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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zugehört. Jetzt fragte er:
    „Was? Sie sind es gewesen? Sie haben den Raub ausgeführt, von welchem alle Journale erzählten?“
    „Ja, ich bin es gewesen“, antwortete Vater Main mit sichtbarem Stolz.
    „Um Gottes willen! Dann habe ich keinen Teil an Ihnen.“
    „Das heißt, daß Sie mich von sich weisen? Das wäre eine Unvorsichtigkeit, welche ich Ihnen nicht zutraue. Ich brauche ein solches Versteck, und Sie können mir ein solches gewähren. Zeigen Sie mir die Tür, so werde ich gefangen, und dann habe ich auch keine Verpflichtung, länger über das zu schweigen, was ich von Ihnen weiß!“
    „Sie haben das Schweigen bereits gebrochen.“
    „Ich? Gegen wen?“
    „Gegen diesen Menschen hier. Er kam, um mir eine Summe Geld abzupressen und glaubte, dies mit Hilfe des Geheimnisses zu erreichen, welches Sie ihm mitgeteilt haben.“
    „Der Bajazzo? Ah, der ist ein Freund von mir. Wir brauchen einander nichts zu verschweigen. Übrigens darf ich in meiner gegenwärtigen Lage durch unnütze Unterhandlungen keine Zeit verlieren. Geben Sie mir ein Asyl oder nicht?“
    „Nein.“
    „Gut. So wird ein gewisses kleines Kästchen noch heute in die Hände der Polizei gelangen.“
    Lemartel entfärbte sich, doch nahm er sich zusammen und sagte im Ton des Unglaubens und der Überlegenheit:
    „Drohen Sie mir doch nicht mit Dingen, welche gar nicht geschehen können. Sie haben Hals über Kopf fliehen müssen. Es ist Ihnen doch nicht möglich gewesen, das Kästchen zu retten.“
    Da warf der Wirt einen Blick, welcher heimlich sein und als Wink gelten sollte, auf den Bajazzo und sagte:
    „Sie befinden sich sehr im Irrtum, wenn Sie glauben, daß das Kästchen sich in meinem Gewahrsam befindet. Ich habe es an einem viel sichereren Ort deponiert. Nicht wahr, Bajazzo?“
    „Ja; ich selbst war mit dabei“, antwortete der Gefragte.
    Aber Lemartel hatte den Wink recht gut bemerkt; er wußte so ziemlich sicher, daß man ihn täuschen wolle. Er beschloß, den Klugen zu spielen und scheinbar nachzugeben. Darum sagte er:
    „Welch eine Unvorsichtigkeit! Sie haben das Kästchen nicht mehr bei sich?“
    „Nein“, antwortete der Wirt, indem er dem Bajazzo einen befriedigten Blick zuwarf.
    „Wo aber befindet es sich jetzt?“
    „Das ist unser Geheimnis. Geben Sie mir für einige Tage ein Versteck, so sollen Sie als Belohnung das Kästchen zurück erhalten.“
    „Hm! Darf ich diesem Versprechen glauben?“
    „Ich schwöre es Ihnen zu.“
    „Gut, so werde ich Sie beherbergen, obgleich ich mich dadurch in die allergrößte Gefahr begebe. Aber, was wollen Sie dann beginnen? In Paris dürfen Sie sich nie wieder sehen lassen.“
    Der Wirt dachte einen Augenblick nach und antwortete dann:
    „Es ist bereits beschlossen, was ich tun werde; nämlich ich gehe unter die Franctireurs.“
    Dieser Gedanke frappierte den Lumpenkönig.
    „Unter die Franctireurs?“ fragte er. „Ich habe zwar gehört, was auch andere hören, ich weiß, daß man im stillen Freicorps rüstet, aber ob Sie Annahme finden werden, das ist denn doch wohl zu bezweifeln. Man wird nach der Legitimation fragen.“
    „Das fällt dem alten Kapitän sicherlich nicht ein.“
    „Dem alten Kapitän? Wer ist dieser Mann?“
    „Haben Sie von ihm noch nichts gehört? Er scheint eine Hauptrolle in der Organisation der Franctireurs zu spielen. Er heißt Albin Richemonte, war Kapitän der alten Kaisergarde und wohnt auf Schloß Ortry in der Nähe von Thionville. Zu ihm gehe ich.“
    Es war ein eigentümlicher Ausdruck, welcher sich jetzt auf dem blatternarbigen Gesicht des Lumpensammlers zeigte. Er war vorhin von dem Bajazzo Henry de Lormelle genannt worden, und diesen Namen hatte ja jener Diener Richemontes und des Grafen Rallion angenommen gehabt, welcher die Familie Königsau um die Kaufsumme ihrer Besitzung beraubt hatte. Er beherrschte seine innere Aufregung und sagte:
    „Der Mann ist mir unbekannt. Wenn er Sie aufnehmen will, so mag es mir recht sein. Haben Sie denn Reisegeld?“
    „Leider nein. Ich denke, daß Sie mich mit einer kleinen Summe versehen werden.“
    „Gerade so wie mich“, fiel der Bajazzo ein.
    Der Lumpenkönig schien mürbe gemacht worden zu sein. Er meinte:
    „Gut, ich will einmal Rücksicht nehmen. Ich zahle zweitausend Franken, wenn ich das Kästchen erhalte.“
    „Sie erhalten es.“
    „Wann?“
    „In der Stunde, in welcher ich das Asyl verlasse, welches ich bei Ihnen finden werde, Monsieur Lemartel.“
    „Warum nicht eher?“
    „Weil ich

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