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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie ließ mir alles, was ich ihr geraubt hatte. Aber sie ließ mir, nachdem sie erfahren hatte, wo ich mich befand, sagen, daß ich nicht mehr ihr Sohn sei und niemals wieder ihr Angesicht sehen werde.“
    „Mein armer, armer Vater. Hat dieser Fluch sich erfüllt?“
    „Ja, mein Sohn.“
    Er sagte diese drei Worte langsam und stockend. Man hörte es seinem Ton an, daß es wirklich ein Fluch für ihn gewesen war.
    „Hast du nie um Barmherzigkeit gefleht?“
    „Ich habe es versucht.“
    „Aber ohne Erfolg?“
    „Ich wurde niemals vorgelassen. Ich brachte ihr den größten Teil dessen wieder, was ich ihr genommen hatte; aber ich wurde dennoch abgewiesen. Sie wollte mich nicht sehen und wollte nichts wieder haben, obgleich ich mich von Berta getrennt hatte.“
    „Ah! Ihr bliebt nicht zusammen?“
    „Nein. Es war in Berlin, als sie mir einen Sohn gebar. Margot, Königsau und dessen Mutter waren Paten, als dieser getauft wurde. Ich ließ ein Bild des Kindes anfertigen und sandte es der Mutter. Sie schickte es wieder retour. Ich wurde zornig und später auch verbittert. Mein Weib mußte das empfinden. Unser Sohn warst du. Deine Geburt hatte deiner Mutter die Schönheit und die Gesundheit gekostet; ich hörte auf, sie zu lieben.“
    „Meine arme, arme Mutter!“
    „Jawohl, arm! Bald haßte ich sie. Ich gab ihr die Schuld an allem, was ich getan und zu tragen hatte. Ich vernachlässigte sie; ich machte ihr Vorwürfe. Sie wurde von Tag zu Tag unglücklicher, und eines Abends, als ich nach Hause kam, war sie verschwunden.“
    „Allah! Wohin?“
    „Ich wußte es lange nicht.“
    „Allein?“
    „Nein. Sie hatte dich mitgenommen.“
    „Ah! Was tatest du? Sie hatte mich lieber als du!“
    „Nein, mein Sohn. Ich war grausam gegen sie; an dir aber hing meine ganze Seele, denn du warst mein Ebenbild. Dich wollte und konnte ich nicht missen; ich mußte dich wieder haben. Ich begann meine Nachforschungen.“
    „War sie nicht nach der Heimat gegangen?“
    „Das ahnte ich auch.“
    „Du folgtest ihr?“
    „Ja, und ich fand, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Ich fand ihre Spur, aber dabei auch diejenige eines Menschen, in dessen Gesellschaft ich Berta niemals vermutet hätte.“
    „Wer war dieser Mensch?“
    „Kapitän Richemonte, welcher Margot, seine eigene Schwester, dem Kaiser hatte zubringen wollen. Wie war er auf Berta getroffen? Welche Absichten hatte er mit ihr?“
    „Hast du es erfahren?“
    „Das erstere wohl, aber das letztere nicht.“
    „Du hast sie beide getroffen?“
    „Ja. Richemonte war aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht erfuhr, aus dem Offizierskorps gestoßen worden und zunächst nach Deutschland gegangen. Er mochte in Berlin nach Königsau gesucht haben, um sich an diesem zu rächen, hatte aber vielleicht keine Gelegenheit dazu gefunden. Da traf er Berta, die er von Schloß Jeannette her kannte. Er erfuhr, daß sie meine Frau sei und höchst unglücklich mit mir lebe. Einem Menschen von seinen Eigenschaften konnte es nicht schwer fallen, die von mir auf das äußerste gebrachte Frau zu bereden, mich zu verlassen. Er hatte sie bis nach Marseille geführt, wo sie eine Anstellung finden sollte. Sie beide waren nur zwei Tage vor mir angekommen.“
    „Du fandest sie und suchtest sie auf?“
    „Ja. Er war ausgegangen. Nur Berta war daheim im Gasthof.“
    „Wohnten sie beisammen?“
    „Nein. Die Geliebte eines anderen Mannes hätte Berta niemals werden können. Sie hatte mich verlassen, um nicht länger mit mir unglücklich zu sein, und war ihm gefolgt, weil er ihr bei Verwandten von sich eine Stellung angeboten hatte. Das war alles.“
    „Besaß jener denn Verwandte in Marseille?“
    „Nein, so viel ich weiß. Es mußte ihn also irgendeine geheime, jedenfalls schlimme Absicht veranlaßt haben, mir das Weib und den Sohn zu entführen. Ich habe sie aber weder erfahren, noch erraten können.“
    „Wie empfing dich meine Mutter?“
    „Sie war voller Schreck, doch faßte sie sich schnell. Ich bat sie, wieder mit mir umzukehren; sie weigerte sich. Ich drohte ihr; auch das half nichts. Ich verlangte wenigstens mein Kind. Da sagte sie, daß sie sich lieber töten, als von demselben trennen werde.
    Ich konnte weder durch Bitten, noch durch Drohungen in deinen Besitz gelangen. Sie stellte sich wie eine Löwin, welche ihr Junges zu beschützen hat, vor dein Bettchen. Auf dem Tisch hatte ein Messer gelegen, spitz und scharf wie ein Dolch. Sie ergriff es und drohte, mich zu erstechen, falls ich

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