56,3° Im Schatten
seine Stimme für ihre Bewegung im irdischen Leben bezeugt, in den Himmel hinaufkommen wird, dass aber andererseit jeder die Hölle sehen wird, der trotz diesem Wissen weitersäuft und wen anderen wählt, „also was sagst du dazu?“
„Bitte Hölle!“
Na gut, haben sie sich gedacht, da sind harte Bretter zu bohren, den Biermösel müssen wir anders brechen. Also haben sie ihm ihre Botschaft im vielstimmigen Singsang dargebracht, in der Melodie der Sommerhits vom Weiß Ferdl, und zwo, drei, gemma:
„Himmel hier und Hölle dort
Welches ist der bess’re Ort?
Lieber Mann, sei gescheit
Wähl den Himmel, es ist Zeit!“
Sein Körper war und ist dem König Alkohol aber ein guter Gastgeber, seit er denken kann. Die beiden verstehen sich blind und haben eine große Freude aneinander, und das ist ihm persönlich schon ein Anliegen, dass wenigstens sein Körper eine Freude am Leben hat, wenn schon er keine Freude am Leben hat, also Gegenfrage:
„Könnt ihr mir auch nur einen Fall nennen, in dem das Bier keine heilende, sondern eine verheerende Wirkung gezeigt hat, wie ihr immer sagt, ich wiederhole: auch nur einen – hicks! – Fall?“
Der Biermösel hätte dann, wenn überhaupt, darauf gewartet, dass sie als Beispiel für den einen Fall vielleicht seinen alten Freund Grasmuck nennen, mit dem er neulich gut sicht- und hörbar durch den sterbenden Ort gedonnert ist, nachdem er ihn aus dem Puff in Goisern drüben herausgeholt und ihm die Erderwärmungs-Assistenz übertragen hat, damit es ein bisserl schneller geht. Er hat ihn hinübergebracht in den Auerhahn, wo er ihn an die Pipeline angeschlossen und oben am Dachboden aufgestellt hat, von wo aus er in die Atmosphäre hinausfeuert, und hoppala, waren es schon plus 44,9 ° im Schatten, kaum dass er ihn dort aufgestellt hat.
Aber an den Grasmuck haben sie gar nicht gedacht. Stattdessen haben sie alle miteinander den Biermösel von oben bis unten angeschaut, wie er so dagestanden ist und gewackelt hat wie der Mast einer Fregatte im Sturm. Dann haben sie sich alle miteinander (Anmerkung Biermösel: theatralisch!) die Nase zugehalten, und die eine von ihnen, die das Zeug zur Schauspielerin gehabt hätte, hat dann überhaupt den sterbenden Schwan gespielt, nachdem sie zuvor sehr theatralisch an seinem Mund gerochen hat, aber ein Beispiel für die verheerende Wirkung vom Alkohol, wie von ihm verlangt, haben sie ihm natürlich nicht nennen können.
Da hat ihn die eine von ihnen, die ihr Leben lang nur Kräuter und Wurzeln gefressen hat, ein bisserl um die Ecke herum heilen wollen und ihn vor der angeblich schädlichen Wirkung vom Alkohol in seinem Körper gewarnt:
„Und dass sich das Bier in deinem Körper in nichts anderes als Zucker verwandelt, was sagst du dazu?“
„Mehr Zucker!“
Schö Tem!
Selbst wenn er wollte, könnte er jetzt nicht mehr mit dem Furzen aufhören, weil er nicht mehr mit dem Saufen aufhören kann. Warum? Er hat schon so viel zugeführt, dass er immer mehr ausstößt, und je mehr er ausstößt, desto heißer wird es, desto mehr schwitzt er, und desto mehr muss er wiederum zuführen, Herrgottnocheinmal, wie oft muss er denn das noch erklären, das ist halt der Kreislauf des Lebens.
Die Frage lautet also schon lange nicht mehr: Wie heiß wird es heute, auf welchen Berg gehen wir? Die Frage lautet nur noch: Wen haut die Sonne mit ihrer zupackenden Faust als Nächsten aus den Schuhen, wo und wann ist es so weit?
„Wirst du sicherlich sein letzte Mann stehend!“, hat ihm der Doktor Krisper neulich auch gleich den Hitze-TÜV verpasst, als sie nach dem Routinecheck gemeinsam auch gleich den Erste-Hilfe-Plan für das ins Haus stehende Humtata-Wochenende samt den damit verbundenen Neuwahlen besprechen wollten, der Doktor Krisper war dabei äußerst besorgt, der Biermösel äußerst zufrieden, und zwar jeweils wegen der bedenklich steigenden Temperaturen und der ungewohnt vielen Hitzetoten.
Weil der Doktor Krisper aber mit dem Landarztköfferchen im Landarztkombi am Humtata-Wochenende nicht mehr alles alleine wird erledigen können, hat er vorsorglich gleich einmal seine Mannschaft erweitert und den Tischlermeister Benjamin Hurnaus als Notarzt zwangsverpflichtet, weil der Ben Hur in seinem Leben die meisten abgeschnittenen Finger im Tal gesehen hat und sich obendrein gut mit Tieren auskennt, namentlich mit dem Holzwurm. Da kann man in Zeiten der Not und mit sehr viel gutem Willen schon fast von einem Tierarzt sprechen, und vom Tierarzt wären
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