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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welcher derselbe in ihrem Besitz gewesen war, Entschädigung zu zahlen.
    Es war das kein geringer Verlust, welcher sie traf, aber sie verschmerzten ihn doch bei dem Gedanken, daß sie durch ihn noch lange nicht verarmt seien. Besaßen sie doch ihre zwei Güter, welche ihnen niemand nehmen konnte.
    Niemand? Wie leicht ist oft etwas möglich, was unmöglich scheint! Der erste Blitz, welchen die im Südwesten aufgegangene Gewitterwolke entsendete, hatte getroffen, wenn auch nicht zerstörend gewirkt. War aber dadurch die elektrische Spannung ausgeglichen worden?
    Der falsche Baron de Sainte-Marie hatte den Besitz der Meierei angetreten, aber nicht selbständig, sondern unter der heimlichen Bevormundung des alten Kapitäns. Dieser hatte ein doppeltes Spiel erreicht. Er war, wenn auch nicht der nominelle, aber doch der tatsächliche Gebieter von Jeanette geworden und hatte sich zugleich an seinem Todfeind gerächt.
    Der Baron spielte in jeder Beziehung eine jämmerliche Rolle, freilich ohne sich derselben zu schämen. Ein einziges Mal hatte er es gewagt, dem Kapitän Widerstand leisten zu wollen, war aber auf das Energischste zurückgewiesen worden. Der Kapitän hatte ihm erklärt, daß er hier auf dem Meierhof nichts zu sagen habe.
    „Aber wer ist der Herr?“ hatte der Baron gefragt. „Du oder ich?“
    „Ich!“ hatte die feste und bestimmte Antwort gelautet.
    „So? Ah! Und wer ist der Baron?“
    „Du bist es; aber durch einen Mord. Du hast den Sohn des Einsiedlers erschossen und dich an seine Stelle gesetzt. Ich will dir ein für alle Mal sagen, daß du mich nicht beherrschen kannst. Hüte dich, mich zu reizen! Der Versuch würde dich deine Baronie kosten.“
    „Willst du etwa damit sagen, daß du mich als Mörder anzeigen willst?“
    „Ja, nichts anderes.“
    „Du hast mir dabei geholfen!“
    „Beweise es!“
    „So beweise, daß ich der Mörder war, ohne daß du dabei gezwungen sein wirst, deine Mittäterschaft einzugestehen!“
    „Rede nicht kindisch! Ich werde es dir natürlich nicht sagen, wie ich es anfangen würde, dich unschädlich zu machen, du weißt ganz genau, daß du mir nicht gewachsen bist, und das ist genug. Sei froh, daß du, der einstige Spion, Baron de Sainte-Marie genannt wirst und ein behagliches, ruhiges und sorgenfreies Leben führen kannst, und sei ferner froh, daß ich dir deinen glühendsten Wunsch erfüllt habe, das schönste Weib der Erde zu besitzen!“
    „Du meinst Liama?“
    „Wen sonst?“
    „Die ist ja nicht mein Weib!“
    „Das ist nicht meine Sache, sondern die deinige. Bist du so dumm, sie nicht faktisch als Frau zu besitzen, so ist das deine eigene Schuld.“
    „Ich bin ja nicht mit ihr getraut. Sie ist Mohammedanerin geblieben.“
    „Das braucht kein Mensch zu wissen.“
    „Und sie läßt sich von mir nicht berühren.“
    „So handelst du eben geradezu lächerlich. Du bist in sie verliebt noch weiter als bis zu den Ohren, du girrst um sie wie ein Täuberich um sein Täubchen, sie befindet sich vollständig in deiner Gewalt, und doch wagst du es nicht, sie anzurühren. Das verstehe, wer es verstehen kann; ich aber vermag nicht, es zu begreifen.“
    Und doch war es sehr leicht zu begreifen. Einer reinen, keuschen Weiblichkeit gegenüber fühlt ein mutloser Bösewicht sich ohne Macht. Das konnte der Kapitän, welcher doch ein Menschenkenner war, sich leicht sagen.
    Diese beiden Menschen hatten Liama aus ihrer Heimat durch einen gräßlichen Betrug hinweggelockt. Sie hatte ihnen vertraut und war ihnen in der Überzeugung gefolgt, dadurch ihren Vater und den geliebten Mann zu retten. Später hatte sie Gelegenheit gehabt, ihr Tun und Treiben zu beobachten, und war mißtrauisch geworden. Es war ihr der Zweifel gekommen, ob das ihr gegebene Versprechen erfüllt worden sei. Sie hatte nach Beweisen verlangt, daß ihr Mann und ihr Vater am Leben geblieben seien, diese Beweise waren ihr nicht geliefert worden. Hatte sie die beiden bereits früher gehaßt, so haßte sie dieselben jetzt noch viel mehr. Es kam ihr der Gedanke an Flucht; aber wie sollte sie diese bewerkstelligen? Sie verstand kein Wort Französisch, sie wurde in Jeanette fast wie eine Gefangene gehalten und bemerkte, daß sie keinen einzigen Augenblick ohne Aufsicht gelassen wurde. Der Kapitän war von allem Anfang an gegen die wahnwitzige Liebe seines Verwandten gewesen, er hatte dennoch Gründe gehabt, derselben zu willfahren, aber er sah gar wohl ein, in welcher Gefahr er Liama gegenüber sich stetig befand,

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