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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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drängt.“
    „Arthur, ich möchte gern. Aber wenn wir ertappt werden.“
    „Ich bin bewaffnet und habe einen Gehilfen mit.“
    „Wer wäre das?“
    „Der relegierte Student da draußen. Er ist mein Diener.“
    „Dein Diener? Hast du, der Changeur, einen Bedienten?“
    Er nickte ihr lächelnd zu und antwortete:
    „Ich bin kein Changeur, kein Verbrecher. Ich habe das nur gesagt, um hier ungestört sitzen zu können. Wenn du tust, was ich von dir erbitte, so stehst du unter einem sichern Schutz, mein liebes Kind.“
    Da blickte sie ihn verklärten Auges an und fragte:
    „So bist du wohl ein vornehmer Herr!“
    „Was ich bin, wirst du sehr bald erfahren; hier aber ist zu solchen Mitteilungen nicht der richtige Ort. Aus meiner Aufrichtigkeit aber mußt du sehen, welches Vertrauen ich zu dir habe.“
    „Ja, ich sehe es. Und das macht mich glücklich. Sei, wer du immer seist. Ich liebe dich, und darum schmerzte es mich, dich unter den Verbrechern zu wissen. Wenn ich von dir träumte, erschienst du mir als hoch und rein, und nun ist dieser Traum zur Wirklichkeit geworden. Ja, Arthur, ja, ich bin bereit, zu tun, was du von mir verlangst. Aber beantworte mir vorher eine Frage. Liebst du die verschwundene Dame?“
    Er erschrak fast über diese Frage. Aber es widerstrebte ihm, ein Wesen, welches begonnen hatte sich aus dem Schmutz emporzuringen, durch eine Unwahrheit wieder in denselben hinabzustoßen. Er wagte viel, aber er wagte es doch, indem er antwortete:
    „Ja, Sally, ich liebe sie.“
    „Weiß sie es?“
    „Nein.“
    Sie war bleich, sehr bleich geworden. Sogar aus ihren Lippen war die Farbe gewichen, und auch in ihren Augen schimmerte es feucht, als sie stockend sagte:
    „Ja, mich konntest du nicht lieben. Aber daß du mir deine Liebe zu jener gestanden hast, ist der größte Beweis deines Vertrauens. Eine andere würde sich kränken und ärgern und vielleicht Schlimmes planen; aber du hast vorhin gesagt, daß du mir gut seist, und das ist fast mehr, als ich verlangen darf. Ja, Arthur, ich werde dir helfen. Ich werde sogar das Leben wagen, um dir die heimlich Geliebte zu retten: aber ich tue es nicht für Geld; ich nehme nichts von dir. Aber wenn es uns gelingt, und du wolltest mir dann für meine Beihilfe einen – einen Kuß, einen einzigen Kuß geben – Arthur, ich verlange ihn nicht, er soll nicht Bedingung sein; du darfst ihn mir verweigern; aber dieser Kuß von dir, der du kein Verbrecher bist, oh, es würde sein, als ob mir mit einem Mal alle meine Sünden vergeben wären.“
    Er blickte hinüber zu zwei anderen Gästen. Der eine schlief, und der andere stierte betrunken in sein Glas. Sie beobachteten ihn und Sally gar nicht. Da legte er den Arm um sie, zog sie an sich heran und drückte seinen Mund ein-, zwei-, dreimal auf ihre Lippen. Sie schloß die Augen und ließ die Arme nieder. So lag sie eine Weile an seinem Herzen. Dann aber öffnete sie die Lider, blickte ihm mit einem langen, unergründlichen Ausdruck in die Augen und sagte, in ein leises, stilles Weinen ausbrechend:
    „Ich danke dir. Ich komme bald wieder.“
    Sie erhob sich und verließ das Zimmer. Er hatte nicht das Gefühl, als ob er sich durch diesen Kuß entehrt hätte; es war ihm vielmehr zumute wie einem Priester, welcher einem Reuigen die Absolution erteilt hat.
    Er brauchte auf ihre Rückkehr gar nicht lange zu warten. Sie trat in einer Hast ein, daß er sofort erkannte, daß etwas Wichtiges geschehen sei.
    „Was ist's?“ fragte er.
    „Um Gottes willen, was soll da geschehen!“ antwortete sie. „Ich sah, daß Vater Main einen Schlüssel von seinem Bund losmachte und Brecheisen und Dietrich gab. Diese beiden sind die Treppe hinaufgegangen.“
    „Und der Wirt?“ fragte der Changeur weiter.
    „Sitzt wieder am Tisch bei den anderen dreien.“
    „Was können sie oben wollen?“
    „Sie können nur zu der Dame sein.“
    „Alle Teufel! So muß ich ihnen nach.“
    „Das ist gefährlich.“
    „Danach darf ich nicht fragen. Weiß der Wirt, daß ich hier bin?“
    „Noch nicht.“
    „Kann er mich sehen, wenn ich an der Tür vorübergehe?“
    „Nein, sie ist zu. Sie haben zugemacht, damit niemand hören soll, was gesprochen wird.“
    „Und die anderen, welche draußen sitzen? Sind viele Bekannte dabei?“
    „Oh, nur einer, der Emissär nämlich, welcher dich gestern gesehen hat.“
    „Er wird mich nicht beachten, wenn ich rasch an ihm vorüber gehe. Der Bajazzo, welcher gestern bei uns saß, ist nicht hier?“
    „Nein.

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