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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das, was Sie sind, nämlich für einen Mann, der von unseren Dingen ganz und gar nichts versteht. Sie sind nicht derjenige, der uns gefährlich werden könnte; aber ich habe nun einmal Weisung, keinen Menschen ohne Erlaubniskarte einzulassen, und bitte Sie, von Ihrer Absicht abzustehen.“
    „Herzlich gern“, antwortete Müller. „Ich will Sie keineswegs in Gefahr bringen. Adieu!“
    Er wandte sich ab, um zu gehen. Er wußte nun, was er hatte wissen wollen, und fühlte sich befriedigt. Nicht so Alexander. Er blieb stehen und fragte:
    „Bedarf auch ich einer Erlaubniskarte?“
    „Allerdings, sobald Sie nicht in Begleitung des Kapitäns erscheinen.“
    Da richtete sich der Knabe hoch empor und sagte:
    „Wissen Sie, daß Sie mir gar nichts zu befehlen haben? Sie haben mir hier nicht das mindeste zu verbieten. Wäre ich allein, so würde ich in den Werken herumlaufen, ganz wie es mir gefällt. Aber ich will Herrn Müller nicht verlassen. Das aber muß ich Ihnen sagen, daß Sie ihn mit höflicheren Worten von Ihrer Pflicht benachrichtigen sollten. Er ist ein Mann, der mehr versteht als Sie. Sie sind ein Grobian gewesen!“
    Er folgte seinem Lehrer nach, der alle diese Worte gehört hatte.
    „Monsieur Müller“, sagte er, „ich muß Ihnen etwas mitteilen.“
    „Was?“
    „Daß ich noch niemals einen Lehrer in Schutz genommen habe.“
    „Ah!“
    „Daß ich es mit Ihnen tue, mag Ihnen beweisen, wie lieb ich Sie habe. Sie werden bei mir bleiben müssen. Sie sind ganz anders als die vorigen, und ich werde mich hüten, Sie wieder fortzulassen. Morgen beginne ich, Deutsch zu lernen.“
    Müller war hocherfreut über diesen unerwartet schnellen Erfolg. Er erkannte, daß der Knabe ganz gute Gaben besaß, welche bisher leider vernachlässigt waren.

DRITTES KAPITEL
    Das Geheimnis von Ortry
    Es war bereits um die Dämmerung, als sie das Schloß erreichten. Dort trafen sie die Gerichtspersonen, welche gekommen waren, den Tatbestand der Verunglückung des Grooms festzustellen.
    Sie mußten bis zum morgigen Tag hier verweilen, doch wurde dadurch die Lebensordnung der Schloßbewohner in keiner Weise verändert, denn Punkt zehn Uhr gingen diese, wie gewöhnlich, bereits zur Ruhe.
    Müller hatte sich einige Lichter besorgt. Im Laufe des Nachmittags waren seine Effekten aus Thionville gekommen. Dabei befand sich eine kleine Blendlaterne. Er hatte sich mit derselben versehen, weil er ja wußte, daß er als Eclaireur nach Ortry ging und als solcher sehr leicht in die Lage kommen konnte, dieses nützliche Instrument zu gebrauchen. Als er keine Bewegung mehr im Schlosse wahrzunehmen vermochte, zog er sich um, aber im Dunklen, um nicht durch die Glastafel beobachtet werden zu können.
    Er legte einen Bart an, zog eine Bluse über, wie man sie in jenen Gegenden trägt, und tauschte die Stiefel mit leichten Schuhen um, welche den Schritt nicht so leicht hörbar werden ließen, wie jene. Den Buckel hatte er abgeschnallt.
    Es konnte ihm nicht einfallen, sich zur Treppe hinab zu begeben. Er hatte sich während des Tages bereits einen anderen Weg ersehen. Nachdem er die Tür fest verschlossen und einen geladenen Revolver zu sich gesteckt hatte, öffnete er das nördliche Fenster und schwang sich durch dasselbe hinaus auf das Dach. Da dasselbe ziemlich eben war, konnte er ganz ohne Gefahr dort aufrecht gehen; aber er tat das nicht, sondern kroch in liegender Stellung fort, da sich seine hohe Gestalt sonst gegen den Himmel abgezeichnet hätte und von unten auffällig werden konnte.
    So kam er an den Blitzableiter. Er hatte ihn am Tage bemerkt und mit seinem scharfen Auge geprüft. Die Leitung war nach alter Weise aus starken, viereckigen Eisenstäben hergerichtet und wurde von breiten Haltern unterstützt, welche in Entfernungen von höchstens zehn Fuß voneinander standen, so daß der stärkste Mann da ganz gefahrlos auf und nieder klettern konnte. Übrigens war von der Mauer schon längst der Bewurf abgefallen; ein Kletterer konnte, wenn nicht jemand ganz in der Nähe stand, gar nicht bemerkt werden.
    Müller legte sich mit den Beinen über die Dachrinne hinab, faßte dann den Leiter und rutschte auf den obersten Halter hinunter, von diesem auf den zweiten und so weiter. Als er von außen die zweite Etage erreichte, kam er zwischen zwei Fenster zu stehen, welche erleuchtet waren. Es warf einen vorsichtigen Blick hinein und gewahrte – den Kapitän. Was hatte dieser Seltsames vor?
    Müller bemerkte nämlich, daß der Alte eine Pistole

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