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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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würdest glücklich sein. Sie war ein sanftes und gutes Weib. Aber desto größer ist meine Schuld, denn ich bin es gewesen, der – – – oh!“
    Er stockte und fuhr sich mit den dürren Händen nach dem Kopf.
    „Sprich weiter, mein Vater!“ bat der Sohn.
    „Ich soll sprechen, und doch wie schwer fällt es mir! Oh, mein Sohn, o Arthur, denn so ist ja dein eigentlicher, richtiger Name; hier, hier ist es; hier ist der Ort, von dem die Bibel spricht: ‚Wo das Feuer brennt, welches nie verlischt, und wo der Wurm beißt, der niemals stirbt!‘“
    Dabei deutete er mit den Händen nach seinem Kopf und seinem Herzen.
    „Du und ihr alle hieltet mich für einen frommen Mann, für einen Liebling Gottes und des Propheten“, fuhr er fort. „Und doch war ich etwas ganz anderes. Ich war – – – ein Dieb, und ich war – – – ich war ein Mörder.“
    Er hatte dieses letzte Bekenntnis wie mit Gewalt, mit aller Anstrengung herausgestoßen. Es wurde seinem Sohn fast angst dabei. Er ergriff die Hand des Vaters und sagte:
    „Du irrst, du irrst! Mein Vater kann kein Dieb und kein Mörder sein!“
    „Und doch bin ich es!“ erwiderte der Alte. „Und weißt du, wessen Mörder ich bin, Arthur?“
    „Nein, wie sollte ich das wissen!“ sagte Arthur zaghaft.
    „Ich habe diejenige gemordet, welche du so gern zu sehen wünschest, nämlich deine – – – oh, wie mir dies schwer fällt, auszusprechen! Ich bin der Mörder deiner – Mutter.“
    „Allah kerihm! Meine Mutter willst du gemordet haben? Dein eigenes Weib?“
    „Ja, Berta, meine einstige Geliebte, mein eigenes Weib!“ stöhnte der Kranke.
    Arthur fuhr erschreckt empor.
    „Sage, daß es aus Versehen geschehen ist, mein Vater!“ rief er.
    „Oh, wenn ich das sagen könnte!“
    „Mein Gott! So hast du es mit Absicht getan?“
    „Ja, mit Absicht; aber es geschah im Zorn.“
    Da drang ein Ruf der Erleichterung aus dem Mund des Sohnes.
    „Allah sei Dank!“ rief er. „Im Zorn ist es geschehen. Der Prophet sagt, daß der Mensch nicht zu verantworten habe, was der Zorn getan hat.“
    „Oh, was der Prophet sagt, das beruhigt mich nicht. Der starke, mächtige Gott der Christen ist es, der mit mir ins Gericht gehen wird!“
    Da ergriff Arthur die Hand des Vaters und sagte:
    „Hast du mich nicht gelehrt, daß dieser starke, mächtige Gott auch die Liebe, die Gnade und Barmherzigkeit ist? Hast du mir nicht gesagt, daß im Himmel der Christen über einen Sünder, welcher Buße tut, mehr Freude sei als über neunundneunzig Gerechte?“
    „Ja, mein Sohn, das habe ich dir gesagt. Das war mein einziger Trost im Leben und ist nun auch mein einziger Trost im Sterben.“
    „So fasse Mut, mein Vater! Vertraue mir an, was dich bedrückt. Vielleicht, daß dann die Last von deinem Herzen verschwindet.“
    „Ja, ich will es tun. Ich habe dir bereits vorhin gesagt, daß ich beichten will. Vielleicht kannst du mir verzeihen, und dann will ich mit der Hoffnung von hinnen gehen, daß auch der ewige Richter meiner armen Seele gnädig ist.“
    „So erzähle, mein Vater, erzähle!“
    „Ich will erzählen, ich muß erzählen! Lege mir mein Haupt höher auf das Moos und komm nahe heran, daß du alles hörst. Mir graut vor den nächsten Augenblicken. Aber mein Sohn soll mein Richter sein. O Gott im Himmel, gib, daß er mich nicht gnadenlos in die Ewigkeit gehen läßt!“
    Arthur erfüllte die Bitte des Vaters. Er legte ihm das Moos höher und rückte so nahe wie möglich zu ihm heran.
    Die Dunkelheit der Nacht lagerte über der Ebene und auf den Bergen, aber es war die Dunkelheit des Südens, geschmückt mit Millionen Sternen, von den Zweigen der Bäume wehte eine erquickende Frische, mit welcher sich der eigentümliche Duft der Wüste mischte.
    Es herrschte zwischen den beiden eine längere Stille. Dem Alten wurde es schwer, mit seinen Bekenntnissen zu beginnen, und dem Sohn war es eigentümlich bang. Er hatte in seinem Vater einen Heiligen verehrt und sollte nun erfahren, daß dieser nicht nur ein gewöhnlicher, sündhafter Mensch, sondern sogar ein schwerer Verbrecher sei.
    Die beiden Lauscher hatten bisher jedes Wort vernommen. Als die jetzige Pause eintrat, stieß der Cousin Richemonte leise an und flüsterte:
    „Hast du es gehört?“
    „Ja“, flüsterte der alte Spion.
    „Er ist kein Marabut, kein Mohammedaner, sondern ein Christ! Sogar ein Mörder!“
    „Ich wußte das längst.“
    „So kennst du diesen Marabut?“
    „Oh, sehr gut! Aber ich hatte

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