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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pfefferkuchen zu drücken.“
    „Nimm sie und gute Nacht, wenn wir uns nicht wiedersehen sollten.“
    „Gute Nacht, Monsieur Belmonte!“
    Der lustige Diener steckte die Depesche nebst der Abschrift zu sich, versah sich mit dem Laternchen und trat den Gang nach dem Büro des Telegraphen an. Dasselbe war jetzt allerdings geschlossen, aber gegen eine unbedeutende Erhöhung der Gebühr mußte der Nachtbeamte zur Verfügung stehen. Dieser blickte verwundert über die Ziffern hin und meinte mürrisch:
    „Verdammte Arbeit! Können Sie nicht in Worten telegraphieren?“
    „O ja, das kann ich. Können Sie es?“ antwortete Martin.
    Der Mann blickte ihn grimmig an und sagte:
    „Wie meinen Sie das, Monsieur?“
    „Sie erkundigten sich nach meiner Fertigkeit, und da glaubte ich das Recht zu haben, auch in Beziehung auf die Ihrige Nachfrage zu halten.“
    „Meine Fertigkeit steht über allen Zweifel erhaben, sonst hätte man mich nicht angestellt. Das lassen Sie sich gesagt sein. Übrigens, wenn Sie sagen, daß Sie sich auch der Worte hätten bedienen können, warum haben Sie das nicht getan?“
    „Weil es mir freisteht, mich sowohl der Worte wie auch der Ziffern zu bedienen. Und wenn ich irgendeinem Bekannten zehntausend Gedankenstriche zusenden will, so müssen Sie dieselben auf den Apparat übertragen. Übrigens habe ich mich für die Ziffer entschieden, weil nicht jeder Telegraphenbeamte zu wissen braucht, wieviel ich meinem Wichslieferanten schuldig bin!“
    „Sie führen eine hier sehr ungewöhnliche Sprache. Ich werde sofort die Gebühr berechnen und dann die Depesche abgehen lassen.“
    „Ich bitte um eine Bescheinigung, daß sie abgegangen ist!“
    „Die sollen Sie haben!“
    Das Formelle der Sache wurde abgemacht; Martin bezahlte und erhielt die Bescheinigung ausgestellt. Aber anstatt sich zu entfernen, blieb er ruhig stehen. Der Beamte blickte ihm zornig in das Gesicht und fragte:
    „Nun? Was stehen Sie noch? Warum gehen Sie nicht?“
    „Weil ich mir eine ergebene Frage gestatten muß.“
    „Sprechen Sie. Aber machen Sie es kurz. Ich habe für solche Querulanten keine Zeit übrig.“
    Martin tat, als ob er das beleidigende Wort gar nicht vernommen habe. Er machte das ehrlichste, treuherzigste Gesicht, welches ihm möglich war, und fragte sehr freundlich:
    „Ist die Depesche schon abgegangen?“
    Da fuhr der Beamte zornig auf.
    „Herr, was denken Sie!“ reif er. „Meinen Sie etwa, daß es nur der Übergabe dieses Papiers bedarf, um den Inhalt desselben nach Berlin zu übermitteln? Soweit haben wir es denn doch noch nicht gebracht.“
    „Ah, ich dachte, sie wäre bereits fort“, meinte Martin unbefangen. „Hier, auf meiner Bescheinigung steht, daß die Depesche elf Uhr vier Minuten aufgegeben worden sei. Ich glaubte also, ein Recht zu meiner Frage zu haben. Aber Sie geben doch zu, daß diese Bescheinigung eine Lüge enthält, wenn meine Korrespondenz noch unerledigt sich in Ihren Händen befindet.“
    Der Beamte richtete seine Augen mit einem Ausdruck auf ihn, aus welchem zu ersehen war, daß er sich in Ungewißheit darüber befinde, wie er ihn beurteilen solle. Er sah die Depesche noch einmal durch und sagte dann barsch:
    „Warten Sie!“
    Nach diesen Worten entfernte er sich nachdenklich und trat in ein Nebenzimmer. Martin nickte lächelnd vor sich hin und flüsterte, indem er eine sehr zufriedene Miene machte:
    „Er wollte die Ziffern nach dem Büro des Grafen Rallion zum Dechiffrieren schicken, ehe er sie dem Apparat übergibt. Nun erkundigt er sich bei irgendeinem Vorgesetzten, was zu machen sei, da ich nicht von der Stelle gehe. Wie wird der Bescheid lauten? Natürlich wird man mich täuschen wollen und so tun, als ob man telegraphiere. Schön. Das gibt mir Spaß.“
    Nach einiger Zeit trat der Telegraphist wieder ein und fragte:
    „Wer ist denn dieser Herr Walther, an welchen die Depesche gerichtet ist?“
    „Ich weiß es nicht, werde es aber schleunigst erfahren.“
    „Wieso? Sie telegraphieren an jemand, den Sie gar nicht kennen? Das ist mir unbegreiflich!“
    „Mir nicht. Ich hörte vor einer Viertelstunde, daß in Berlin auf der Behrenstraße ein Mann wohnt, welcher Walther heißt. Ich habe niemals etwas von diesem Herrn gehört; das machte mich wißbegierig. Und da ich ahnte, daß auch Sie neugierig würden, so beschloß ich, ihn zu fragen, was und wer er eigentlich sei. Ich hätte das mit viel weniger Kosten brieflich tun können; um aber Ihre Neugierde schleunigst zu befriedigen,

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