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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gleich?“
    „Von Königsau.“
    „Gut! Also ich glaube nicht, daß sich dieser Königsau noch mit einem schlagen wird, den er vorher geprügelt hat. Sie haben eine ganz alberne Dummheit damals begangen.“
    „Ich wollte mich nicht mit ihm schlagen, weil ich diese Deutschen hasse. Ich halte keinen von ihnen für wert, seinen Degen mit dem eines Franzosen zu kreuzen.“
    „Aber so ein Deutscher hält Sie nicht für unwert, Ohrfeigen zu erhalten. Gehen Sie, Kapitän! Ob Sie nach einem solchen Vorkommnis fortdienen können, ist sehr fraglich. Doch regen wir uns nicht auf. Vielleicht brauchen Sie Geld?“
    „Einige tausend Franken.“
    „Gut! Sagen wir dreitausend. Kommen Sie jetzt mit zu mir; ich will sie Ihnen geben. Heute abend legen wir wieder eine kleine Bank, und über eine Woche bin ich Ihr Schwager, der Ihnen die ganze Schuld quittiert.“
    Sie entfernten sich.
    Königsau hatte mit größter Aufmerksamkeit gelauscht, um keines ihrer Worte zu verlieren. Es lag alles klar vor ihm. Dieser sogenannte Baron spekulierte auf die Hand Margots, welche leider die Schwester des geprügelten Kapitäns war. Frau Richemonte schuldete dem Baron eine Summe von hundertundfünfzigtausend Franken auf Wechsel. Mit dieser Summe und den Schulden ihres Bruders wollte er die Braut erkaufen.
    „Warum bin ich arm!“ sagte sich Königsau. „Fünfundvierzigtausend Taler ist alles, was ich besitze, und auch die kann ich nur aus dem Verkauf meines Gutes erhalten. Wäre ich reicher, so bezahlte ich alles, und Margot wäre mit der Mutter frei.“
    Er ging nach Hause. Er mußte immer an Margot denken und an die hundertundfünfzigtausend Franken, und noch in der Nacht, als er endlich Ruhe gefunden hatte, träumte ihm von einem riesigen Schuldturm, in dessen dunklem Kerker Margot schmachtete.
    Es ist eigentümlich, welches Interesse der Mensch an einer Person nimmt, von welcher er recht lebhaft geträumt hat. War sie ihm vorher gleichgültig, so gewinnt sie plötzlich ein erhöhtes Interesse. Besaß sie es jedoch bereits, so verdoppelt und vervielfacht sich die Teilnahme, und es kann auf diese Weise sehr leicht eine Liebe entstehen, die man sonst für unwahrscheinlich gehalten hätte.
    So war es auch mit Königsau. Als er erwachte, war er zunächst froh, von der Angst erlöst zu sein, welche er um das schöne Mädchen empfunden hatte. Aus dieser Angst aber war ihr Bild viel lichter und bezaubernder hervorgewachsen, und er fühlt eine solche Sehnsucht nach ihr, daß er den Nachmittag kaum erwarten konnte.
    Endlich kam die dritte Stunde, und er machte sich auf den Weg. Als er in den Salon eintrat, kam ihm Margot entgegen und bat um Entschuldigung, daß ihre Mutter heute nicht zu sprechen sei, sie sei seit gestern so angegriffen, daß sie keinen Besuch empfangen könne.
    Königsau ahnte, daß an dieser Krankheit das gestrige Gespräch mit dem Baron die Schuld trage, doch er ließ sich von dieser Ahnung natürlich nichts anmerken.
    Margot war heute außerordentlich bleich. Auf ihrem Gesicht lag eine Entschlossenheit, eine Resignation, bei welcher ihm bange zumute wurde. Er bemerkte zwar, daß ihr Auge zuweilen mit jedem Blick auf ihm ruhte, in welchem ein unbewußtes Geständnis sympathischer Regung liegt, doch zeigte sie sich in ihren Reden und Antworten verschlossen und kalt. Das konnte nicht die Sorge um ihre kranke Mutter, sondern das mußte etwas anderes sein. Er sann vergebens nach; er vermochte es nicht zu entdecken, bis endlich das Gespräch so oben hin auf zartere Verhältnisse kam.
    Jetzt zeigte ihr Gesicht zum ersten Mal wieder eine Spur von Leben und Wärme.
    „Ich beneide Sie, Monsieur“, sagte sie. „Welch ein Glück muß es sein, in die Heimat zurückzukehren, und, dem Schlachtentod entgangen, als Sieger vor ein geliebtes Weib oder vor eine harrende Braut zu treten.“
    „Beneiden Sie mich nicht, Mademoiselle“, antwortete er. „Ein solches Glück ist mir nicht beschieden.“
    „Nicht? Sie haben keine Braut?“
    „Nein. Mein Herz ist noch niemals engagiert gewesen.“
    Sie blickte zu Boden und fragte, ohne die Augen zu ihm zu erheben und ihn anzusehen:
    „Muß denn stets das Herz engagiert sein?“
    „Können Sie sich ein Glück denken, ohne daß das Herz Teil daran nimmt?“
    „Allerdings nicht. Aber das Herz kann auf verschiedene Weise ins Spiel kommen.“
    Er blickte ihr forschend in das bleiche Angesicht. Ihre Lippen zuckten, und auf ihrer Stirn lag es schwer und finster wie ein Entschluß, von dem sie

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