Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mit dem Kalabreser.
    „Vier Brötchen?!“
    „Nebst Schinken und Wiegebraten?!“
    „Jawohl, meine Herren“, antwortete der Kellner. „Die Herrschaften sind Zeugen, daß Sie mich umgerissen haben.“
    Er deutete dabei auf das Publikum, welches sich im Augenblick an dem Unglücksort versammelt hatte. Ein allgemeines Kopfnicken und Beifallsmurmeln gab ihm recht.
    „Ich war es nicht!“ sagte der Hohe.
    „Und ich noch viel weniger“, meinte der Dicke. „Mein Bauch hat keine Ecken, an denen Kellner hängen bleiben.“
    „Herr! Sie waren es!“
    „Herr! Sie sind's gewesen!“
    „Morbleu! Wissen Sie, wer und was ich bin?“
    „Hm! Viel wohl nicht.“
    Dabei warf der mit dem Kalabreser dem Künstler einen höchst verächtlichen Blick zu. Dieser letztere war darob im äußersten Grad erzürnt und rief:
    „Ich heiße Haller und bin Maler.“
    „Stubenmaler etwa?“
    „Nein, sondern Kunstmaler. Ich bin aus Stuttgart.“
    Da heiterte sich das glänzende Gesicht des kleinen Dicken auf. Er sagte, bereits viel weniger zornig:
    „Herr, ich bin auch Maler!“
    „Stubenmaler?“
    „Nein, sondern Kunstmaler. Mein Lieblingsgenre sind Viehporträts.“
    „Wo sind Sie her?“
    „Aus Berlin.“
    „Wie heißen Sie?“
    „Kennen Sie meinen Namen noch nicht? Ich heiße Hieronymus Aurelius Schneffke. Wir sind also Kollegen, Herr!“
    Jetzt war aller Groll aus dem Gesicht des Dicken gewichen. Das schien den Langen zu rühren.
    „Ja, Kollegen“, nickte er.
    „Was wollen Sie in Tharandt?“
    „Die ‚Heiligen Hallen‘ sehen.“
    „Ich auch. Wollen wir uns aneinanderschließen, Herr Kollege?“
    „Mir recht.“
    „Gut! So wollen wir auch diesen Pechvogel gemeinsam bezahlen!“
    „Ich mache mit.“
    „Das beträgt pro Mann siebenundzwanzig Groschen neun und einen halben Pfennig. Den Halben spielen wir auf dem Billard aus. Nicht?“
    „Einverstanden!“
    „Schön! Die Hand auf, Kellner! Hier ist Asche. Aber ein anderes Mal schwänzeln sie nicht so nahe an uns vorüber, zumal man die Augen nicht auf dem Rücken hat; das ist doch so richtig wie Pudding. Kommen Sie, mein bester Herr Kollege!“
    Der Dicke nahm Mappe und Regenschirm unter den linken, und der Lange nahm diese Gegenstände unter den rechten Arm. Die beiden freien Arme aber schlangen sie ineinander und wanderten also dem Ort zu, von einem fröhlichen Gelächter des Publikums begleitet.
    Haller hatte etwas Vornehmes, Aristokratisches an sich; aber sein Gesicht zeigte einen offenen, gutmütigen Ausdruck. Er schien mit dem Dicken vollständig ausgesöhnt.
    „Also aus Berlin sind Sie?“ fragte er diesen im Gehen.
    „Jawohl, Herr Kollege.“
    „Sind Sie da bekannt?“
    „Sehr sogar!“
    „Kennen Sie eine Familie Königsau?“
    „Ja, sogar sehr gut. Bei diesen Leuten wohne ich ja.“
    „Ah, wirklich? Das trifft sich prächtig! Es ist ein Großvater da?“
    „Das stimmt!“
    „Und eine Tochter, ein sehr hübsches Mädchen?“
    „Hübsch ist sie, ja“, meinte der mit dem Kalabreser, indem er mit der Zunge schnalzte.
    „Könnten Sie mich in die Familie einführen?“
    „Mit dem größten Vergnügen, verehrtester Herr Kollege. Wann werden Sie nach Berlin kommen?“
    „Ich fahre bereits morgen vormittag hin.“
    „Donnerwetter, ich auch! Wir passen zusammen! Uns hat das Schicksal für irgendeinen großen, erhabenen Zweck zusammengeführt.“
    „Fast scheint es so.“
    „Fahren wir morgen zusammen!“
    „Gern!“
    „Heute genießen wir Tharandts ‚Heilige Hallen‘ in Gemeinschaft!“
    „Ist mir lieb.“
    „Und jetzt schwenken wir hier in diese Kneipe ein, um unsere Bekanntschaft mit etwas Nassem zu befeuchten!“
    „Ich schließe mich an.“
    Sie traten in die Restauration und ließen sich eine Flasche Wein geben. Der Kleine wollte das Vorrecht, sie zu bezahlen, für sich in Anspruch nehmen. Dieselbe Forderung aber erhob der Lange auch, und so kamen sie überein, jeder die Hälfte zu entrichten.
    „Also, Sie wohnen wirklich bei Königsau?“ fragte Haller, als das Gespräch in Fluß geraten war.
    „Freilich! Bereits seit langer Zeit.“
    „Kommt Moltke zuweilen hin?“
    „Moltke?“ fragte der Dicke verwundert. „Nein.“
    „Oder Bismarck?“
    „Nie.“
    „Oder verkehren andere höhere Offiziere und Diplomaten dort?“
    „Ich wüßte nicht, was die da wollten und sollten. Solche Leute kaufen ihre Handschuhe im großen und ganzen und lassen sie niemals färben.“
    „Ihre Handschuhe?“
    „Ja. Der Königsau ist

Weitere Kostenlose Bücher