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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erklären.
    Die beiden, er und der Kapitän, hatten sich nach und nach immer besser kennengelernt. Jeder erblickte ein höchst brauchbares Werkzeug in dem anderen. War der Graf feig und gewissenlos, so war der Kapitän frech und rücksichtslos. Der erstere hielt es am liebsten mit der weniger gefährlichen Hinterlist, während der letztere vor keiner Gefahr, vor keiner Tat zurückbebte, wenn es galt, seinen Zweck zu erreichen. So ergänzten sich beide, sobald ihre Zwecke dieselben waren, und dieser Fall kam nicht sehr selten vor.
    Wenn sie beieinander saßen, kam die Rede stets auf die Familie Königsau. Beide fühlten sich sehr befriedigt darüber, daß es ihnen gelungen war, ihr den Meierhof Jeanette zu entreißen; aber noch weit größere Freude hätten sie empfunden, wenn ihnen die Mittel gegeben wären, diese verhaßte Familie ganz und vollständig zu verderben.
    So befanden sie sich einst bei einer abermaligen Anwesenheit des Grafen in dem Zimmer des Kapitäns und unterhielten sich über dieses Thema. Sie suchten mit wahrhaft diabolischem Scharfsinn nach einem Weg, auf welchem es möglich sei, eine vollständige Rache auszuüben, aber all ihr Sinnen und Forschen führte zu keinem befriedigenden Resultat. Darum gingen sie mißmutig auseinander, um sich schlafen zu legen.
    Der Kapitän hatte die Gewohnheit, stets, bevor er sich zur Ruhe begab, seine geschäftlichen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Er hatte heute von einem Getreidehändler eine größere Summe Geld geschickt bekommen, welche von ihm noch nicht gebucht und nachgezählt worden war. Darum schloß er den Laden, setzte sich an den Schreibtisch und zog das Geld hervor.
    Die leichte Arbeit war bald getan, und eben hatte er das Geld in Beutel gegeben, wieder verschlossen und den Schlüssel zu sich gesteckt, als es ihm war, als ob er draußen auf dem Gang leise Schritte vernehme.
    Er lauschte. Ja, wirklich! Da draußen schlich sich jemand näher und hielt vor seiner Tür an. Wer war das? Was wollte man? Kam ein Diener, um ihm noch etwas Notwendiges mitzuteilen? Das war sehr unwahrscheinlich. Er hatte Geld gezählt; der Gedanke an einen Dieb lag ihm daher nahe. Rasch entschlossen, wie er war, löschte er sein Licht aus, nahm das Terzerol, welches stets geladen neben seinem Bett hing, und legte sich in das Bett. Er deckte sich so zu, daß nur sein Kopf zu sehen war, so, daß man nicht bemerken konnte, daß er noch angekleidet sei.
    Das Terzerol schußbereit haltend, wartete er still und bewegungslos der Dinge, die da kommen sollten.
    Er brauchte nicht lange zu warten. Er bemerkte, daß fast unhörbar von außen ein Schlüssel angesteckt wurde. Er hatte den seinigen von innen abgezogen und dann den Nachtriegel vorgeschoben. Nach seiner Ansicht war es also unmöglich, in das Zimmer zu gelangen, da der Nachtriegel ja nicht mittels eines Schlüssels zurückgeschoben werden konnte. Aber er täuschte sich. Zu seinem Erstaunen hörte er, daß der Riegel leise, ganz leise sich bewegte, und ein kühler Luftzug, welcher hereindrang, verriet ihm trotz der Dunkelheit, daß die Tür geöffnet worden sei.
    Er lauschte in atemloser Spannung. Eine ganze Weile lang war nicht der Hauch eines Geräusches zu vernehmen. Es stand fest, daß derjenige, welcher geöffnet hatte, unter der Tür stand, um zu hören, ob der Kapitän fest schlafe. Dieser ließ daher jetzt ruhige, gleichmäßige Atemzüge ertönen.
    Diese Manipulation war von Erfolg. Fast unhörbare Schritte nahten sich langsam. Abermals wurde gelauscht, und dann erhellte ein plötzlicher Lichtstrahl das ganze Zimmer.
    Der Kapitän hielt das eine Auge fest geschlossen; das aber, welches mehr im Schatten war, öffnete er ein ganz klein wenig und gewahrte so einen Mann, welcher ungefähr drei Fuß vor seinem Bett stand und den Schein einer rasch geöffneten Blendlaterne auf das letztere fallen ließ. Eine Waffe war nicht zu sehen. Er hatte eine Maske vor das Gesicht gebunden und beobachtete den Kapitän, ob derselbe wirklich fest im Schlaf liege.
    Richemonte setzte sein ruhiges Atmen fort, war aber bereit, bei der geringsten gefährlich erscheinenden Bewegung des Eingedrungenen die Hand mit dem Terzerol unter der Bettdecke hervorzustrecken.
    Der Maskierte schien befriedigt zu sein. Er wendete sich ab und trat völlig unhörbar zum Schreibtisch. Dabei fiel der Schein der Laterne auf die Tür, und der Kapitän bemerkte, daß dieselbe zugeklinkt worden sei. Der Dieb schien in seinem Handwerk außerordentlich gewandt und

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