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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Minuten.“
    „Donnerwetter. Der Postillion sagte ja, daß er fünfzig Minuten hier zu warten habe.“
    „Da haben Sie gewaltig verkehrte Ohren gehabt. Hier wird zehn Minuten gehalten, keine Sekunde länger.“
    „Er sagte fünfzig. Ich werde mich beschweren.“
    „Versuchen Sie es! Es wird Ihnen nichts helfen. Übrigens meinte der andere Passagier, daß wir Sie nicht zu suchen brauchten.“
    „Ah! Wieso?“
    „Das weiß ich nicht. Wohin wollen Sie denn?“
    „Nach Drengfurth.“
    „Dahin gibt es jetzt keine Gelegenheit.“
    „Kann ich denn keinen Wagen bekommen?“
    „Nein. Kein Mensch im Dorf hat einen Kutschenwagen; aber am Nachmittag kommt ein Stellwagen durch, auf dem Sie einen Platz finden werden.“
    „So werde ich warten. Sagen Sie einmal, wie lange muß man fahren, um jenseits des Dorfes durch den Wald zu kommen.“
    „Wie lange? Das ist kein Wald, sondern nur ein kleines Eckchen Holz. In zwei Minuten ist man hindurch.“
    „Es gibt aber ein Forsthaus da?“
    „Nein.“
    „Wie? Auch keinen Förster?“
    „Fällt niemand ein.“
    Jetzt sah Rallion ein, auf welch schmähliche Weise er sich blamiert hatte. Er biß die Zähne zusammen und wollte etwas sagen, um seine üble Laune an dem Wirt abzuleiten, als draußen ein Kutschenwagen im Trab angerollt kam und vor der Tür hielt. Der Kutscher klatschte mit der Peitsche und fragte, als der Wirt herbeieilte:
    „Ist die Post längst vorüber?“
    „Seit einer halben Stunde.“
    „Danke! Adieu!“
    Er wollte eben die Zügel aufnehmen, wurde aber daran gehindert. Der Kutschenschlag wurde nämlich geöffnet, und der Insasse sprang heraus.
    „Halten bleiben!“ gebot er dem Kutscher. Dann wollte er eiligen Schrittes in das Haus treten; dort aber kam ihm Rallion bereits entgegen.
    „Kapitän, Sie hier?“ rief der letztere.
    „Ja, ich!“ antwortete Richemonte. „Ich sah Sie am Fenster stehen und stieg natürlich sofort aus.“
    „Welch ein Zusammentreffen! Aber sagen Sie, was Sie veranlaßt, in diese Gegend zu kommen.“
    „Was haben Sie hier im Koffer?“ fragte statt einer Antwort der Kapitän, indem er auf das Köfferchen deutete, welches der Graf noch immer in der Hand hatte.
    „Geld.“
    „Ah so! Hinein damit in den Wagen! Übrigens, da ich Sie hier treffe, haben wir Zeit. Kommen Sie, um nicht gehört zu werden. Die Pferde mögen einige Minuten ruhen.“
    Er nahm den Arm des Grafen unter den seinigen und schritt mit ihm abseits.
    „Haben Sie wirklich geglaubt, lieber Graf“, fragte er dann, „daß ich mich um diese wichtige Angelegenheit nicht weiter kümmern werde? Wie weit sind Sie?“
    „Ich denke, daß die Sache heute oder morgen entschieden sein wird.“
    „Wieso?“
    Rallion unterrichtete den Kapitän über den Stand der Dinge und meinte dann:
    „Aber Sie hier zu sehen habe ich nicht erwartet.“
    „Nicht wahr?“ lachte der Kapitän. „Ich komme, um einen Fehler gutzumachen, welchen wir begangen hätten und der uns großen Schaden bereiten müßte.“
    „Welchen?“
    „Denken Sie sich einmal, was wir beabsichtigen, was geschehen soll. Nachdem Henry verschwunden ist, erfährt dieser Königsau, daß Graf Rallion der eigentliche Käufer ist.“
    „Was weiter. Was kann das mir schaden?“
    „Ungeheuer viel. Graf Rallion ist sein Todfeind. Dieser Deutsche wird die Tat, welche ihn ruiniert, mit dieser Todfeindschaft in Verbindung bringen; er wird sich an die Polizei wenden; man wird nachforschen, und was wird man erfahren?“
    „Nun?“
    „Daß Graf Rallion, der Käufer, mit diesem sogenannten Henry de Lormelle im Einvernehmen gestanden hat.“
    „Alle Teufel! Ich muß aber doch mit Henry im Einvernehmen bleiben.“
    „Nein! Das dürfen Sie nicht. Das eben ist mir nachträglich eingefallen, und daher komme ich Ihnen nach.“
    „Wie aber haben Sie mich gefunden?“
    „Ich wußte die Adresse des Juden. Dort erfuhr ich, daß Sie in Rastenburg seien, und da angekommen, wo Sie sich eines anderen Namens bedient hatten, erfragte ich dennoch, daß Sie mit der Post abgereist seien. Ich nahm ein Privatfuhrwerk, eilte Ihnen nach und – da bin ich.“
    „Ist mir lieb! Also Sie wollen den Henry auf sich nehmen?“
    „Ja. Sie müssen Ihr Alibi nachweisen können. Man wird erforschen, daß Sie sich zur Zeit der Tat in dieser Gegend befunden haben, aber man darf Ihnen nicht sagen können, daß Sie diesen Henry de Lormelle gesprochen oder auch nur gesehen haben.“
    „Wie aber wollen Sie ihn treffen, ohne von anderen bemerkt zu

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