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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihm herum, warf ihm einen stechenden Blick zu und antwortete:
    „Zweihundert, nicht mehr.“
    „Monsieur Lemartel!“
    „Schon gut. Es ist das mein letztes Wort.“
    „Monsieur – Lormelle!“
    Der Bajazzo sprach diesen Namen langsam und mit Nachdruck aus. Der Mann am Pult fuhr erschrocken zusammen.
    „Was ist das für ein Name?“ fragte er. „Wie kommen Sie dazu, mir denselben zu geben?“
    „Weil Sie ihn einst getragen haben. Sie hießen damals Henry de Lormelle. Ich entsinne mich dessen sehr genau.“
    „Unsinn. Was fällt Ihnen ein! Sie phantasieren!“
    „Soll ich Ihnen einen Zeugen bringen?“
    „Ah pah! Wen denn?“
    „Vater Main.“
    Der Mann am Pult fuhr abermals erschrocken zusammen.
    „Vater Main?“ fragte er. „Wer ist das? Wer trägt diesen Namen? Was wissen Sie von dem Mann?“
    Ein triumphierendes Lächeln fuhr über das versoffene Gesicht des Hanswursts. Er näherte sich dem Pult und flüsterte, so daß ja kein etwa unbemerkt Anwesender es hören könne:
    „Vater Main ist mein Freund.“
    „Wieso?“
    „Wir sind alte Freunde und Verbündete. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Ich war gestern bei ihm. Wollen Sie den Beweis? Hören Sie.“
    Er raunte dem Lumpenkönig einige Worte in das Ohr. Lemartel erblaßte. Er fuhr mit dem ganzen Oberkörper zurück, als ob er ein Gespenst vor sich sähe, und zischte:
    „Still, still! Der Verräter! Was hat er von dieser Sache zu sprechen! Ich werde ihn zur Rede stellen.“
    „Tun Sie das meinetwegen. Was mich betrifft, so genügt es mir, zu erfahren, ob Sie mich wirklich mit nur lumpigen zweihundert Franken abspeisen wollen.“
    „Nichts, gar nichts werde ich Ihnen geben.“
    „Ah! Wirklich, Monsieur Henry de Lormelle? Wissen Sie, was ich in diesem Fall tun werde?“
    „Ihr Tun und Lassen ist mir vollständig gleichgültig.“
    „Ah, wirklich? Wie nun, wenn ich zur Polizei gehe, um ihr eine interessante Mitteilung zu machen?“
    „Das werden Sie bleiben lassen!“
    „Doch wohl nicht. Ich werde vorher mit Vater Main sprechen, und dieser wird, als mein Freund, mich in den Stand –“
    Er hielt inne und fuhr erschrocken zurück. Auch der Lumpensammler machte eine Bewegung des Erstaunens, denn gerade neben ihnen tauchte die Gestalt dessen auf, von dem der Bajazzo soeben gesprochen hatte, die Gestalt Vater Mains.
    „Guten Abend, Monsieur Lemartel!“ grüßte dieser.
    „Vater Main! Wo kommen Sie her?“ fragte der, welchem der Gruß gegolten hatte.
    „Dort zur Tür herein. Sie beide waren so sehr in Ihre Unterhaltung vertieft, daß Sie meine Schritte gar nicht gehört haben.“
    „Und was wollen Sie?“
    „Ihren Schutz, Monsieur.“
    „Meinen Schutz? Alle Teufel! Ich will doch nicht etwa hoffen, daß Sie irgend eine Dummheit begangen haben, in welche Sie mich verwickeln wollen.“
    „Von einer Dummheit kann keine Rede sein, sondern höchstens von einem Unglück, von einem ganz verfluchten Unglück, welches mir widerfahren ist. Ich hatte einen Streich vor, so klug, wie ich noch niemals einen unternommen habe, und gerade dieser Geniestreich ist mißglückt. Die Polizei drang in mein Haus; ich mußte flüchten und bin gezwungen, mir ein Asyl zu suchen, wo ich für die nächsten Tage sicher bin.“
    Lemartel machte eine abwehrende Handbewegung und sagte:
    „Ich hoffe, daß Sie ein solches finden werden.“
    „Gewiß, Monsieur. Ich bin sogar überzeugt, es bereits gefunden zu haben.“
    „Meinen Sie etwa, hier bei mir?“
    „Gewiß!“
    „Sie irren sich. Lassen Sie mich vor allen Dingen den Geniestreich wissen, welcher Ihnen verunglückt ist.“
    „Das ist gar nicht nötig. Sprechen wir nicht darüber.“
    Da ergriff der Bajazzo das Wort, indem er den Wirt fragte:
    „Du meinst wohl die Geschichte mit der Generalstochter?“
    „Ja, freilich!“
    „Alle Teufel! Der Coup ist nicht gelungen?“
    „Er war gelungen. Wir bekamen sie gestern abend in unsere Gewalt; morgen vormittag wollte ihr Großvater hunderttausend Franken bezahlen; da aber kam heute ein Mensch, welcher im heimlichen Einvernehmen mit der Sally gesteckt hat. Sie lockten mich in den Keller, wo ich einen Schlag gegen den Kopf erhielt, welcher mich besinnungslos machte. Dann befreiten sie die Gefangene und töteten dabei Brecheisen und Dietrich, welche sich bei ihr befanden. Als ich wieder zu mir kam, war die Polizei bereits so nahe, daß mir kaum die Zeit zur Flucht übrig blieb.“
    Der Lumpenkrösus hatte diesem Bericht mit allen Zeichen des Schreckens

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