf Beschlag legen müssen, Madame.“
    Das hatte sie nicht erwartet. Sie starrte ihn mit großen Augen an und sagte:
    „So werde ich dann verhungern müssen!“
    „Nein“, antwortete er, gleichgültig die Achseln zuckend. „Nicht verhungern, sondern nur arbeiten werden Sie müssen!“
    „Arbeiten, das tun wir ja jetzt bereits. Oder glauben Sie, daß man von zweitausend Franken jährlich leben kann? Wir arbeiten insgeheim für ein Stickereigeschäft. Heute vormittag hat Margot wieder das Fertige abgeliefert und sich dabei den frechen Insulten einer rohen Soldateska ausgesetzt.“
    „Das darf ich nicht beachten, Madame. Ihr Sohn schuldet mir eine ungeheure Summe auf Wechsel, dazu eine Spielschuld von fünftausend Franken auf Ehrenwort; er hat kein Geld. Von Ihnen besitze ich Wechsel im Betrage von hundertundfünfzigtausend Franken. Ich präsentiere sie Ihnen hiermit. Wollen Sie die Dokumente einlösen?“
    Die Witwe schlug die Hände zusammen und rief:
    „Aber sehen Sie denn nicht ein, daß mir dies ganz unmöglich ist! Wer hat Ihnen erlaubt, meinem Stiefsohn gegen meine Unterschrift eine solche Summe auszuhändigen?“
    „Eben Ihre Unterschrift hat es mir erlaubt, Madame“, lächelte er überlegen. „Übrigens irren Sie sich ganz und gar, wenn Sie behaupten, daß es Ihnen unmöglich ist, diese Summe zu decken.“
    „Mein Gott, womit soll ich es können?“
    „Mit einem einzigen Wort.“
    „Mit welchem?“
    „Mit dem kleinen Wörtchen ‚Ja‘.“
    Sie verstand ihn nicht; sie blickte ihn fragend an. Er aber setzte sich in Positur, ließ seine Augen lüstern über die schöne Gestalt Margots gleiten und sagte:
    „Sie kennen meine Person und meine Verhältnisse, Madame. Ich bin Armeelieferant des großen Kaisers gewesen und habe mir Millionen verdient. Ich kann einer Frau eine glänzende Existenz bieten. Ich habe Ihnen bereits, als Ihr Herr Gemahl noch lebte, gesagt, daß ich Mademoiselle Margot liebe. Ich wurde damals

Weitere Kostenlose Bücher