57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris
Bitte um eine kurze Überlegungsfrist hervorgetreten. Während derselben hatte er sich bei Rallion Instruktion geholt und den Auftrag erhalten, die geforderte Summe zu zahlen. Rallion war ja überzeugt, nicht nur in den Besitz der beiden Güter zu gelangen, sondern die Kaufsumme auch wieder zu erhalten, welche er dann mit dem Kapitän teilen wollte.
DRITTES KAPITEL
Verarmt
Der Handel wurde abgeschlossen und unter Hinzuziehung gültiger Zeugen mit gerichtlicher Hilfe rechtskräftig gemacht. Dann zahlte Smirnoff die vollständige Kaufsumme vor allen Anwesenden in barem Geld auf. Der geringste Teil bestand in wohlgezählten Geldrollen, das andere aber in Kassenscheinen. Das Geld wurde geprüft und für richtig erklärt.
Diese hohe Summe hatte sich in dem Köfferchen befunden, welchen Rallion bei sich geführt hatte. Auf die Frage nach der Rückgabe desselben hatte Smirnoff aus Höflichkeit erklärt, da er nun nicht mehr im Besitz des Geldes sei, so habe auch der Koffer keinen Wert mehr für ihn, und ihn dem Verkäufer geschenkt. Er ahnte gar nicht, wie schwer dieser Umstand in die Waagschale fallen werde.
Hugo von Königsau hatte den Koffer eigenhändig in sein Zimmer getragen und dort eingeschlossen. Ganz wie zufällig war ihm dabei auf dem Korridore Henry begegnet und dann nach den beiden Zimmern gegangen, welche ihm zur Wohnung angewiesen worden waren.
Dort öffnete er den großen Reisekoffer, welchen er mitgebracht hatte, räumte einige Wäschesachen zur Seite und zog zwei Gegenstände hervor. Der eine derselben war ein Köfferchen von ganz genau derselben Arbeit und Größe wie dasjenige, welches die Kaufsumme enthielt.
„Steine darin!“ murmelte der Franzose. „Was für Augen wird der Alte machen, wenn er sie anstatt des Geldes findet.“
Dann nahm er den anderen Gegenstand in die Hand. Es war ein Bund mit zahlreichen Nachschlüsseln.
„Ein Dietrich ist doch eine hübsche Erfindung“, flüsterte er leise vor sich hin. „Dieser Schlüssel öffnet die Zimmertür und dieser andere hier den Schrank, in welchen der Alte dem Vermuten nach den Koffer eingeschlossen hat. Jetzt gilt es, zur raschen Tat zu schreiten.“
Er steckte die beiden Schlüssel ein; da hörte er, daß Sand gegen sein Fenster geworfen wurde. Er lauschte. Abermals Sand. Schnell versteckte er den kleinen Koffer wieder in dem großen und verschloß den letzteren. Dann trat er an das Fenster und öffnete es.
„Pst“, hörte er es unten erklingen.
„Wer ist da?“ fragte er so leise wie möglich.
„Sind Sie Herr de Lormelle?“
„Ja.“
„Können Sie einmal herunterkommen?“
„Wozu?“
„Das kann ich nicht so da hinaufrufen. Kommen Sie sogleich nach der großen Kastanie im Garten!“
„Wer sind Sie?“
„Das erfahren Sie nachher!“
„Ist es so sehr notwendig?“
„Ja.“
„Gut, ich komme.“
Er verließ das Zimmer, verschloß es und ging nach dem Garten.
Da der bei einem Kauf gebräuchliche Schmaus gegeben wurde, so hatten sich die Bewohner des Schlosses mit den Gästen im Speisesaal versammelt, und die Diener waren so beschäftigt, daß Henry gar nicht beachtet wurde. Er gelangte ganz gut in den Garten und an die erwähnte Kastanie, unter welcher ihm eine lange, dunkle Gestalt entgegentrat.
„Henry?“ flüsterte dieselbe fragend.
„Ja“, antwortete er. „Wer sind Sie?“
„Ah, die Verkleidung scheint sehr gut zu sein, da du mich nicht erkennst.“
Diese Worte waren mit der natürlichen Stimme gesprochen worden. Der Diener trat bestürzt zurück.
„Wie? Höre ich recht?“
„Jedenfalls!“
„Sie sind es, Herr Kapitän.“
„Ja, ich.“
„Aber was wollen Sie hier? Wenn man Sie erwischt und festhält, so ist alles verraten.“
„Wieso? Erstens wird man mich nicht erwischen, festhalten aber gar nicht. Und selbst, wenn dies geschähe, so wäre doch noch nicht das mindeste verraten. Ich vermute, daß das Geld soeben erst in den Besitz Königsaus gelangt ist?“
„Vor einer Viertelstunde.“
„Du hast es also noch nicht?“
„Nein.“
„Nun, was sollte denn da verraten sein, wenn man mich erwischte! Übrigens hat meine Anwesenheit einen wohlüberlegten Zweck. Ich komme nämlich um deines eigenen Vorteils willen und bin froh, dich getroffen zu haben.“
„Darf ich fragen, inwiefern und weshalb?“
„Natürlich. Es war verabredet, daß du dich mit dem Geld entfernen solltest.“
„Das werde ich auch.“
„Nein; das geht nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil man sofort wissen
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