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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchen dieselben hervorrufen mußten. Aber sie hörte, was gesprochen wurde; sie vernahm, daß sie geküßt werden sollte, geküßt von einem solchen Ungeheuer. Das gab ihrem Körper für den Augenblick die verlorene Spannkraft zurück. Sie öffnete die Augen, erhob das Köpfchen und rief:
    „Zurück, Teufel! Dein – –“
    Sie sprach nicht weiter, denn hinter den beiden tauchte eine Gestalt auf, welche einen Totschläger in der Hand trug. Der Schein der Lampe viel hell auf diesen Mann. Welch ein Gesicht! Sie kannte es. Sie hatte es gesehen, gesehen in der Oper und es dann nicht wieder aus ihrem Gedächtnisse und aus ihrem – Herzen gebracht. Ihr Atem stockte, und ihre Pulse flogen. Sie wußte nicht, war es Schreck, fürchterlicher Schreck, oder ein unendliches Entzücken, infolgedessen die Sprache ihr versagte.
    „Teufel?“ lachte der Schurke höhnisch auf. „Nun, mit so einer Teufelin muß es schön sein, Teufel zu sein.“
    Er streckte die Arme aus.
    „Halt!“ ertönte es hinter ihm. Die beiden fuhren erschrocken herum. Belmonte hatte, sich anders besinnend, die Tür herangezogen und die Hände in die Taschen gesteckt, so daß man den Totschläger nicht sehen konnte.
    „Der Changeur!“ rief Brecheisen.
    „Donnerwetter, der Changeur!“ fluchte auch Dietrich. „Was willst du hier? Wer hat dir erlaubt, nach oben zu kommen?“
    „Ich selbst habe mir die Erlaubnis gegeben, um euch zu sagen, daß in einer halben Minute hier zwei Leichen liegen werden.“
    „Ah! Wer?“
    „Ihr beide!“
    „Mensch, was fällt dir ein? Oder hast du dich etwa als Spion nachgeschlichen?“
    „Nicht als Spion, sondern als euer Richter. Ihr sollt an der Herrlichkeit sterben, welche eure Augen hier entheiligt haben. Fahrt zur Hölle, über welche ihr vorhin gelacht habt.“
    Ein rascher Schritt zu ihnen hin, ein Aufschrei der Gefangenen und zwei fürchterliche, blitzschnelle Hiebe mit dem Totschläger – Belmonte hatte seine Worte erfüllt; zwei Tote lagen mit zerschmetterten Schädeln am Boden.
    Jetzt wendete er sich zu der Komtesse zurück. Das letztere war zu viel für sie gewesen. Ihre Fesseln waren scharf angespannt, sie hing ohnmächtig in denselben. Er zog sein Messer hervor, öffnete die feine, scharfe Klinge und zerschnitt die Stricke. Die Gestalt der Besinnungslosen festhaltend, ließ er sie langsam niedergleiten.
    Erst jetzt sah er die Zerstörung ihres Gewandes in ihrer ganzen Vollständigkeit. Das Blut stieg ihm nach oben; er fühlte sein Herz laut klopfen beim Anblick einer so unvergleichlichen Fülle von Schönheiten; aber er wendete sich weg, trat hinaus und schob die Tür heran.
    Er nahm die Revolver zur Hand. Es war ihm zumute, als ob er Englands Kronjuwelen, als ob er alle Schätze der Erde zu bewachen habe.
    War unten alles nach Wunsch gegangen? Oder war der Anschlag verraten worden? Leichte Schritte kamen zur Treppe herauf; der Schein eines Lichtes ging ihnen voran. Waren es Feinde, oder war es Martin? Der Changeur war entschlossen, die Komtesse im ersteren Fall bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Da, da blickte Martins Kopf vorsichtig hinter der Treppenecke hervor.
    „Heda! Wer ist das dort?“ fragte er, indem er zu gleicher Zeit die Hand mit dem gespannten Revolver zeigte.
    „Ich, Martin“, antwortete sein Herr, erleichtert aufatmend.
    „Sie selbst, Monsieur? O weh! Ich dachte, ein wenig in Bewegung kommen zu können! Sind die beiden futsch?“
    „Sie wachen nicht wieder auf.“
    „Das ist unangenehm. Ich hätte so gern ein bißchen nachgeholfen.“
    „Ah, da kommt Sally mit! Wie steht es unten?“
    „Sehr gut. Der Wirt ist futsch, aber bloß halb, und die Gäste sind eingeschlossen. Hier ist der Schlüsselbund, den ich Ihnen bringen sollte.“
    „Wie hast du es angefangen, ihn zu bekommen?“
    „Davon später! Wie steht es mit der Komtesse?“
    „Sie ist ohnmächtig. Nach Wasser zu gehen, haben wir keine Zeit; wir dürfen keinen Augenblick länger als nötig verweilen. Sally wo ist Ihre Stube?“
    „Hier vorn, die erste Tür.“
    „Offen?“
    „Ja.“
    „Haben Sie vielleicht einen Mantel oder ein Tuch?“
    „Ein Umschlagetuch.“
    „Bringen Sie es schnell.“
    „Was soll ich noch mitnehmen?“
    „Gar nichts. Sie werden alle Ihre Sachen später erhalten.“
    Das Mädchen eilte fort, stolz darauf, daß er sie jetzt, mit dem ehrbaren ‚Sie‘ angeredet hatte.
    Sally war zurückgekehrt. Er nahm ihr das Tuch aus der Hand, ging zu der Besinnungslosen hinein, hüllte sie in

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