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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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keine Ahnung davon, daß dieser fromme Hadschi Omanah ein alter Bekannter von mir sei!“
    „Ein alter Bekannter? So kennst du ihn bereits von Frankreich her und er dich auch?“
    „Oh, nur zu gut. Es ist möglich, daß er jetzt auch einiges von mir erzählt.“
    „Das wäre interessant.“
    „Für mich nicht.“
    „Ah, warum nicht?“
    „Du wirst wohl einiges von mir hören, was dir noch nicht bekannt sein dürfte. Ich hoffe, daß du alles so verschwiegen hältst, als ob es im Grab läge! Ich würde mich, falls das Gegenteil stattfände, ganz gewißlich sicher zu stellen wissen. Ich spaße mit solchen Dingen nicht!“
    „Ah! Du willst mir drohen?“
    „Nimm es, wie du willst! Übrigens werde ich deine Verschwiegenheit auch gehörig zu belohnen wissen. Vielleicht heute noch. Ich habe einen Plan, einen famosen Plan. Dieser Abend erweckt längst gestorbene Gedanken. Einst, als du noch ein Knabe warst, hatte ich Großes mit dir vor. Es glückte nicht; es kam nicht zur Ausführung. Vielleicht ist jetzt das möglich, was damals unmöglich war.“
    „Du machst mich neugierig.“
    „Warte noch! Horch, der Marabut will beginnen. Sei still!“
    Der Marabut hatte jetzt tief, tief Atem geholt und stieß jenen leisen Husten aus, dem man des anhört, daß nun gesprochen werden soll. Er begann:
    „Ich habe dir so viel von Napoleon, dem großen Kaiser, erzählt?“
    „Ja“, antwortete Arthur. „Er wird sogar von den Arabern verehrt und von ihnen nicht anders als Sultan el Kebir, der große Sultan, genannt.“
    „Ja, er war groß; aber er war auch ein Sterblicher.“
    „Man sagt, er sei nicht gestorben, sondern er lebe noch.“
    „Das ist eine müßige Sage. Sein Leib ist längst zu Erde geworden. Aber sein Geist lebt noch, und dieser ist es, welcher einst, wenn die Stunde gekommen ist, alle die, welche ihn stürzten, zu Boden werfen wird. Ich habe ihn nicht geliebt, ich habe einst sogar gegen ihn gehandelt; aber es hat mir keine Frucht gebracht; ich bin doch ein armer Flüchtling geworden.“
    „Man hat dich aus dem Vaterland getrieben?“
    „Man? Oh, wenn ich dieses sagen könnte. Aber ich bin selbst schuld daran, daß ich mich verbergen mußte. Höre also, mein Sohn!“
    Er schloß für einen Augenblick die matten Lider, als wolle er in die ferne Erinnerung blicken, dann fuhr er fort:
    „Ich war jung, reich und voller Hoffnung. Man nannte mich Baron Alban de Sainte-Marie. Ich hatte eine gute, liebevolle Mutter; aber ich besaß ein schwankes Herz, und leichtes Temperament und einen Charakter, der nicht Gelegenheit gehabt hatte, in der Schule des Lebens zu erstarken. Doch war ich überzeugt, daß ich der beste Mensch, der schönste junge Mann und der untadelhafteste Kavalier der Erde sei.“
    Er holte Atem und fügte dann leiser hinzu:
    „Und jetzt! Ein Gerippe mit einer Vergangenheit voller Selbsttäuschung, voller Fehler und Sünden.“
    „Sprich nicht so, mein Vater“, bat der Sohn. „Erzähle lieber so, als ob du von einem vollständig Fremden redetest.“
    „Ich will mir Mühe geben, dies fertig zu bringen. Sage mir, mein Sohn, ob du bereits einmal geliebt hast. Ich habe nie bemerkt, daß du eine der Töchter bekannter Stämme ausgezeichnet hättest, und ich habe dich auch nie gefragt.“
    „Mein Herz hat nur dir gehört, mein Vater.“
    „Du hast kein Mädchen gekannt, von welchem du gewünscht hättest, daß es dein Weib werde?“
    „Niemals.“
    „So wirst du mich schwerlich verstehen und begreifen. Die Liebe ist eine Macht, der nur wenige Menschen widerstehen können. Es geht über die Kräfte der meisten Sterblichen, mit kaltem Blut die Gefühle des Herzens zu beherrschen. Es gibt Schichten der Bevölkerung, in denen es Sitte und Gepflogenheit ist, mit diesen Gefühlen einen sündhaften Sport zu treiben. Es gibt da Tausende von jungen Männern, welche sich bemühen, hübsche und unbescholtene Mädchen zu betören. Sie lügen ihnen Liebe vor und verlassen sie, sobald sie erhört worden sind. Auch ich habe viele Mädchen gekannt, deren Liebe ich mir errang. Die letzte unter ihnen war Berta Marmont, deine Mutter.
    Es lag nicht in meiner Absicht, sie zu meinem Weib zu machen. Ich spielte mit ihr wie der Verführer mit seinem ahnungslosen, vertrauenden Opfer spielt. Aber sie war rein und gut. Dies stachelte mich. Ich glaubte wirklich, sie heiß zu lieben, und beschloß, sie um jeden Preis zu besitzen. Meine Mutter war gut, aber stolz. Sie bemerkte meinen Umgang mit dem armen, bürgerlichen Mädchen

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