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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zog ich es vor, zu telegraphieren. Nun werden Sie wohl begreifen.“
    Jetzt endlich sah der Beamte ein, daß er es mit einem überlegenen Kopf zu tun habe. Er wollte in eine zornige Bemerkung ausbrechen, befürchtete aber eine nochmalige Zurechtweisung und sagte daher nur kurz:
    „Sie täten weit besser, Ihre Gedanken bei sich zu behalten. Ich werde sofort telegraphieren.“
    „Ich bitte darum, da bereits zwanzig Minuten über die Zeit vergangen sind, welche Sie mir hier auf der Bescheinigung angegeben haben.“
    Der Beamte trat an den Apparat und setzte ihn in Bewegung. Das Ticken und Klappern begann und wurde einige Male durch das Glockenzeichen unterbrochen. Nach einer Weile hörte es auf. Der Telegraphist trat auf Martin zu und sagte in stolz verächtlichem Ton:
    „So, jetzt ist es getan! Sie können sich entfernen!“
    „Ich muß mir noch eine Frage erlauben“, meinte Martin in dem gleichmütigsten Ton der Welt.
    „Ich habe keine Zeit mehr für Sie. Gehen Sie.“
    „Ich bleibe. Wenn Sie für mich nicht zu sprechen sind, so werde ich unter Ihren Vorgesetzten doch einen finden, welcher Zeit für meine Beschwerde hat.“
    „Beschwerde? Was fällt Ihnen ein. Sie haben keine Veranlassung zur mindesten Beschwerde.“
    „O doch! Ich habe vielmehr Veranlassung zur größten Beschwerde. Ich werde anfragen, ob der Apparat dieser Station den Zweck hat, Lügnern und Fälschern als Mittel ihrer Unterschlagungen zu dienen.“
    „Herr!“ brauste der Beamte auf.
    „Übernehmen Sie sich nicht im Atmen. Sie haben meine Aufgabe gar nicht depeschiert!“
    „Wie können Sie das sagen!“
    „Sie haben nicht nach Berlin, sondern nach Epernay telegraphiert. Das ist die Station, bis zu welcher die Leitung augenblicklich offen war.“
    Der Telegraphist machte ein verlegenes Gesicht. Er konnte gar nicht begreifen, wie Martin das so genau wissen könne. Dennoch nahm er schnell eine strenge Miene an und entgegnete in drohendem Tone:
    „Monsieur, Sie beleidigen mich! Sie haben ferner vorhin von Lügnern und Fälschern, von Unterschlagung gesprochen. Ich habe das Recht, Sie sofort arretieren zu lassen!“
    „Tun Sie das“, antwortete Martin kalt. „Das würde der beste und kürzeste Weg sein, Genugtuung für mich und Bestrafung für Sie zu erlangen. Ich will an Herrn Walther eine Depesche aufgeben, um ihm, der ein bedeutender Bankier ist, zu sagen, welche Papiere er morgen früh auf der Börse kaufen soll; es hängen Hunderttausende, ja viele Millionen davon ab, daß er die Depesche frühestens erhält, und Sie weigern sich, sie aufzugeben. Sie sollen Ihren Willen meinetwegen haben, aber wir werden wissen, an welcher Stelle wir uns den Ersatz des Schadens, welchen wir erleiden, auszahlen lassen.“
    Jetzt wurde der Mann in Wirklichkeit verlegen, so verlegen, daß er es nicht verbergen konnte.
    „Aber, wie kommen Sie denn zu der wunderbaren Ansicht, daß Ihre Depesche nicht abgegangen ist?“ fragte er.
    „Soll ich Ihnen etwa sagen, was Sie telegraphiert haben?“ entgegnete Martin, sich zornig stellend.
    „Nun? Ich bin begierig es zu hören.“
    „Ja, Sie sollen es hören! Zunächst haben Sie angefragt, ob die Strecke frei sei, und dann lauteten Ihre Worte: ‚Lieber Kollege. Hier steht einer, welcher nach Berlin telegraphieren läßt und nicht eher fortgeht, als bis er mich in Tätigkeit gesehen hat. Seine Depesche ist chiffriert, ich muß sie zum Entziffern einsenden. Um ihm nun glauben zu machen, daß sie abgeht, will ich mich mit Ihnen unterhalten.‘ Ah, Sie werden blaß. Ich brauche also nicht weiter fortzufahren.“
    Der Beamte stand da, als hätte ihn der Schlag gerührt.
    „Mein Gott, wie können Sie das wissen?“ stammelte er.
    „Das ahnen Sie nicht?“
    „Nein.“
    „Sie dauern mich. Daß ich Ihre Worte dem Apparat abgelauscht habe, muß Ihnen doch sagen, daß ich selbst ein erfahrener Kenner des Telegraphen bin, vielleicht ein besserer als Sie. Ich frage Sie ernstlich, ob meine Depesche abgehen wird, oder ob ich mich augenblicklich an die Behörde wenden soll!“
    „Warten Sie.“
    Er wollte sich wieder in das Nebenzimmer begeben, aber Martin hielt ihn mit den Worten auf:
    „Halt. Sie wollen Erkundigungen einziehen. Sagen Sie bei dieser Gelegenheit, daß ich, während der Apparat in Tätigkeit ist, dabeistehen werde, um die Worte genau zu kontrollieren.“
    Der Mann zog es vor, keine Antwort zu geben und entfernte sich. Bereits nach kurzer Zeit trat er mit einem anderen Beamten ein. Dieser warf einen

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