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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welches innerlich an ihr zehrt. Kommt der Schreck über den Verlust des ganzen Vermögens hinzu, so ist es leicht möglich, daß sie den Tod davon trägt. Darüber wollte ich mich freuen! Das wäre eine Rache, wie ich sie mir besser und leichter gar nicht wünschen könnte. Ich würde sogar noch fürstlich dafür bezahlt sein!“
    Und Henry, welcher betrogen werden sollte, schlich sich vorsichtig nach dem Schloß zurück und lachte:
    „Der alte Schlaukopf will mich betrügen; aber das soll ihm nicht gelingen. Wie würde er lachen, wenn er das Geld hätte und mir nichts davon zu geben brauchte. Ich könnte kein Wort dagegen sagen, denn ich bin der Dieb, der Einbrecher, und würde nur mich selbst in Strafe bringen. Dieser alte Kapitän weiß gut zu rechnen; aber dieses Mal soll er sich doch getäuscht haben.“
    Er gelangte in sein Zimmer zurück und zog ein Fläschchen hervor, um die beiden Nachschlüssel einzuölen. Dabei schritt er nachdenklich in der Stube auf und ab. Plötzlich flog ein lustiges Lächeln über sein Gesicht.
    „Donnerwetter“, murmelte er; „da kommt mir ein famoser Gedanke! Ja, der wird ausgeführt! Alle Teufel! Ich möchte das Gesicht des Alten sehen, wenn er den Koffer öffnet und den Zettel zu sehen bekommt!“
    Er setzte sich an den Tisch, nahm ein Stück Papier und schrieb mit Tinte in großer Schrift darauf:
    „Seinem lieben Freund und Kollegen Richemonte zum Andenken an den lieben Schatz, nach welchem ihm umsonst der Mund gewässert hat.
    Henry de Lormelle.“
    Nachdem die Schrift getrocknet war, legte er das Blatt zusammen und steckte es zu sich. Dann begab er sich nach dem Speisesaal, wo man ihn nicht vermißt zu haben schien. Hier blieb er eine ganze Weile, bis er die Überzeugung hegen durfte, daß jetzt niemand den Saal verlassen werde. Dann kehrte er in sein Zimmer zurück und nahm eine sehr lange und feste Schnur und das Köfferchen. Dann steckte er alles zu sich, was beim Auffinden ihm hätte schädlich werden können, und verließ das Zimmer. Er schloß die Tür zu und steckte den Schlüssel ein.
    Auf dieser Seite des Korridors war alles still und ruhig. Der Speisesaal lag auf der anderen Seite des Hauses.
    Rasch und unhörbar huschte er bis an die Tür, welche in das Zimmer Königsaus führte. Ein leises Klirren, und sie war geöffnet. Er trat ein und riegelte hinter sich zu. Er war auf diese Weise sicher, daß er nicht erwischt werden könne. Selbst wenn jemand kam, konnte er die Flucht durch das offene Fenster ergreifen.
    Es brannte kein Licht in dem Raum. Ein Streichholz flackerte in seinen Fingern auf. Beim Schein desselben bemerkte er, daß der gesuchte Koffer nicht zu sehen war und also eingeschlossen sein mußte. Er zog den zweiten Schlüssel hervor und öffnete mit demselben den bewußten Schrank. Richtig, er fühlte den gesuchten Gegenstand mit der Hand und nahm ihn heraus. Er stellte dafür den mitgebrachten kleinen Koffer hinein, welcher von derselben Schwere war. Dann verschloß er den Schrank wieder.
    Nun entrollte er die mitgebrachte Leine, band den gestohlenen Koffer daran und ließ ihn zum Fenster hinab. Er hatte sich am Tag genau orientiert und wußte, daß derselbe auf diese Weise hinter ein kleines Nachtschattengesträuch zu liegen komme. Es war so finster, daß selbst jemand, der sich nicht in ganz unmittelbarer Nähe befand, nichts bemerkt hätte.
    Jetzt zog er den Türriegel wieder zurück. Ein Blick durch die nur einen Spalt breite Türöffnung belehrte ihn, daß niemand zugegen sei, und so trat er heraus auf den Korridor, schloß zu, steckte den Schlüssel ein und begab sich hinab vor das Fenster.
    Der Raub war gelungen. Der Schlüssel steckte im Köfferchen. Er trug denselben nach dem hintersten Teil des Gartens, öffnete ihn, nahm den Inhalt heraus und versteckte ihn sorgfältig in die Ecke der Mauer. Dort lagen mehrere Steine, welche von schadhaften Stellen derselben gefallen waren. Mit diesen und mit herumliegendem Laub füllte er den Koffer, tat den Zettel dazu, welchen er geschrieben hatte, und verschloß ihn dann.
    Erst nun trug er ihn nach dem entgegengesetzten Teil des Gartens, wo unter der Kastanie der Kapitän auf ihn wartete. Dieser hörte ihn kommen und zog sich hinter den Stamm des Baums zurück. Der Nahende konnte ja auch ein anderer sein.
    „Pst!“ machte Henry.
    Der Alte regte sich nicht.
    „Pst, Herr Kapitän!“
    „Wer ist da?“ fragte dieser leise.
    „Ich, Henry!“
    „Ah“, atmete Richemonte erleichtert auf. „Nun?

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