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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einmal mein ganzes Vertrauen schenken. Du brummtest vorhin so eigentümlich, als ich fragte, ob es Ware sei, welche man gestern abend durch das Hoftor gebracht habe. Was hat dieses Brummen zu bedeuten?“
    Da legte sie ihm die Hand auf die Schulter, so, daß sie ihren Mund seinem Ohre nähern konnte und antwortete:
    „Auch ich will aufrichtig sein. Es war keine Ware.“
    „Was denn?“
    „Eine Person.“
    „Weißt du das genau?“
    „Sehr genau. Ich weiß sogar, daß es ein Frauenzimmer ist.“
    Der Changeur konnte seine Freude kaum verbergen, doch zwang er sich zu einem möglichst gleichgültigen Ton, in welchem er vor sich hinbrummte:
    „Eigentümlich! Vater Main wird Besuch bekommen haben. Vielleicht eine Verwandte.“
    „O nein! Ich war neugierig und schlich mich hinauf, als er seinen Mittagsschlaf hielt. Ich lauschte an der Tür, die mit zwei Hängeschlössern verschlossen ist, und da hörte ich ein leises Weinen. Es war die Stimme eines Frauenzimmers.“
    „Hast du nicht angeklopft und gefragt?“
    „Das darf ich nicht wagen. Ich bin ebenso leise fortgeschlichen, wie ich gekommen bin.“
    Da nahm er, ungesehen von den beiden anderen Gästen, einige Scheine aus der Tasche, zeigte sie ihr und sagte:
    „Siehe hier diese fünfhundert Franken! Die könntest du sofort als dein Eigentum einstecken, wenn du mir einen Gefallen tun wolltest.“
    Ihre Augen wurden größer. Es wurde ihr hier eine Summe geboten, wie sie eine solche noch niemals besessen hatte, und doch schob sie die Hand Belmontes zurück und sagte:
    „Mein lieber Arthur, ich bin ein ungutes Geschöpf geworden, halb mit, halb ohne mein Verschulden. Ich bin die Sklavin des Vaters Main; ich darf nicht auf die Gasse, nicht in den Hof; ich habe keinen Willen und kein Recht. Ich sehe, wie glücklich andere sind und möchte es auch gern sein. Die Summe, welche du mir bietest, könnte mich retten, denn wenn ich meine Schuld an den Wirt bezahle, bin ich frei. Aber ich habe nach unserer gestrigen Unterredung mir selbst das heilige Versprechen gegeben, nichts Unrechtes mehr zu tun. Dieses viele Geld kann man nur durch ein Unrecht so leicht und schnell verdienen. Ich bitte dich, es zu behalten.“
    Er sah, welche Überwindung ihr dieser Entschluß verursachte und fühlte sich im Herzen tief gerührt.
    „Du irrst, liebe Sally“, antwortete er. „Ich verlange kein Unrecht von dir. Es wäre ganz im Gegenteil eine Sünde oder gar ein Verbrechen, wenn du mir meinen Wunsch nicht erfüllen wolltest. Ich bin dir gut, wenn ich auch nicht von Liebe reden will, ich glaube deiner Versicherung, daß du gern ein anderes, besseres Leben beginnen möchtest; ich habe Vertrauen zu dir und weiß, daß du das, was ich von dir erbitten möchte, auch ohne Bezahlung tun würdest. Ich biete dir das Geld nur deshalb an, damit du überzeugt sein kannst, daß du, wenn du das Gute beginnst, nicht wieder zum Bösen zurückkehren brauchst.“
    „Ist das wahr? Ist das wahr?“ fragte sie.
    „Ich will dein Glück. Glaube es mir.“
    „Gut, ich will es glauben! Was soll ich tun, Arthur?“
    „So höre. Es ist gestern eine Dame geraubt worden, die Enkelin eines Grafen und Generals. Ich vermute, daß sie sich hier im Haus befindet. Die Polizei suchte bisher vergebens nach ihr, wird sie aber noch finden, und dann wird das Verderben auch dich mit erfassen.“
    „Gott, ich weiß ja gar nichts davon! Warum hat man sie geraubt?“
    „Um ein Lösegeld zu erpressen.“
    „So haben es die fünf getan, welche jetzt bei dem Wirt draußen sitzen.“
    „Ja, sie sind es. Man muß ihnen ihr Opfer entreißen. Gelingt dies mit deiner Hilfe, so darfst du auf eine hohe Belohnung rechnen.“
    Sie blickte lange schweigend vor sich nieder. Er sah es ihr an, daß ihr Inneres sich in großer Aufregung befand. Endlich sagte sie leise:
    „Vater Main würde sich fürchterlich rächen.“
    „Das kann er nicht. Er wird unschädlich gemacht.“
    „Ich fürchte die Polizei.“
    „Diese soll ja gar nicht dabei sein.“
    „Wie soll man die Dame sonst aus dem Haus bringen?“
    „Das zu entwerfen wird deine Aufgabe sein.“
    „Es geht nicht. Sobald der Wirt merkt, daß sie fort ist, würde es mir traurig ergehen.“
    „Du sollst ja dieses Haus verlassen.“
    Da erhob sie schnell den Kopf und fragte:
    „Ihr wollt mich mitnehmen?“
    „Natürlich.“
    „Und für mich sorgen? Ich meine, dafür sorgen, daß der Wirt sich nicht an mir rächen kann?“
    „Ja. Entschließe dich. Die Zeit

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