56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht
Deutscher ist?“
„Sie selbst ist auch eine Deutsche.“
„Ah, man hat also doppelt vorsichtig zu sein! Gab es denn keinen Franzosen, welchem es hätte gelingen können, das Herz Ihrer Schwester zu erobern?“
Der Kapitän sah ein, daß der Kaiser ein persönliches Interesse für Margot hege. Er konnte dies zu seinem Vorteil ausnutzen; es gab ihm ferner Gelegenheit, sich an Königsau, seinem Todfeind, zu rächen. Er antwortete:
„Dieser Husarenlieutenant machte mir einen meiner besten Pläne zuschanden.“
„Ah. Sie hatten einen Plan? Welchen?“
„Schon mein Vater bestimmte auf seinem Sterbebette, daß Margot die Gemahlin seines und meines besten Freundes, nämlich des Barons Reillac, werden solle –“
„Des Barons Reillac? Sie meinen den Armee-Lieferanten?“
„Ja, Sire.“
„Er erhielt aber die Zuneigung Ihrer Schwester nicht?“
„Leider, nein.“
Über die ehernen Züge des Kaisers glitt ein Lächeln, welches man teils erfreut und teils schadenfroh nennen konnte. Er blickte eine Zeitlang sinnend vor sich hin und sagte dann:
„Der Baron hat dieses Projekt fallen lassen?“
„Nein. Mutter und Schwester ergriffen die Flucht; der Baron half mir, ihre Spur zu entdecken, und ist jetzt so wenig wie vorher gesinnt, seinen Absichten zu entsagen.“
„Man muß zugeben, daß er einen sehr guten Geschmack besitzt. Ihre Schwester ist ganz geeignet, den feinsten Salon zu schmücken. Ich war bereit, ihr den Weg zu ebnen; sie aber hat verzichtet, dies zu akzeptieren.“
Jetzt wußte der Kapitän ganz genau, daß der Kaiser in Margot verliebt sei. Er sagte im Ton des tiefsten Erschreckens:
„Himmel, das ist ja gar nicht möglich! Eine solche Gnade zurückzuweisen! Wenn Majestät mich mit diesem Arrangement betrauen wollten, so bin ich überzeugt, den sträflichen Eigenwillen der Schwester zu besiegen.“
„Sie würden auf einen sehr energischen Widerstand stoßen.“
„Mit der Vollmacht von meinem Kaiser in der Hand würde ich diesen Widerstand nicht fürchten.“
„Sie würden ihn nicht bloß bei der Tochter, sondern auch bei der Mutter finden.“
„Die Mutter ist verständig und lebenserfahren genug, um einzusehen, welch einen unverdienten Schatz die Huld des Kaisers bildet.“
„So muß man sich die Angelegenheit überlegen. Vorher aber wollen wir sehen, ob es uns gelingt, diesen Lieutenant Königsau zu ergreifen. Baron Reillac ist kein Jüngling mehr, wie es scheint?“
„Er ist ungefähr fünfzig, Sire.“
„Sie ist seine Liebe keine rein leidenschaftliche?“
„Er glüht wie ein Milchbart.“
„Ah, das will einem so bejahrten Manne nicht wohl anstehen. Ich meinte, er begehre die Hand Ihrer Schwester nur, um mit ihr zu glänzen.“
„Vielleicht ist die glühende Erregung nur vorübergehend, Sire.“
„Man müßte dies hoffen. Der Baron hätte also Ihre Zustimmung?“
„Ich habe sie ihm bereits gegeben.“
„Sie werden ihn sehen und sprechen?“
„Ja.“
„Wann?“
„Morgen, wenn ich nach Sedan komme.“
„Nun wohl, so will ich diese Angelegenheit Ihrer Hand anvertrauen und sehen, ob Sie sich so geschickt erweisen, wie ich es erwarte.“
Der Kapitän verbeugte sich so tief wie möglich.
„Sire“, sagte er, „mein Leben gehört meinem Kaiser.“
„Ich bin überzeugt davon.“ Und nach einer Pause fuhr er fort: „Sie wissen, Kapitän, daß es Dinge und Arrangements gibt, über welche man nicht spricht –“
Richemonte verbeugte sich stumm.
„Welche man ordnet, ohne sich vorher Instruktion zu holen –“
Eine zweite Verbeugung war des Kapitäns Antwort.
„Eine solche Angelegenheit ist die gegenwärtige. Ich gebe Ihnen nur zu überlegen, daß ich als Kaiser Vormund aller Waisen bin.“
„Eins der schönsten Vorrechte der Krone, Sire.“
„Daß ich meine Vormundschaft nicht mit Gewalt zur Geltung bringen möchte. Eine Dame darf die möglichsten Rücksichten erfordern –“
„Bis zu einer gewissen Grenze, Majestät.“
„Ich sehe, Sie verstehen mich. Diese Grenze dürfte nur im Notfall überschritten werden, und dann zwar in einer Weise, welche nicht von sich reden macht. Ich muß das ganz allein Ihrer Klugheit überlassen.“
„Ich hoffe, die richtige Weise zu treffen, Sire.“
„Gut. So beauftrage ich Sie, dem Baron Reillac mitzuteilen, daß ich geneigt bin, ihn als den Verlobten Ihrer Schwester zu betrachten.“
„Er wird diese freudige Nachricht morgen empfangen.“
„Ich verbiete ihm aber, sich der Dame zu nähern, bevor ich
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