57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
werden?“
„Dafür lassen Sie mich sorgen! Aber sagen Sie mir zunächst, was Sie so allein hier tun, und wohin die Postkutsche ist, welcher Sie sich anvertraut hatten.“
„Ja, mein lieber Kapitän, das ist eine ganz verteufelte Angelegenheit. Ich steige heute in den Wagen, und wer sitzt drin? Raten Sie einmal!“
„Einer von den Königsaus?“
„Zwar kein Königsau, aber ebenso schlimm, ein Verwandter von ihnen, nämlich dieser Graf von Goldberg –“
„Der Mann Ihrer Cousine?“
„Ja.“
„Ich denke, er befindet sich in Berlin! Was will er hier?“
„Weiß ich es?“
„Hat er Sie erkannt?“
„Ich denke, nein“, antwortete Rallion zögernd. „Sobald ich ihn bei Tagesanbruch erkannte, bin ich hier ausgestiegen.“
„Eine Vorsicht, welche ich loben muß. Aber sagten Sie mir nicht, daß Königsau, um sich entscheiden zu können, einen Brief aus Berlin erwarte?“
„So ist es.“
„Nun, dann ist Goldberg dieser Brief. Er kommt persönlich, und wir sind nun sicher, daß die Entscheidung vor der Tür steht. Kommen Sie, steigen wir ein.“
„Bis wohin fahren wir?“
„Sie bis Drengfurth, wo Sie aussteigen, ohne daß ich mich sehen lasse. Ich fahre dann irgendwohin, wo ich den Kutscher loswerden kann, ohne Verdacht zu erregen. Wenn ich mit Ihnen zu sprechen habe, werde ich Sie zu finden wissen. Schlau wird das allerdings anzufangen sein, denn auch mich darf man mit Ihnen jetzt nicht zu sehen bekommen.“ –
Kunz von Goldberg, war mit der Post weiter gefahren und hatte über das Zusammentreffen mit Rallion ein innerliches Gaudium gefühlt. Welche Bedeutung diese Begegnung für die Familie Königsau haben sollte, davon hatte er allerdings keine Ahnung.
Auf Breitenheim richtete sein Erscheinen große Freude an. Er eilte gleich nach dem Aussteigen in das ihm wohlbekannte Zimmer, in welchem sich die Familie zu befinden pflegte, und traf hier Margot und Ida, ihre Schwiegertochter. Er umarmte beide herzlich und fragte dann nach Königsau.
„Er befindet sich bei den Gästen“, antwortete Margot. „Ah, ich habe noch gar nicht gesagt, wen wir hier haben.“
„Ich werde es wohl erfahren.“
„Es ist der polnische Graf von Smirnoff, welcher sich als Käufer präsentiert, und ein Berliner Bankier, welcher seine finanzielle Beihilfe zu sein scheint. Mein Mann hat mit Sehnsucht auf Ihre Antwort gewartet, lieber Kunz.“
„Ich habe es vorgezogen, Sie persönlich zu bringen und Ihnen meinen Beirat anzubieten, da Gebhard nicht anwesend ist.“
„Wir sind Ihnen zu großem Dank verbunden. Welchen Bescheid aber bringen Sie uns?“
„Einen guten. Man sieht nicht die Spur eines Grundes, einer rein geschäftlichen Entschließung eurerseits hindernd in den Weg zu treten, sondern, was ich mir gleich dachte, man sagte sich, daß ihr Herr eures Besitzes seid und mit demselben tun könnt, was euch beliebt.“
„So befürchte ich, daß Hugo verkaufen wird!“
„Sie befürchten es?“ fragte Goldberg. „Warum befürchten?“
„Glauben Sie nicht, daß man nur ungern von hier scheidet?“
„Das glaube ich Ihnen ohne alle Versicherung. Aber bedenken Sie den Vorteil des Handels, welcher Ihnen in Aussicht steht.“
„Wiegt dieser pekuniäre Vorteil das auf, was wir nach unserem Wegzug von hier vermissen werden?“
„Ja, das bin ich überzeugt, liebe Tante. Ich habe gar wohl geahnt, daß Sie gegen diesen Verkauf sein werden, und darum bin ich ja gekommen, um mit Ihnen zu sprechen.“
„Sie wollen mir zureden?“
„Ja, das gestehe ich Ihnen offen. Ich möchte Sie bitten, nicht allein Ihre Gefühle zu berücksichtigen, sondern vor allen Dingen an Ihre Kinder zu denken. Ihr kleiner Richard soll Offizier werden; da ist eine Vergrößerung des Vermögens um hunderttausend Taler oder gar noch mehr wohl mit in Rechnung zu ziehen.“
„Das mag sein. Wir Frauen rechnen weniger nach Zahlen; unser Einmaleins ist das Gefühl, und das ist nicht immer untrüglich.“
„Sie werden also nicht dagegen sein, liebe Tante?“
„Nein“, antwortete sie mit einem milden Lächeln, in welchem sich fast eine Art Entsagung aussprach.
„Was hat Gebhard geantwortet?“
„Auch er ist Ihrer Meinung. Wir sollen verkaufen.“
„Sehen Sie! Ich bin überzeugt, daß Sie die mit dem Verkauf in Verbindung stehende Ortsveränderung bald überwinden werden, und ich hoffe, daß Onkel Königsau mir beistimmt.“
Er hatte richtig vermutet. Königsau hatte fünfzigtausend Taler mehr verlangt, und der Pole war mit der
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