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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und verbot mir denselben.“
    „Du gehorchtest?“
    „Mein Sohn, gegen eine solche Liebe vermag das Gebot der besten Mutter nichts. Ich beschloß, Berta im geheimen zu meinem Weib zu machen, aber es trat ein Ereignis dazwischen, welches mit einem einzigen Schlag alle meine Gefühle und Sinne gefangen nahm. Es kam eine entfernte Verwandte zu uns auf Besuch; sie brachte eine Tochter mit, ein Mädchen von so unvergleichlicher Schönheit, daß sofort die arme Berta vergessen war.“
    „Wie hieß diese andere?“
    „Margot Richemonte. Ich war unter ihrem Zauber gefangen, daß ich vom ersten Augenblick an nur danach trachtete, sie zu besitzen. Sie war stolz, edel und rein wie eine Rose, welche noch keines Menschen Hand berührt hat. Aber schon nach kürzester Zeit erfuhr ich, daß meine Liebe hoffnungslos sei. Sie war bereits verlobt mit einem deutschen Offizier, welcher mit nach Frankreich gekommen war, um den Kaiser, um den Sultan el Kebir, zu besiegen.“
    „Einen Feind des Vaterlandes liebte sie?“
    „Ja, aber nicht einen Feind von uns, denn deine Mutter war von Geburt auch eine Deutsche, und ich hatte nicht gelernt, die Deutschen zu hassen. Ich wollte es, aber ich brachte es nicht fertig, denn er war ein Mann, welchen man achten und lieben mußte.“
    „Wie hieß er?“
    „Hugo von Königsau.“
    „Königsau? Das ist ja abermals der Name jenes Lieutenants, welcher überfallen werden soll!“
    „Ja. Er kam zu uns, um seine Verlobte zu besuchen. An demselben Tag kam auch der Kaiser nach Jeannette in Quartier. Er sah Margot und liebte sie. Er wollte sie an sich fesseln, sie aber entfloh mit ihrem Verlobten.“
    „So war sie wirklich stolz und rein, wie du sagtest.“
    „Sie hatten einen Bruder, welcher ganz das Gegenteil von ihr war. Er jagte ihr nach, um sie dem Kaiser zurückzubringen, aber es gelang ihm nicht; die Flüchtigen wurden zwar entdeckt, aber der Kaiser hatte inzwischen die Schlacht von Waterloo verloren, mußte fliehen und wurde dann von den Engländern nach St. Helena geschafft.
    Königsau war schwer verwundet worden; aber der fürchterliche Hieb, den er über den Kopf erhalten hatte, heilte zu. Er zog nach Berlin, und Margot wurde seine Frau.
    Er mußte den Abschied nehmen. Der Hieb hatte das Gehirn verletzt und eine eigentümliche Gedächtnisschwäche war die Folge. Er konnte sich nicht auf das besinnen, was vor seiner Verwundung geschehen war. Er hatte übrigens dem Vaterland wichtige Dienste geleistet und wurde dafür so belohnt, daß er keine Sorgen zu haben brauchte.“
    „Was aber tatest du bei der großen Liebe, welche du zu Margot gehegt hattest?“
    „Ich war jung und oberflächlich. Vorher hätte ich gedacht, sterben zu müssen, wenn ich gezwungen sein solle, von dem schönen Mädchen zu lassen. Nun es aber in Wirklichkeit so gekommen war, wurde mir es nicht sehr schwer, mich mit der Tatsache zu befreunden. Ich kehrte zu der früheren Geliebten zurück, zu Berta Marmont.
    Ich war störrisch geworden, und so schwor ich mir, von dieser nicht zu lassen. Mutter wiederholte umsonst ihren früheren Befehl. Ich hatte mich in eine wahre Lust des Widerstandes hineingearbeitet und ließ mich nicht besiegen.“
    „Da gab sie nach?“
    „Nein. Sie sorgte dafür, daß Berta plötzlich verschwand. Darob ergrimmte ich so, daß ich Gehorsam und Dankbarkeit vergaß. Ich sagte mich von der Mutter los und ging in die weite Welt.“
    „Allah il Allah! Allein? Ohne die Geliebte?“
    „Ohne sie. Aber ich hatte ihre Spur entdeckt.“
    „Sie war arm. Und du jetzt auch, mein Vater!“
    Der Kranke schloß die Augen, als ob der Strahl der Sterne ihn blende. Erst nach einer Weile öffnete er sie wieder und antwortete:
    „Nein, mein Sohn. Ich war reich, denn ich war – ein Dieb geworden.“
    Der Sohn legte rasch die Hand auf den Arm des Vaters und fragte:
    „Du hast fremdes Eigentum an dich genommen?“
    „Ja.“
    „Wessen?“
    „Der Mutter.“
    „Allah kerihm! Ich bin erleichtert. Das Eigentum der Mutter war ja auch das deinige. Du hast keinen Diebstahl begangen, mein Vater.“
    „Und doch. Das Besitztum der Mutter war noch nicht mein Eigentum. Ich hatte alles Geld, was vorhanden war, mitgenommen; ich war in Paris gewesen, um auf Rechnung der Mutter große Summen aufzunehmen, und ich nahm sogar den kostbaren Familienschmuck mit, in welchem der größte Reichtum unseres Hauses bestand. Ich ging – als ein Dieb.“
    „Was tat deine Mutter?“
    „Sie tat nichts. Sie ließ mich nicht verfolgen.

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